Kreis Lörrach Keine abgehängten Räume im Land

Christoph Schennen
Andreas Schwarz, Josha Frey, Gerhard Zickenheiner und Peter Palme (von links) diskutierten am Donnerstag über die Zukunft des ländlichen Raums. Foto: Schennen

Bürgergespräch: Grüne diskutierten über die Zukunft dünn besiedelter Gegenden

Andreas Schwarz, Josha Frey, Gerhard Zickenheiner und Peter Palme haben im Hebelsaal im Museum über die Zukunft des ländlichen Raums diskutiert. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Grünen-Kreisverband Lörrach, moderiert vom Journalisten Franz Schmider.

Von Christoph Schennen

Kreis Lörrach. Peter Palme zählte die Herausforderungen auf, mit denen er in Zell als Bürgermeister konfrontiert ist. Es fehlen Erzieherinnen in den Kitas, weil Beschäftigte in die Schweiz abgeworben würden, weil dort das Doppelte gezahlt werde. Die Gemeinde muss für 6400 Einwohner 100 Kilometer Straße instand halten und ist regelmäßig mit wochenlangen Genehmigungsverfahren beschäftigt.

Palme sorgt sich auch um den Erhalt der Allmendflächen. „Sollten sie wegfallen, verhurstet die Landwirtschaft, und der Wald kommt nach unten“, befürchtet der Bürgermeister. Der Schwarzwald würde an optischer Qualität verlieren. Die Landwirte hätten zudem Angst davor, dass der Wolf ihre Weidetiere angreife.

Die Politik müsse sich seiner Ansicht nach überlegen, wie sie die kulturelle und politische Teilhabe im ländlichen Raum sicherstellen könne, befand der ehemalige Grünen-Bundestagsabgeordnete und Experte für den ländlichen Raum Gerhard Zickenheiner. Er wünscht sich mehr „Makerspaces“ im Schwarzwald, das sind Werkstätten mit gemeinsam angeschaffter Ausrüstung.

Landärztequote eingeführt

Für den Grünen-Fraktionsvorsitzenden im Landtag, Andreas Schwarz, steht fest, dass es in Baden-Württemberg keine abgehängten Räume gibt, sondern nur unterschiedliche Lebensverhältnisse. Das Land tue viel, um die dünn besiedelten Räume zu fördern. Er verwies unter anderem auf die Anreize für junge Mediziner, sich im ländlichen Raum niederzulassen, und die Mittelvervierfachung beim Ausbau des Breitbandnetzes.

Grünen-Kreis- und Stadträtin Margarete Kurfeß unterbrach ihn an einer Stelle, als es um die Missstände bei der Kinderbetreuung ging. Sie habe zwei Jahre die Gebühren für ihr Enkelkind bezahlt und sich über deren Höhe geärgert. Schwarz entgegnete ihr, dass der Angebotsausbau wichtiger sei als die Gebührenfreiheit. Er riet Kommunen, wenn möglich, vereinbarte Verwaltungsgemeinschaften zu gründen, weil man mit anderen Kommunen zusammen manche Aufgaben besser leisten könne.

Missstände verbessern

Grünen-Landtagsabgeordneter Josha Frey, meinte, die Aufgabe der Politik sei es, für gleiche Lebensverhältnisse im Land zu sorgen. Jeder Amtsträger müsse aus seiner Funktion heraus Missstände verbessern. Er halte es für sinnvoll, bei der Entscheidung über Fördermittel die Fläche höher zu gewichten als die Einwohnerzahl.

Hin und wieder schalteten sich Zuhörer in die Runde ein. Neben Kurfeß unter anderem Ulrike Fröhlich, Grüne-Gemeinderätin in Weil am Rhein. Sie berichtete davon, dass die Kinderbetreuungseinrichtungen keine Mitarbeiter für den Ganztagsbetrieb finden. „Viele Erzieherinnen wollen nur halbtags arbeiten.“

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