Von Susann Jekle
Projekt: Bei den Projekten KiSEL und Leuchtturm finden Kinder Anlaufstellen
Von Susann Jekle
Die Projekte KiSEL und Leuchtturm unterstützen Kinder mit suchtkranken oder psychisch kranken Eltern. Nun wollen sie ein gemeinsames Projekt starten. Die Weihnachtsaktion „Leser helfen Not leidenden Menschen“ des Verlagshauses Jaumann hat den Einrichtungen gemeinsam mit ihren Partnern im Rahmen der Benefizgala Binzener Runde eine Spende über 5000 Euro zukommen lassen.
Kreis Lörrach. Kinder von suchtkranken Eltern zählen zu einer Hochrisikogruppe – sie haben ein bis zu sechsfach höheres Risiko, selbst eine Sucht oder eine psychische Störung zu entwickeln. In diesem Bereich präventiv zu arbeiten, ist das Ziel von Frank Meißner und Jörg Breiholz. Meißner ist Leiter des Projekts KiSEL bei der Drogen- und Jugendberatungsstelle vom Arbeitskreis Rauschmittel. Seit elf Jahren gibt es KiSEL bereits, die Abkürzung steht für „Kinder suchtkranker Eltern“. Breiholz leitet das Projekt Leuchtturm der Diakonie, das es seit 2012 gibt.
Bei Leuchtturm geht es um Kinder psychisch kranker Eltern. Dass diese beiden Bereiche viele Ähnlichkeiten haben, wird in der Arbeit mit den Kindern deutlich. „Die Kinder merken, dass sie anders als ihre Klassenkameraden aufwachsen“, erklärt Jörg Breiholz. Laut Meißner ähnele sich die Lebenssituation der Kinder stark: wenn das Kind mittags nach Hause kommt und die Mutter oder der Vater mal wieder getrunken oder einen depressiven Schub hat, dann steht kein warmes Essen auf dem Tisch. „Die Kinder müssen sehr viel Verantwortung übernehmen, die nicht kindgerecht ist“, sagt Frank Meißner. „Sie haben das Gefühl, sie können sich auf nichts verlassen und niemand könne ihnen helfen.“
Hilfe bekommen bedürftige Kinder bei den Anlaufstellen von KiSEL und Leuchtturm. Während bei Leuchtturm derzeit neun Kinder betreut werden, kommen zu KiSEL 26 Kinder, die sich in vier Gruppen austauschen. Eine verlässliche erwachsene Bezugsperson über einen langen Zeitraum helfe Kindern erwiesenermaßen. Ziel sei es auch, die Kinder in Vereine zu integrieren und ihnen andere Hobbys zu eröffnen. Die Gruppen bei der Suchtberatung mit Fokus auf die Sucht beziehungsweise psychische Erkrankung der Eltern spielen jedoch eine besonders wichtige Rolle im Leben der Kinder. Meißner erläutert, dass es sich auch bei einer Suchterkrankung um eine psychische Erkrankung handelt.
Gemeinsame Sache machen für Kinder
KiSEL und Leuchtturm wollen nun gemeinsame Sache machen und Kindern, die unter den erschwerten Bedingungen mit psychisch kranken Eltern leben, helfen: Der Projektantrag dafür wird bald gestellt. „Wir wollen unsere Erfahrung zusammenführen und möglichst viele erreichen“, erklärt Jörg Breiholz.
Es ist in Ordnung, auch mal traurig zu sein
In den Hilfsgruppen lernen die Kinder, dass es in Ordnung ist, auch einmal wütend, ängstlich oder traurig zu sein. Eine Veränderung, über die sich Meißner besonders gefreut hat, ist der Fall eines Kindes, das erst nach über einem Jahr das erste Mal in der Gruppe gesprochen hat. „Das Kind war sehr stark verunsichert“, erinnert er sich. „Es lernte dann aber, über sich und die Situation zu Hause zu sprechen. Das war eine emotionale Entlastung.“ Dass die anderen Kinder in den Gruppen ähnliche Probleme haben, helfe vielen, sich zu öffnen. Breiholz erinnert sich daran, dass die Kinder bei Leuchtturm den Begriff „Klinik“ nicht einordnen konnten und sich nichts darunter vorstellen konnten, wenn ihre Eltern mal wieder in die Klinik mussten. Daraufhin wurde ein Besuch in der psychiatrischen Abteilung des Kreiskrankenhauses in Schopfheim organisiert. „Die Kinder haben ganz viele Fragen gestellt“, sagt Breiholz. „Der Besuch dort hat die Kinder befreit – jetzt können sie sich vorstellen, wie das ist, wenn die Eltern dorthin müssen.“