Kultur: Lörracher LeseLust auch im verflixten Corona-Jahr / Thema „Was ist eigentlich gerecht?“
Es ist weltweit wohl die einzige digitale Kinderbuchmesse. Dass es die 29. Auflage der beliebten und renommierten Veranstaltung in Lörrach in diesem Jahr überhaupt gibt, ist dem rührigen Engagement des ganzen Teams von Kinderlobby und Burghof zu verdanken.
Von Gabriele Hauger
Lörrach. Stand jetzt werden zum fantasievollen digitalen Angebot mit online- Workshops und Video-Lesungen vom 20. bis 22. November zwei Kindertheaterstücke im Burghof geboten. Dies kündigten Hausherr und ausgewiesener Kinderbuchmesse-Fan Markus Muffler und Hauptorganisatorin Birgit Degenhardt bei der gestrigen Pressekonferenz an.
„Was ist eigentlich gerecht?“ lautet das Thema dieses Jahres. Und da dürfte sich so manche Assoziation zur aktuellen Pandemie-Lage auftun. Darauf soll aber keineswegs der Schwerpunkt liegen. Gerechtigkeit ist ein weites Feld, das Kinder intensiv beschäftigt. Bestens passt dazu das Theaterstück „Bremer Stadtmusikanten. Alt und angestaubt? Von wegen! Die Schauspielerin Rike Schuberty hat den Stoff witzig und ungewöhnlich umgesetzt, schwärmt Degenhardt. Die vier Tiere haben hier verschiedene Nationalitäten und Sprachen – ein Grimm-Märchen voller Multikulti ab fünf Jahren. Für die Kleinsten ab drei gibt es ebenfalls von Schuberty „Mäuseken Wackelohr“ zu sehen nach einer Geschichte von Hans Fallada. Die Veranstalter sind sich bewusst, dass diese Aufführungen für Kinder und Eltern zunächst ungewohnt sind: Ab sechs Jahren muss Maske getragen werden. Es dürfen nur zwei Personen nebeneinander sitzen, selbst wenn Verwandtschaft besteht, Interaktion unerwünscht. Trotzdem hofft das Kinderbuchmesse-Team auf gute Resonanz.
Alle anderen Angebote sind digital. Dazu gehören drei Workshops: Philosophieren über Gerechtigkeit per Videokonferenz mit Mirja Blanchard und Ulrike Schlegel; eine Fotosafari mit Sandra Tell im Kinderzimmer, bei denen Eltern und Kinder Tandems bilden; und ein ebenfalls zweiteiliger Workshop mit Cerstin Thiemann, bei dem aus Kurzgeschichten und Comics Popup-Büchlein und Geschenkkarten gebastelt werden. Anmeldungen sind über die Werkraum Schöpflin-Homepage möglich.
Dazu gibt es jede Menge online-Buchtipps als Kurz-Videos. Zudem wurde im Vorfeld an ungewöhnlichen Orten gedreht und den Akteuren vom Oberbürgermeister bis zum Sparkassenchef wichtige Fragen gestellt: Was finden Sie gerecht? Was vermissen Sie in diesem Jahr? Was lesen Sie?
Es gibt zudem zweisprachige Video-Lesungen, „Promis“ stellen Bücher vor, und das Kinderbuchmesse-Team liest in Videos spannende Geschichten.
Spannend wird es auch, wenn Autoren und Illustratoren ihre Texte und Arbeitsweise vorstellen. Dabei werden auch Interaktionen geboten: von Konferenz-Call, Live-Stream über Bastel-Anregungen bis zu Telefon-Konferenzen.
Viele der digitalen Angebote sind wirklich nur „live“ im Netz zu verfolgen, betont Degenhardt. Andere sind online abrufbar, allerdings nur während der Dauer der Kinderbuchmesse.
Die Fokussierung aufs Digitale sehen Muffler und Degenhardt auch als Chance: Kinder gezielt an die Möglichkeiten der neuen Medien heranzuführen, dazu könne das maßgeschneiderte Angebot der digitalen Kinderbuchmesse einen wichtigen Beitrag leisten. Das gesamte Programm ab Anfang November unter: www.burghof-leselust.com
