Kreis Lörrach Kinderlächeln als schönster Dank

Adrian Steineck

Kinder- und Jugendhospizdienst: Angela Dubail-Tharps und Ewa Kuzma betreuen schwerkranke Menschen.

Kreis Lörrach - Wenn Kinder und Jugendliche schwer krank sind, ist dies für alle Beteiligten eine belastende Situation. Hilfe finden Betroffene beim ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst der Malteser.

Welche Voraussetzungen ein Helfer mitbringen sollte und dass es bei aller Belastung auch schöne Situationen gibt, darüber hat Adrian Steineck mit den beiden ehrenamtlichen Helfern Angela Dubail-Tharps und Ewa Kuzma gesprochen.

Frage: Frau Dubail-Tharps, Frau Kuzma, kürzlich stand in einer Schweizer Zeitung ein Bericht über eine Kinderhospizmitarbeiterin, die beschrieb, dass es um sie herum schlagartig still wird, wenn sie ihren Beruf nennt. Machen Sie ähnliche Erfahrungen?

Dubail-Tharps: Nein, ich erlebe eher, dass die meisten Menschen es toll finden, was wir machen, und wir Bewunderung ernten. Oft kommt dann der Satz: Ich könnte das nicht.

Kuzma: Das Thema Sterben muss thematisiert werden. Wir vom Hospizdienst begleiten das Leben, und zum Leben gehört auch der Tod.

Frage: Sie gehören zu den zwölf ehrenamtlichen Helfern, die im Landkreis Lörrach Familien mit schwerkranken Kindern und Jugendlichen begleiten. Was war Ihre Motivation, diese Tätigkeit auszuüben?

Dubail-Tharps: Ich wollte von dem Guten, was mir widerfahren ist, wieder etwas zurückgeben. Das Lachen im Gesicht eines Kindes ist das schönste Dankeschön für unsere Arbeit.

Kuzma: Früher war ich selbst als Chirurgin tätig und wollte schon lange in einem Hospiz arbeiten, weil der Tod häufig als Tabuthema behandelt wird. Als ich gelesen habe, dass die Malteser Helfer für den Kinder- und Jugendhospizdienst suchen, dachte ich: Das ist es.

Frage: Wie sieht Ihre Arbeit konkret aus?

Dubail-Tharps: Derzeit besuche ich ein zehnjähriges Mädchen, das nicht sprechen und nicht laufen kann. Aber sie versteht alles, und wir kommunizieren viel mit den Augen. Seit ein paar Monaten begleite ich diese Familie bereits, immer einmal in der Woche für zwei Stunden.

Kuzma: Ich betreue ein Baby, das schwer krank ist. Alle zwei Wochen bleibe ich vier Stunden lang bei ihm. In dieser Zeit kann die Familie mit ihrem zweiten, gesunden Kind Zeit verbringen. Bei unserer Arbeit geht es auch darum, einer Familie krankheitsfreie und entspannte Zeit zu schenken.

Frage: Das klingt zunächst alles sehr belastend. Aber gibt es dabei auch schöne, heitere Momente?

Kuzma: Ja, vor allem, wenn man merkt, dass das Kind glücklich ist. Man muss eine Vertrauensperson sein, und die Eltern müssen auch loslassen können, wenn man da ist.

Frage: Wie gehen Sie mit den belastenden Situationen um, die zwangsläufig auch vorkommen?

Kuzma: Ich war 40 Jahre Ärztin, da lernt man solche Situationen auszuhalten. Wir versuchen nicht zu heilen, aber wir haben die Gewissheit, dass wir helfen. Gut tut es auch, dass man mit einem guten Gewissen nach Hause kommt. Ich versuche auch, mir nicht auszumalen, wie es mit einem Kind weitergeht.

Dubail-Tharps: Beruflich mache ich etwas Anderes. Mir haben die Seminare geholfen, die man zur Vorbereitung auf diese Tätigkeit absolviert. Keiner, der das machen will, geht unvorbereitet hinein. Wir haben auch regelmäßige Supervision und fühlen uns sehr gut eingebettet.

Frage: Spielt es bei der Tätigkeit als ehrenamtlicher Helfer eine Rolle, wieviel Zeit man einbringen kann?

Dubail-Tharps: Das richtet sich nach der Familie. Bei mir kommt hinzu, dass ich noch arbeite. Generell kann sich jeder so stark einbringen, wie er es will oder es ihm möglich ist.

Frage: Haben Sie selbst sich durch die Arbeit verändert? Nehmen Sie etwa Dinge bewusster wahr, weil sie regelmäßig mit der Endlichkeit des Lebens konfrontiert sind?

Dubail-Tharps: Ja, die Proritäten haben sich durchaus verändert – zum Vorteil, wie ich finde. Man macht vieles bewusster und überlegt, was einem im Leben wichtig ist.

Frage: Wie würden Sie jemanden davon überzeugen, Helfer zu werden?

Kuzma: Man kann niemanden dazu animieren, es muss aus einem selbst kommen. Kollegen von mir haben in Afrika gearbeitet und dort viele Sterbende gesehen. Das hätte ich niemals tun können. Umgekehrt aber bewundern mich diese Kollege wiederum für das, was ich tue.

Dubail-Tharps: Der Wunsch zum Helfen muss bei jedem Interessierten von innen kommen. Da wäre Überzeugungsarbeit vollkommen fehl am Platz.

Der Malteser Hilfsdienst ist mit 47 000 ehrenamtlichen Helfern in Deutschland das größte Hilfswerk des katholischen Malteserordens. Der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst Lörrach-Hochrhein der Malteser mit Sitz in Steinen kooperiert mit spezialisierten ambulanten Pflegediensten und dem auf ambulante pädiatrische Palliativversorgung spezialisierten Team (SAPV) der Uniklinik Freiburg. Betreut werden todkranke Kinder und Jugendliche sowie Angehörige von Eltern, die lebensbedrohlich erkrankt sind. Weitere Informationen erhalten Interessierte per E-Mail an kinderhospizdienst.loerrach@malteser.org und im Internet unter www.malteser-bw.de.

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