Kreis Lörrach Klimawandel setzt Wälder unter Druck

Michael Werndorff
Zeigte bei einem Ortstermin, wie schnell sich Borkenkäfer ausbreiten: Revierleiter Joachim Trautwein. Foto: Michael Werndorff

Waldschäden: Borkenkäferplage bleibt Herausforderung / Verluste in Millionenhöhe

Kreis Lörrach - Sturmschäden, heiße und trockene Sommer und ein sich rasant ausbreitender Borkenkäferbefall haben den Wald im Südwesten stark geschädigt. Für Waldbesitzer und Forstbetriebe stellt dies eine große Herausforderung dar, wie Dezernent Michael Kauffmann im Rahmen des Jahrespressegesprächs erklärte.

Sturmholz "bestes Brutmaterial für Borkenkäfer"

Experten und Waldbesitzer beobachten seit vergangenem Jahr eine extreme Entwicklung. Zunächst hinterließ Sturmtief Burglind im heimischen Kreis 85 000 Festmeter Sturmholz (BW: drei Millionen FM). „Das war bestes Brutmaterial für Borkenkäfer.“ Dann blühten die meisten Baumarten sehr stark, was sie schwächte – Hitze und Trockenheit schädigten die Bäume weiter und begünstigten dann die Massenvermehrung von Schädlingen. „Es ist eine äußerst besorgniserregende Situation eingetreten, die es so bisher noch nie gab“, erklärte Kauffmann.

Große Angriffsfläche

Während diesseits der Grenze die Tannen-Monokulturen beste Angriffsfläche für die Schadinsekten bieten, sieht die Lage trotz der weitgehend vorherrschenden Mischwälder auf Schweizer Seite nicht besser aus: Der heiße und trockene Sommer hinterließ im Hardwald bei Muttenz und Birsfelden deutliche Spuren. 20 Prozent des Baumbestands sind tot, weshalb der Wald stellenweise für die Öffentlichkeit gesperrt werden musste.

Gefährliche Situation

Zu gefährlich war die Situation angesichts herabfallender Äste und umstürzender Bäume – die Sicherheit auf den Wegen war nicht mehr gewährleistet. Besonders gelitten hat die Buche, aber auch der Ahorn.

Rußrindenkrankheit

Dieser wird von der Rußrindenkrankheit befallen, die erstmals in Österreich nach dem trocken-heißen Sommer im Jahr 2003 bei verschiedenen Ahorn-Arten beobachtet worden war und jetzt vermehrt auftritt. „Der Baum ist dann zum Absterben verurteilt“, weiß Holger Stockhaus vom Amt für Wald beider Basel. Doch nicht nur diese von einem Pilz ausgelöste Krankheit sei ein Problem. Auch das Eschentriebsterben bereite Waldbesitzern Kopfzerbrechen.

Allergische Reaktionen

Die Rußrindenkrankheit kann für Menschen zum Problem werden, so wurden nach dem Kontakt mit Sporen des Pilzes bereits allergische Reaktionen beobachtet. Husten, Atemnot, Müdigkeit oder Fieber können die Folge sein. Das betrifft weniger den Jogger im Wald als vielmehr Forstarbeiter. Während man befallene Bäume absterben und verrotten lässt, werden indes aus Sicherheitsgründen betroffene Bäume im städtischen Bereich und auf stark frequentierten Arealen, wie im Naherholungsgebiet Lange Erlen, gefällt, heißt es vom Amt für Wald beider Basel.

Im Kreis Lörrach tritt der Pilz ebenfalls auf. Da aber Ahorne in der Region nur kleinflächig beziehungsweise hauptsächlich als Mischbaumarten vorkommen, gab es keine bestandsbedrohenden Schäden, wie das Landratsamt auf Nachfrage mitteilte. Die Ahorn-Arten seien nach derzeitiger Einschätzung nicht existenziell bedroht. Und: Wird der Baum von der Krankheit befallen, lässt sich das Holz häufig nicht mehr verwerten.

Hohe Schäden

Die Schäden sind mit hohen finanziellen Kosten verbunden: Allein im Hardwald sollen die Forstarbeiten im Millionenbereich liegen. Erschwerend kommt hinzu, dass das Schadholz von minderer Qualität ist und die Festmeterpreise aufgrund des großen Angebots auf dem europäischen Holzmarkt in den Keller gerutscht sind.

So wird allein in diesem Jahr im Kreis Lörrach mit einer Schadholzmenge von rund 147 000 Festmetern gerechnet, was 64 Prozent der regulären Einschlagsmenge sind. Neben Fichten sind nun auch viele Tannen, Buchen sowie andere Laubbaumarten betroffen.

Wald wird umgebaut

Der finanzielle Gesamtschaden belaufe sich für die Jahre 2018 und 2019 auf rund 27 Millionen Euro, verwies der Dezernent auf Erlöseinbußen, Mehraufwand und Kulturkosten. Insgesamt seien 426 Hektar betroffen, auf 213 Hektar müsse eine Wiederbepflanzung erfolgen.

Und die muss vor dem Hintergrund des Klimawandels wohl überlegt sein. Laut Stockhaus und Kauffmann spielen hierbei trockenheitstolerante Baumarten eine sehr wichtige Rolle: Und zwar heimische Arten wie die Eiche, aber auch eingebürgerte wie die Douglasie und eine ganze Reihe weiterer „Alternativbaumarten im Klimawandel“, deren Klimaeignung von der forstlichen Forschung aktuell geprüft würden. Zudem steht fest: Aufforstung und Verjüngung des Waldes können nur Hand in Hand mit der Jägerschaft gelingen, wie den Aussagen beider Experten zu entnehmen ist.

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