Das festgelegte Ziel der Unterzeichnerstaaten des Pariser Abkommens, die globale Erderwärmung auf bis zu zwei Grad einzudämmen, sieht Schellnhuber kritisch. Die Mitteltemperatur sei durch jahrtausendalte ökologische Ausgleichprozesse stabil gehalten worden.
Öko-Systeme erhalten
Es reiche deshalb nicht aus, nur an der Reduzierung des CO2-Ausstoßes zu arbeiten. Man müsse ebenso die Ökosysteme erhalten, erklärte der Klima-Fachmann. „Der Golfstrom, die Korallenriffe, die Tropenwälder sowie der indische Sommermonsun kollabieren ab einem bestimmten ,Kipp-Punkt’, ab dem Grad Erderwärmung, den das System noch aushält, bevor es umkippt.“ Der Eisschild auf Grönland sei bereits am Schmelzen. Dies könne einen Domino-Effekt auf andere meteorologische Begebenheiten auslösen und zu einer Temperaturspirale führen, warnte Schellnhuber.
Aber nicht nur mit Warnungen fesselte er gestern Abend im Burghof seine Zuhörer. Das Mitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften zeigte einen möglichen Fahrplan auf, wie die Menschheit „noch die Kurve“ kriegen könnte. „Der Verbrennungsmotor muss verschwinden. Weltweite Innovationsprojekte für erneuerbare Energien müssen weiter gefördert und ausgebaut werden. Die Solarenergie davon ist von allen die erfolgsversprechende“, führte Schellnhuber aus.
Interessant für die anwesenden Vertreter und Unterstützer des Handwerks war der Vorschlag für einen nachhaltigen Städtebau. „Der Werkstoff Holz steht vor einer großen Renaissance“, war sich der Experte sicher. Das Material könne durch Fotosynthese 30 bis 40 Prozent zur globalen CO2-Senkung beitragen, würden die Menschen auf Beton und Stahl verzichten und mit technisch aufgewerteten Holz arbeiten. „Dies ist eine große Chance fürs Handwerk, zu einem besseres Weltklima beizutragen“.