Kreis Lörrach Kreistag soll mit Resolution den Hebammen zur Seite stehen

Die Oberbadische
Die freiberuflichen Hebammen fürchten um die Zukunft der Betreuung der Neugeborenen und ihrer Eltern. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Hebammen im Landkreis mit Landrätin im Gespräch / Bundestagsabgeordneter erhält Schreiben von Familien

Von Marco Fraune

Kreis Lörrach. Die 40 freiberuflichen Hebammen im Landkreis Lörrach fürchten um Ihren Job. Grund ist die Aufkündigung der Haftpflichtversicherung durch den zuletzt einzig verbliebenen Anbieter auf Juli 2015 (u siehe Kurzinfo-Kasten). Landrätin Marion Dammann hat sich von den heimischen Hebammen bereits über deren Notlage im Dreiländereck in Kenntnis setzen lassen und kündigt eine Resolution des Kreistags an. Bei dem CDU-Bundestagsabgeordneten Armin Schuster laufen außerdem die ersten Schreiben von Familien ein, deren Kinder durch die Unterstützung einer Hebamme zur Welt gekommen sind.

Hebammen dürfen ohne Versicherung nicht arbeiten – auch keine Nachsorgen betreiben, keine Stillberatung durchführen und keine Kurse anbieten, weiß Katja Tammik, freiberufliche Hebamme im Lörracher Geburtshaus, um die Tragweite eines fehlenden Versicherungsschutzes. „Da Berlin bislang nur leere Versprechungen gegeben hat und nichts passiert ist, brennt es uns freiberuflichen Hebammen unter den Nägeln.“ Tammik fürchtet, dass die freiberufliche Hebammenarbeit in einer Sackgasse enden wird und auch das Lörracher Geburtshaus-Team sich verabschieden muss. Damit ist die Vorfreude auf die Feier des 15-jährigen Bestehens der Einrichtung am St. Elisabethenkrankenhaus am 22. März nicht nur getrübt, „nein eher erschüttert“ seien die Hebammen, so Tammik.

Daher setzen die Hebammen alle Hebel in Bewegung, um Druck auf die Politik und daraus resultierend auf die Versicherung auszuüben. Das weiß auch der heimische Bundestagsabgeordnete Armin Schuster. „Ich kann den He- bammen nur Mut machen. Die sind auf einem sehr guten Weg, den Druck aufrecht zu erhalten“, wertet er im Gespräch mit unserer Zeitung die Beteiligung des Bundesgesundheitsministers Hermann Gröhe als ersten Erfolg.

Für den Kontakt aus dem Landkreis Lörrach in den Bund hinein wertet Schuster es als zielführend, dass mit Annette Widmann-Mauz eine CDU-Frau aus Baden-Württemberg im Ministerium sitzt. Einschränkend weiß natürlich auch Schuster, dass das Bundesgesundheitsministerium zwar politischen Druck aufbauen kann, doch es sich bei dem Thema um einen Aspekt der Selbstverwaltung handele, bei dem die Krankenkassen und die Hebammenverbände die entscheidenden Parteien bilden. Der Bundesgesundheitsminister habe sich in der vergangenen Woche aber bereits mit Hebammenvertreterinnen getroffen.

Aktuell nehme sich eine interministerielle Arbeitsgruppe aus Justiz, Wirtschaft, Gesundheit, Hebammen und Krankenkassen des Themas an. Der Bericht soll laut Schuster Ende des ersten Quartals fertig gestellt sein. Die Frage sei, ob man wieder eine Vergütungserhöhung hinbekomme, mit der dann die höheren Versicherungssummen beglichen werden könnten. Schuster ist jedenfalls optimistisch. „Ich vermute, dass wir die Kuh vom Eis kriegen.“ Ob sämtliche Wünsche der Hebammen dabei Berücksichtigung finden, könne er aber nicht sagen.

Die Hebammen aus dem Landkreis Lörrach können auf die Unterstützung von Landrätin Marion Dammann setzen, wie diese gestern auf Anfrage erklärte. „Die Situation der Hebammen ist ein Problem, das letztendlich uns alle betrifft.“ Hier sei die Bundesregierung nach einer Lösung gefragt, an welcher sie ja bereits arbeite. Um dem Anliegen beim Bundesgesundheitsministerium Nachdruck zu verleihen, beabsichtigt die Kreisverwaltungsspitze, dem Kreistag in Kürze eine Resolution zu diesem Thema vorzulegen. Und: „Für die Hebammen in der Region werden wir Gespräche mit den Abgeordneten und Gemeinden suchen, um zu klären, ob und welche Möglichkeiten es vor Ort gibt, die Hebammen zu unterstützen.“

Ab dem Sommer 2015 haben freiberuflich tätige Hebammen in Deutschland nach aktuellem Stand keine Haftpflichtversicherung mehr. Die Nürnberger Versicherung hat jüngst verkündet, dass sie aus den beiden letzten verbliebenen Versicherungskonsortien für Hebammen aussteigen. Grund sind stark gestiegene Schadensersatzansprüche und schwierig zu kalkulierenden Risiken. Für die Hebammen bedeutet dies laut Verbandsangaben das berufliche Aus, denn ohne Versicherung dürfen sie nicht arbeiten.

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