Die Grünen stellten indes erfolglos den Antrag, den Hebesatz beim aktuellen Stand zu belassen: Eine Senkung sei weder zielführend noch nachhaltig, verwies Fraktionssprecher Bernd Martin auf anstehende Investitionen (67 Millionen bis 2022), eine mögliche Abschwächung der Konjunktur und den Finanzhaushalt der Gemeinden: „Die Zukunftsinvestitionen sind viel zu wichtig, als dass wir uns erlauben könnten, kurzfristig die Kreisumlage zu senken.“ Es wäre ein grober handwerklicher Fehler, wenn die gegenwärtig gute Finanzlage der Städte und Gemeinden nicht genutzt würde, um die Finanzen des Kreises zu stärken. Denn: Der Schuldenstand des Kreises werde von heute 15 auf 50 Millionen im Jahr 2022 „explodieren“. Es wäre sinnvoll, die 32 Prozent beizubehalten, um mehr Rücklagen zu bilden.
Für die SPD erklärte Klaus Eberhardt, dass eine weitere Senkung des Hebesatzes zwar angebracht sei – im Vorjahr war der Kreis einer von nur sechs Landkreisen in Baden-Württemberg, der den Umlagesatz erhöht hat –, die SPD sehe aber Grenzen im Hinblick auf künftige Herausforderungen im investiven Bereich. Doch stehe bei der Beurteilung des Haushaltsplans, der sich mit vier Millionen unter dem des Vorjahres bewegt, nicht die Frage des Kreisumlagehebesatzes im Vordergrund: „Es geht jetzt – wie immer – darum, dass der Landkreis seine Aufgaben gut erfüllt und dies ressourcenschonend schafft.“
Die auf lange Sicht finanziell bedeutendste Aufgabe stellt die Gesundheitsversorgung mit dem geplanten Zentralklinikum dar: „Wir rechnen beim zukünftigen Klinikbau mit erheblichen Kostensteigerungen“, nannte der SPD-Chef die Entwicklung im Bausektor und Leistungskürzungen der Versicherungen, die das Jahresergebnis der Kliniken belasten würden. SPD und Grüne sehen hier weiteren Vorsorgebedarf: „In unseren Augen muss ein Szenario zulässig sein, das nicht allein dem Klinikbetrieb die Finanzierung der erwartbaren Mehrkosten aufbürdet.“ Laut Martin müsse mit Kosten in Höhe von 350 Millionen und mehr rechnen. Ein Betrag, welcher der Eigenbetrieb im Verlauf zweier Jahrzehnte kaum aus seinen Gewinnen refinanzieren könne.