Kreis Lörrach Kurz vor Aufnahmestopp

Alexander Anlicker

Soziales: Die Zahl der Kunden der Schopfheimer Tafel hat sich seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt

Noch gut zwei Stunden, bis der Tafelladen in Schopfheim öffnet, vor der Türe warten schon die ersten Menschen, die eine Einkaufsberechtigung wollen. Derzeit werden jede Woche fünf bis zehn Ausweise ausgestellt, berichten Sonja Steiger von der Diakonie und der Leiter des Tafelladens Bernt Hasler. Die Zahl der Kunden hat sich von Januar mit 350 bis jetzt mit rund 850 mehr als verdoppelt. „Inflation – wenn der Lebensunterhalt zur großen Belastung wird“ lautet daher aus gutem Grund das Motto der diesjährigen Weihnachtsaktion „Leser helfen Not leidenden Menschen“ unserer Zeitung.

Von Alexander Anlicker

Kreis Lörrach. In jüngster Zeit seien viele Familien hinzugekommen, berichtet Sonja Steiger, Fachbereichsleiterin Familie und Leben der Diakonie in Schopfheim. Darunter seien nicht nur geflüchtete Frauen aus der Ukraine mit ihren Kindern, sondern auch viele Menschen aus der Region, bei denen es vorher schon knapp war, sagt sie und betont: „Es wird zunehmend normaler, zur Tafel zu gehen.“

„Berufstätige sind mehr geworden“, ergänzt der Einsatzleiter der Tafel, Bernt Hasler.

Das Einzugsgebiet des Schopfheimer Tafelladens reicht von Maulburg ins Kleine und Obere Wiesental bis hinauf nach Todtnau. Anders als erwartet, machen Senioren mit etwa 100 Kunden nur einen geringen Anteil aus. Diese seien schwer zu erreichen, die Schamgrenze sei zudem höher als bei jüngeren Menschen und zudem seien ältere Menschen weniger mobil. Eine Fahrkarte für den ÖPNV schlägt zudem gleich mit 3,60 Euro zu Buche.

Im ländlichen Raum gebe es aber viele ältere Menschen, die früher in der Landwirtschaft tätig waren und heute nur eine geringe Rente hätten, ergänzt Bernt Hasler.

Menschen zu erreichen, die nicht mehr so mobil sind, ist das Ziel des neuen Projekts „DOTAmobil“. Das Dorftafelmobil wird demnächst je einmal wöchentlich im Kleinen und Großen Wiesental auf Tour gehen, berichtet Steiger.

Für den Nachweis der Bedürftigkeit orientiert sich die Tafel an der Pfändungsfreigrenze von 1300 Euro.

Weniger Lebensmittel stehen zur Verfügung

Der stetig wachsende Bedarf trifft gleichzeitig auf weniger werdende Lebensmittel, die der Tafel vom Lebensmitteleinzelhandel zur Verfügung gestellt werden. Der Wareneingang sei seit Jahren rückläufig, stellt Hasler fest. „Die Märkte tun zunehmend mehr, um Lebensmittel zu retten“, sagt er. Eigentlich eine positive Entwicklung, waren die Tafeln doch ursprünglich auch angetreten, um der Lebensmittelverschwendung etwas entgegenzusetzen. „Wenn wir weniger Lebensmittel haben, wird es schwierig“, betont der Einsatzleiter. Die Tafel unterscheidet vier Lebensmittelgruppen sowie Drogeriebedarf. Der Bedarf an Drogerieartikeln habe zugenommen, heißt es.

Mit Brot und Backwaren sei die Tafel momentan gut versorgt, süße Teile seien immer gefragt. Das Angebot an Obst und Gemüse sei schwankend, aber momentan ausreichend. Wovon die Tafel ständig zuwenig habe, sei Kühlware. Dazu gehören Molkereiprodukte wie Butter, Joghurt, Käse und Milch, aber auch Wurst. Gleiches gelte für Trockenware wie Konservendosen, Nudeln oder Reis. Hier habe man durch das zurückliegende Erntedankfest und die Spenden der Kirchengemeinden noch einen kleinen Puffer, berichtet Hasler.

„Wir spüren schon die Hilfsbereitschaft von Kirchen, Vereinen und Privatleuten, die uns mit Lebensmittel- und Geldspenden unterstützen“, ergänzt Steiger.

Aufgrund der steigenden Nachfrage und des zurückgehenden Wareneingangs wurde für die Kunden die Zahl der Einkaufstage reduziert. Diese dürfen nur noch an einem statt an drei Tagen in der Woche kommen. „Wir haben noch keinen Aufnahmestopp, sind aber kurz davor“, erklären Steiger und Hasler.

Neben Lebensmittel- und Geldspenden werden auch Zeitspenden – sprich, ehrenamtliches Engagement – benötigt.

Die Tafel lebt überwiegend vom ehrenamtlichen Engagement. Rund 25 Fahrer sind morgens unterwegs und sammeln die Lebensmittelspenden in den Supermärkten ein. Im Tafelladen kümmern sich weitere 25 Helfer um das Sortieren und Präsentieren der Ware. Zwei Mitarbeiter werden im Rahmen von Arbeitsförderungsmaßnahmen vom Jobcenter gefördert, zwei weitere Stellen wären möglich. Unbesetzt sind derzeit auch die beiden Stellen im Bundesfreiwilligendienst.

Hauptstraße 11

79650 Schopfheim

Tel. 07622/684 78 77

E-Mail: info@tafel-schopfheim.de

www.tafel-schopfheim.de

Öffnungszeiten: Montag, von 13 bis 15 Uhr, Mittwoch und Freitag von 12 bis 14 Uhr.

Verkaufszeiten DOTAmobil: Donnerstag, von 10.30 bis 11 Uhr Maulburg, von 11.30 bis 12 Uhr Weitenau, von 12.15 bis 12.45 Uhr Endenburg, von 13 bis 13.30 Uhr Tegernau sowie von 13.45 bis 14.15 Uhr in Wieslet.

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