Kreis Lörrach Lärm und schwere Unfälle vermeiden

Gerald Nill
Martin Kistler, Landrat Waldshut, Elke Zimmer, Staatssekretärin Verkehr aus Stuttgart, Verkehrsdezernent Ulrich Hoehler aus Lörrach und Bürgermeister Oliver Fiedel aus Todtnau sind froh über die endlich geschaffene Verkehrsberuhigung in Präg. Foto: Gerald Nill

Die Landstraßen im Präger Gletscherkessel, aber auch im weiteren Verlauf nach Bernau und Todtmoos werden ab sofort verkehrsberuhigt.

Bei der Vorstellung eines Pilotprojekts in Präg kündigte Staatssekretärin Elke Zimmer aus dem Verkehrsministerium in Stuttgart eine Verkehrsberuhigung auf Landstraßen an.

Eine Bürgerinitiative im Ort bemüht sich seit genau 15 Jahren, dass die Anwohner vor Lärm durch laute Motoren, insbesondere durch Motorradfahrer, besser geschützt werden. Jetzt gibt es endlich Tempolimits: An Wochenenden und Feiertagen in der Saison bis Anfang Oktober gilt innerorts ab sofort Tempo 30. Am Ortsausgang wird nun Tempo 50 mit Überholverbot vor den Haarnadelkurven eingeführt. Ferner gilt bis in eine Entfernung von 300 Metern zum letzten Haus Tempo 70. „Das sind aufgrund der Topografie 1300 Straßenmeter“, verdeutlichte Doris Munzig, Fachbereichsleiterin Verkehr aus Lörrach. Sie erinnerte bei der Vorstellung der Maßnahmen daran, dass Aktionen wie Lärmdisplays oder Polizeikontrollen nicht die gewünschte Wirkung gezeigt hätten.

Ein Zeichen setzen

Einleitend hatte Verkehrsdezernent Ulrich Hoehler betont: „Wir wollen ein Zeichen setzen, dass wir Maßnahmen finden, was in vielen Jahren und Jahrzehnten nicht geregelt werden konnte.“ Ihm sei es „ein wichtiges Anliegen, Motorradlärm zu verhindern“, so Höhler.

Auf den „Spagat“ und auf „Kompromisse“ bei der Umsetzung wies Todtnaus Bürgermeister Oliver Fiedel hin: „Wir haben viele, die vom Tourismus leben.“ Fiedel weiter: „Biker sind uns willkommen. Wir wollen sie nicht verteufeln.“ Der Bürgermeister erteilte einer Sperrung der Strecken von Präg nach Todtmoos oder Bernau eine klare Absage: „Es ist gut, dass wir keine Sperrung am Wochenende wie am Schauinsland haben.“

Es war die Staatssekretärin aus Stuttgart, die darauf hinwies, dass Gäste als Wanderer durch Verkehrslärm massiv gestört werden. Elke Zimmer berichtete aus eigener Erfahrung, dass man „aus quasi unberührten Waldgebieten, wo man Fuchs und Hase hört, in den Präger Gletscherkessel kommt und durch Motorradlärm gestört wird“.

Bei mehr als 1000 Motorrädern am Tag könne man von einer Dauerbeschallung sprechen. In der Saison gebe es praktisch keine ruhige Minute mehr. Es sei klar, dass Präg die Härtefall-Kriterien erfülle und deshalb verkehrsberuhigte Maßnahmen als eine von fünf Modellregionen im Land bewilligt worden seien. Im Mai letzten Jahres wurden dort dreimal mehr Motorräder als Autos gezählt. Die jetzt angebrachten Temposchilder seien eine „passgenaue Lösung“.

Belastung für Retter

Auf zwei weitere Aspekte wies Waldshuts Landrat Martin Kistler hin: Nämlich die Belastungen für die Retter, schwer verunglückte Biker von der Straße „auflesen“ zu müssen. Und Kistler kritisierte deutlich den Verkehrsminister, der es nicht geschafft habe, Lärm-Grenzwerte bei der Typenzulassung zu setzen: „Wir müssen am Gerät selbst ansetzen“, forderte Kistler. Auf Bernauer Seite werde die Menzenschwander „Applauskurve“, die Fahrer zu Stunts ermutigen, deutlich entschärft, auch durch Leitbaken an der Mittellinie und Tempo 50. Froh, dass endlich etwas geschieht, zeigte sich auch Prägs Ortsvorsteher Martin Halm. Er legte den Finger in die Wunde: „Man muss das Tempolimit auch kontrollieren.“ Die anwesenden Polizisten versicherten: „Auch wenn wir eine große Fläche betreuen, werden wir Präg in den Fokus nehmen.“ Und weiter: „Wir erhoffen uns von der Maßnahme, dass die breite Masse sich daran hält.“

Details zur Situation in Präg verriet der stellvertretende Ortsvorsteher Christian Asal am Rande des Pressegesprächs. So sei das Lärmmessgerät nach „mutwilliger Sabotage“ seit langem defekt. Seiner Meinung nach können die jetzt umgesetzten Limits nur ein erster Schritt sein. Aber es gebe auch wirtschaftliche Interessen wie die der Gaststätte Hirschen, die von den Bikern profitiere. Eine Mehrheit der Bürger habe sich gegen ein permanentes Tempo 30 im Dorf gewehrt.

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