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Kreis Lörrach Lage ist deutlich angespannt

Michael Werndorff
Im Coronajahr 2020 haben mehr Menschen im Bereich des Lörracher Jobcenters Hartz IV bezogen. Insbesondere Ungelernte haben schlechte Perspektiven. Foto: Die Oberbadische

Sozialausschuss: Jobcenter präsentiert Jahresbericht 2020 / Zahl der Bedarfsgemeinschaften steigt

Kreis Lörrach - Die Corona-Krise schlägt durch: Immer mehr Menschen im Landkreis Lörrach beziehen Leistungen der Sozialhilfe. Der Zuwachs liegt dabei über dem Bundesschnitt. Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften ist im Vergleich zum Vorjahr um fast zehn Prozent angestiegen, wie im Sozialausschuss zu erfahren war. Die Zahlen dürften sich weiter verschlechtern.

Seit März vergangenen Jahres ist die Zahl der Leistungsbezieher beim Jobcenter im Landkreis Lörrach im Landesvergleich überdurchschnittlich gestiegen, geht aus dem Bericht von Sigrid Muser, stellvertretende Geschäftsleiterin des Jobcenters, hervor. Ursachen seien unter anderem Insolvenzen und der Rückgang im verarbeitenden Gewerbe. Dementsprechend wuchs die Zahl der Bedarfsgemeinschaften an, und zwar um zehn Prozent auf insgesamt 4879.

Ein Rückgang bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten war bereits im Mai 2019 registriert worden, zu einem regelrechten Abbruch wegen Lockdown, Kurzarbeit und Betriebsschließungen kam es dann im März 2020. Laut Zahlenwerk stieg die Anzahl der erwerbsfähigen Leistungsbezieher von 5800 im Januar auf den Höchstwert von 6800 im Juni an. Im Land wurde in diesem Zeitraum eine Zunahme von 20 000 Personen registriert.

Asylbewerber weniger stark betroffen

In Sachen Sozialhilfe waren erwerbsfähige Flüchtlinge und Asylbewerber nur wenig vom Lockdown betroffen, berichtete Muser. Hier entwickelten sich die Zahlen wie im Landesschnitt. So erhielten im Mai rund 1160 Asylsuchende Leistungen der Sozialhilfe.

Überdurchschnittlich betroffen war derweil die Gruppe der Empfänger unter 25 Jahren. Während im Jahr 2019 ein steter Abwärtstrend zu beobachten war, stieg die Zahl der jungen Leistungsberechtigten pandemiebedingt von etwas mehr als 950 auf bis zu 1150 Betroffene im Juni.

Das Jobcenter im Landkreis Lörrach zählte vergangenes Jahr insgesamt 4879 Bedarfsgemeinschaften, rund 9,3 Prozent mehr als im Vorjahr, wie aus der Statistik hervorgeht. Überdurchschnittlich war die Entwicklung bei den Singles mit 11,56 Prozent und Vier-Personen-Haushalten mit 10,56 Prozent sowie Partner-Bedarfsgemeinschaften ohne Kinder (11,29 Prozent). Mit 2,29 Prozent waren Alleinerziehende kaum betroffen. Die würden in Branchen arbeiten, die kaum von der Pandemie betroffen seien, erklärte Muser den geringen Anstieg. Weiterhin seien Männer (12,07 Prozent) stärker betroffen gewesen als Frauen (7,81). Stark zugenommen habe auch die Altersgruppe 25 bis 55 Jahre (10,68 Prozent) und Kinder zwischen drei und sechs Jahren (13,01).

Ungelernte werden es schwer haben

Eine steigende Tendenz von 2,3 Prozent wurde auch bei den Langzeitbeziehern festgestellt. Insgesamt zählte das Jobcenter vergangenen Dezember 3668 Langzeitbezieher. Mit einem Anteil von 57,4 Prozent an den erwerbsfähigen Leistungsbeziehern liegt der Landkreis derweil unter dem Landes- und Bundesschnitt (61,8 beziehungsweise 86,2 Prozent).

Blickt man auf die Flüchtlinge, liegt die Quote der Langzeitbezieher bei 74,3 Prozent (71,9 beziehungsweise 74,3 Prozent). Im Dezember waren im Jobcenter 816 Flüchtlinge als Langzeitbezieher registriert, 3,9 Prozent mehr als im Vorjahr.

Muser geht davon aus, dass sich die Corona-Krise im laufenden Jahr beim Jobcenter noch stärker manifestieren werde. Sie verwies auf endende ALG I-Ansprüche, einen Rückgang bei der Zeitarbeit, Bezieher von Kurzarbeitergeld und Soloselbständige, die es immer schwerer hätten, über die Runden zu kommen. Der Arbeitsmarkt werde sich für Ungelernte zukünftig immer schwieriger zeigen.

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