Kreis Lörrach Lage spitzt sich immer weiter zu

Die Oberbadische
Wohnraum zu finden, wird immer schwieriger. Der Landkreis Lörrach liegt im Negativ-Ranking auf Rang 4 der Kreise mit der höchsten Wohnungslosigkeit. Foto: Kristoff Meller Foto: Die Oberbadische

Besuch: Josha Frey informiert sich bei AGJ-Wohnungslosenhilfe / 400 Haushalte akut bedroht

Immer mehr Menschen im Landkreis laufen Gefahr, ihre Wohnung zu verlieren und in die Obdachlosigkeit abzurutschen. In den vergangenen Jahren stieg die Zahl der von Obdachlosigkeit betroffenen Menschen deutlich an. Betroffen sind fast alle Kommunen im Landkreis.

Kreis Lörrach. Der heimische Landtagsabgeordnete Josha Frey (Grüne) informierte sich bei der AGJ-Wohnungslosenhilfe im Landkreis Lörrach über die Situation auf dem Wohnungsmarkt, teilt der Politiker mit.

Maja Wolf (Name geändert) hat geschätzte hundert Mal die Zeitung nach Wohnungsangeboten durchforstet, berichtet die 27 jährige vollzeitbeschäftigte Verkäuferin im Einzelhandel. „An die Absagen der Vermieter gewöhnt man sich nie“ sagt sie. Meist seien die ganz wenigen zahlbaren Wohnungen sofort weg oder sie liegen irgendwo im Schwarzwald. Zwei Jahre hat Maja Wolf mit Hilfe der AGJ-Wohnungslosenhilfe versucht, eine Bleibe zu finden. Dass sie nun einen Tag vor dem Besuch des Politikers einen Mietvertrag unterschrieben hat, kann sie kaum fassen, heißt es in dem Schreiben.

„Das Schicksal von Wolf teilen sich aktuell etwa 100 wohnungslose Frauen und Männer, welche die AGJ-Wohnungslosenhilfe in Lörrach betreut“, sagt Stefan Heinz, der Leiter der Einrichtungen im Landkreis. Dazu kommen noch einmal etwa 400 Haushalte im Jahr, die akut vom Wohnungsverlust bedroht sind. Sie erhalten Beratung und Unterstützung, wenn es um den Erhalt der Wohnung und um die schwierige Suche nach Alternativwohnraum geht.

Hilfe ist beispielhaft

„Die Situation auf dem Wohnungsmarkt wirkt sich unmittelbar auf die Wohnungslosigkeit aus“ betont Heinz, der bereits im Jahr 2009 den Impuls zum Aufbau von Präventionsfachstellen im Landkreis gegeben hat. So konnten in den vergangenen zehn Jahren bei mehr als 600 Haushalten der Wohnungsverlust verhindert oder bei der Suche nach Alternativwohnraum unterstützt werden.

„Die Anstrengungen des AGJ-Fachverbands sind wichtig und beispielhaft“, betont Frey. Leider würden die Einkommen nicht Schritt mit der Mietpreisentwicklung halten. „Das Land stellt jährlich 250 Millionen Euro für Wohnungsbau zur Verfügung. Abgerufen wurde bisher leider nur ein Teil dieser Summe“, bedauert der Politiker, der auch Mitglied des Sozialausschusses des Landes ist. Neben der Einführung einer landesweiten Obdachlosenstatistik werde ein landesweites flächendeckendes Präventionsnetz und gezielte Unterstützung für obdachlose Menschen benötigt. „Ohne geförderten Wohnraum wird sich die Situation kaum verbessern“, bilanzierte Frey mit Blick auf eine der Forderungen der landesweiten Wohnraumallianz.

Leerstand verhindern

Auch das Projekt „Raumteiler“ des Städtetags wertet Frey als richtigen Weg. In Lörrach wollen Stadt und Kooperationspartner wie die AGJ versuchen, Leerstand zu verhindern und Vermietern Hilfen bieten.

Der Vorstandsvorsitzende des AGJ-Fachverbandes Alexander Schmidt betont, dass Wohnen Menschenrecht und damit hohes Sozialgut sei. Wenn Wohnen für immer mehr Menschen zur Schuldenfalle wird, befinde sich die Gesellschaft in einer sozialen Schräglage. Der Landkreis Lörrach liegt im Negativ-Ranking auf Rang 4 der Kreise mit der höchsten Wohnungslosigkeit, trotz vergleichsweise hoher Einkommen in der Grenzregion.

Wolf erhofft sich vom Besuch des Landtagsabgeordneten, dass er von der Not Wohnungsloser einen Eindruck mit nach Stuttgart nimmt. Das stimme sie für den Augenblick zuversichtlich.

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