Kreis Lörrach Langes Warten auf den Arzttermin

Die Oberbadische
Patienten müssen im heimischen Kreis lange auf einen Termin beim Facharzt warten. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Verwaltungsausschuss: Psychiatrische Versorgung im heimischen Kreis soll verbessert werden

Immer mehr Menschen leiden an psychischen Erkrankungen. Die Nachfrage nach fachärztlicher Hilfe ist groß, indes müssen Patienten laut einer im Verwaltungsausschuss vorgestellten Studie im Kreis Lörrach mehr als vier Monate auf ein psychotherapeutisches Erstgespräch warten. Nun soll der Kreistag eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben, um die Versorgungsstrukturen zu verbessern.

Von Michael Werndorff

Kreis Lörrach. Einstimmig hat der Verwaltungsausschuss dem Kreistag empfohlen, eine Machbarkeitsstudie zur ambulanten Versorgung psychisch kranker Menschen zu vergeben. Denn der Handlungsdruck ist angesichts des Bedarfs hoch, erklärte Sonja Wagner vom Fachbereich Gesundheitsplanung im Landratsamt. Sie präsentierte eine vom Kreistag beauftragte Analyse, bei der neben Experten auch Betroffenen berücksichtigt wurden. Somit wurde das verfügbare Ist-Angebot und die subjektive Einschätzung des Bedarfs im heimischen Kreis abgefragt.

Am häufigsten wurden Psychiater als „nicht verfügbar“ eingestuft, dicht gefolgt von psychologischen Psychotherapeuten und ärztlichen Psychotherapeuten, wie Wagner sagte. Engpässe gebe es in absehbarer Zeit bei der Tagesklinik und der psychiatrischen Klinik in Schopfheim.

Eine wichtige Rolle spielen Caritas und Diakonie als Träger des Sozialpsychiatrischen Diensts innerhalb des Gemeindepsychiatrischen Verbundes.

Einige Angebote fehlen gänzlich

Hier reicht die Angebotspalette von persönlicher Beratung über Hilfe bei der Lebensgestaltung, Hilfe in Krisensituationen, Soziotherapie sowie bis zur Vermittlung weiterer Angebote. Was bislang im Kreis komplett fehle, seien die psychiatrische Pflege, stationsäquivalente Behandlung, ambulante psychiatrische Reha und ein geronto-psychiatrischer Dienst. Gleichzeitig sei der Kreis mit Nervenärzten mehr als gut versorgt, verwies Wagner auf die Zahl von 142 Prozent. Allerdings würden Fachärzte für Neurologie und Psychiatrie in der Rechnung in einen Topf geworfen, wie sie monierte. Zum Vergleich: Waldshut weist 112 Prozent auf, Konstanz indes 305.

Noch größer wird der Unterschied bei Psychotherapeuten. Während der Kreis eine Kennzahl von rund 115 Prozent aufweist, sind es in Freiburg knapp 350 Prozent. Freiburg hat dreimal so viele Nervenärzte und 6,5 Mal so viele Psychotherapeuten wie Lörrach, wo 5000 Einwohner auf eine volle Therapeutenstelle kommen.

Hilfsangebote im Kreis auf- und ausbauen

3,7 mögliche Stellen in der ärztlichen Psychotherapie seien im Kreis unbesetzt. Während man in Freiburg 5,6 Wochen auf ein psychotherapeutisches Erstgespräch wartet, sind es in Lörrach 17,7 Wochen. „Das ambulante Angebot ist angesichts der langen Wartezeiten eigentlich nicht verfügbar“, resümierte Wagner. Und eine Richtlinientherapie erhalten Betroffene erst nach 30 Wochen Wartezeit (Bund: 20 Wochen). Betroffene müssten daher immer die Notfalleinrichtungen aufsuchen, wo es bei der stationären (Wieder-)Aufnahme zu einem Drehtüreffekt käme.

Kurzum: „Die zeitgerechte Weitervermittlung psychisch Kranker in die ambulante Versorgung gelingt nicht.“ Ziel der empfohlenen Studie ist es nun, die ambulante Versorgung zu verbessern, benötigte Hilfs- und Versorgungsangeboten auf- und auszubauen. Darüber hinaus sollen für den Kreis Möglichkeiten und Grenzen für eine sektorenübergreifende Vernetzung und Kooperation aller Beteiligten zur Förderung bedarfsgerechter Versorgungsangebote aufgezeigt werden.

Der Schritt von der Analyse hin zur Machbarkeitsstudie sei der richtige Weg, befand SPD-Kreisrätin Gabriele Weber. „Wir müssen schauen, was bei der Umsetzung die Aufgaben des Kreises sind.“ Betroffene nach Freiburg zu verweisen, sei keine wohnortnahe Versorgung, stellte Bernd Martin (Grüne) fest, und Willibald Kerscher (FW/Die Unabhängigen) erklärte, dass mit der Studie noch kein Flaschenhals beseitigt werde: „Der Kreis hat in der ambulanten Versorgung einen sehr hohen Nachholbedarf.“

Dass die Probleme bekannt seien, sagte Wolfgang Roth-Greiner (FDP). Die Studie werde aber Wege aufzeigen, in der Praxis gegensteuern zu können.“

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