Kreis Lörrach Lebensfreude trotz Handicap

Die Oberbadische

Soziales: Das vielfältige Angebot der leben+wohnen gGmbH unterstützt Menschen mit Behinderung

Helles Holz und freundlich gelbe Wände empfangen die Besucher und Bewohner der Wohneinrichtung der leben+wohnen gGmbH im Teichmattenweg in Lörrach. Schon der erste Blick in die Wohnküche einer der drei Wohngruppen zeigt: Das hier ist kein „Heim“, sondern ein freundliches Zuhause.

Von Nina Ricca

Kreis Lörrach. An den Wänden hängen Bilder der Bewohner, es gibt eine Liegeecke in der Wohnküche für diejenigen, die sich öfter ausruhen müssen, und Herbstdekorationen und Blumen schaffen eine vertraute Wärme. „In den Gängen mussten wir aus Brandschutzgründen die Bilder abhängen. Daraufhin hat eine Mitarbeiterin zusammen mit den Bewohnern kreative Alternativen gebastelt.“, erklärt Doris Meyer, Geschäftsführerin der gGmbH. Sie zeigt anerkennend auf kunstvoll bemalte Teller, Kacheln und originelle Blumenvasen. „So kann jeder gemäß seinen Fähigkeiten seine Wohngruppe mitgestalten.“

Die leben+wohnen gGmbH ist ein komplexer Rahmen, dessen Arbeitszweige den Wunsch und das Ziel haben, Menschen mit Behinderung ganz individuell bei einem möglichst selbstbestimmten Leben zu unterstützen. Die Wohneinrichtung war der Ursprung, sie wurde im Jahr 2001 gemeinsam von den beiden Gesellschaftern Spastikerverein Kreis Lörrach e. V. – einer Initiative von Eltern behinderter Kinder – und Arbeiterwohlfahrt Baden e. V. eröffnet.

. Der Wohneinrichtung mit drei Wohngruppen für insgesamt 25 erwachsene Bewohner und Bewohnerinnen folgten die Förder- und Betreuungsgruppe, der Ambulante Dienst mit grundpflegerischen und hauswirtschaftlichen Leistungen für Klienten im eigenen Wohnraum und Assistenzen für Schüler mit Behinderung in der Regelschule, der Fahrdienst für Menschen mit eingeschränkter Mobilität, sowie ein vielfältiges Angebot an Freizeitaktivitäten in den so genannten „Offenen Hilfen“.

„An der Förder- und Betreuungsgruppe nehmen diejenigen unserer Bewohner teil, für die die Arbeit in den Werkstätten schwierig wäre“, erklärt Meyer. Nicht alle können in Werkstätten für Menschen mit Behinderung unter Zeitdruck präzise etwas herstellen, aber für jeden ist es wertvoll, morgens das Haus zu verlassen und einer Tätigkeit nachzugehen. „Die Räume der Förder- und Betreuungsgruppe sind ca. 200 Meter von der Wohneinrichtung entfernt und auch mit dem Rollstuhl gut erreichbar. Die Teilnehmer arbeiten kreativ, malen und stellen verschiedene Objekte her, die ab Ende November im Rahmen einer Ausstellung im „Glashaus“ in der Lörracher Innenstadt gezeigt werden. Bei der Vorbereitung der Ausstellung wird speziell darauf geachtet, dass jeder Teilnehmer etwas beitragen kann. „Das ist ganz unterschiedlich, der eine kann mit Unterstützung durch einen Assistenten mit einem Schwamm Farbe tupfen, die andere kann in einem Kunstwerk auf ein aktuelles Thema wie die weltweite Klimakrise hinweisen“

Die Geschäftsführerin zeigt dabei auf das meterhohe Bild eines Eisbären in einer scheinbar perfekten, hellblauen Meeresumgebung. „Bei der kreativen Arbeit erreicht man Teile der Persönlichkeit, die sonst wenig zum Tragen kommen. Manche Teilnehmer können sich zudem verbal kaum oder gar nicht ausdrücken.“ Einfühlsam verabschiedet sie sich von jedem Teilnehmer mit einer kurzen Abschiedsgeste.

Die Erziehungs- und Sozialwissenschaftlerin ist seit 14 Jahren in ihrem Amt, und die Förderung der individuellen Teilhabemöglichkeiten der Menschen mit Behinderung liegt ihr spürbar am Herzen. „Es freut mich sehr, wenn ich sehe, mit wieviel Lebensfreude und Stärke die Menschen mit ihrer Beeinträchtigung umgehen.“

Ein Herzstück der Arbeit von leben+wohnen sind die Offenen Hilfen. So heißt der Bereich mit zahlreichen Freizeitangeboten für Menschen mit und ohne Behinderung. „Hier können uns Spenden sehr helfen.“, erklärt Doris Meyer.

Die meisten Menschen mit Behinderung haben kein oder nur ein sehr geringes Einkommen, darum sind die Teilnahmepreise so gut wie nie kostendeckend. Im Angebot sind Freizeitgruppen, Ausflüge, Workshops, eine Theatergruppe in Zusammenarbeit mit „Tempus Fugit“ oder auch ein Computer-Treff für Jung und Alt. „Im Bereich der Offenen Hilfen haben wir auch Angebote für Kinder und Jugendliche.“

Eine wertvolle Hilfe für leben+wohnen sind außerdem Menschen, die ehrenamtlich mitarbeiten. Dafür sind keine fachlichen Vorkenntnisse nötig, wohl aber eine positive Offenheit gegenüber Menschen mit Beeinträchtigungen.

„Behinderung“ lautet das Schwerpunktthema der Aktion „Leser helfen Not leidenden Menschen“ in diesem Jahr. Neben der Unterstützung von Einrichtungen und Projekten für „Menschen mit Behinderung“ geht es auch darum, mit redaktionellen Beiträgen und Reportagen die Themen Behinderung und Inklusion ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu tragen.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading