„Das Konzept des digitalen Lernens ist ein völlig anderes als das des Präsenzunterrichtes.“ So habe es teilweise gedauert, bis die Kollegen „fit“ im Umgang mit der Technik und mit der veränderten Unterrichtssituation gewesen seien. Laut der GEW-Vorsitzenden blieben viele Schulen auf sich gestellt. Gearbeitet wurde vor allem mit „Moodle“ und schuleigenen Plattformen wie „DiLer“, die teilweise aber erst aus dem Boden gestampft werden mussten.
Zentrale Plattform fehlt
Mittlerweile gibt es an den Schulen viele individuelle Konzepte. „Das kann man positiv sehen, da die Konzepte auf die Schule zugeschnitten sind, aber wir haben nun einen enormen Wildwuchs an den Schulen.“
Eigentlich wollte die Landesregierung bereits vergangenes Jahr eine zentrale Bildungsplattform („Ella“) einführen, die krachend schon in der Planungsphase gescheitert sei, moniert die GEW-Vorsitzende. „Solch eine zentrale Lösung wurde während des Lockdowns schmerzlich vermisst.“ Von solchen Bestrebungen höre man nun gar nichts mehr. Im Gegenteil. „Nachdem nun alle Schulen irgendwie selbst etwas auf die Beine gestellt haben, scheint man von einem zentralen Konzept weiter entfernt denn je.“
Im Falle eines erneuten Lockdowns gebe es bisher von Seiten des Kultusministeriums keine erkennbaren Konzepte oder Fortschritte bezüglich der Software, kritisiert Hanke. Kurzum: Der Lockdown habe der Digitalisierung definitiv einen Schub verliehen, aber auch die Versäumnisse der vergangenen Jahre aufgezeigt.
Stabiles Internet
Auf die Frage, wie Lehrer und Schüler mit der Ausnahmesituation umgegangen sind, verweist Hanke auf Rückmeldungen, die belegen, dass der Fernunterricht den Präsenzunterricht nicht ersetzen könne. „Er kann ihn allenfalls ergänzen.“ Längere Phasen des Fernlernens seien mühsam für alle.
Erschwerend komme hinzu, dass viele Schüler und Schulen nicht über die technischen Voraussetzungen zur Umsetzung des Fernlernens verfügen. Es mangele an stabilen Internetverbindungen und an Endgeräten. Diese seien aber Grundvoraussetzung für erfolgreichen Fernunterricht. „Wenn bei jeder Fernlernarbeit immer wieder Teilnehmer aus der Besprechung fallen, weil das Netz nicht hält, ist dies sehr mühsam.“ In Folge der Koronakrise sei die Schere zwischen Kindern, die es durch fehlende Ausstattung und Motivationsschwäche noch schwerer haben, und jenen mit viel Unterstützung von zu Hause noch weiter auseinander gegangen.
Für Handke ist klar, dass Schüler und Lehrer mit Endgeräten ausgestattet sein müssen, die den technischen Voraussetzungen entsprechen. „Man kann nicht erwarten, dass in allen Familien ausreichend PCs vorhanden sind.“