Kreis Lörrach "Manche Kinder werden hier groß"

Anja Bertsch

Um- und Neubau: Michael-Gemeinschaft erweitert ihr Quartier in Schweigmatt. Stetiges Wachstum.

Schopfheim-Schweigmatt - In groß angelegten Um- und Neubauarbeiten erhält das Quartier der Michael-Gemeinschaft in Schweigmatt derzeit ein neues Gesicht.

Zweieinhalb Jahre nach dem Startschuss ist eine erste Etappe nun vollendet: Am Sonntag weiht die Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung mit einem Herbstfest ihr neues Gebäude mitsamt Veranstaltungssaal und Werkstätten ein.

„Der neue Saal wird viele Funktionen wahrnehmen“, berichtet Einrichtungsleiter Christopher Chalk beim Vorort-Termin. Als gelernter Ingenieur hat er das neue Gebäude zum größten Teil selbst konzipiert. Dabei hat er heilpädagogisch-atmosphärische Aspekte ebenso berücksichtigt wie die Herausforderungen, die die Lage am Steilhang mit sich bringt.

Schließlich spielte auch der Faktor Geld eine Rolle: Mit 350.000 Euro halten sich die Kosten für den Neubau in einem verträglichen Rahmen, bestätigt Falk Stein als Vorstand des Trägervereins.

Holz als Baumaterial innen wie außen, warme Farben und architektonische Feinheiten verschaffen dem Festsaal luftige Weite und warme Atmosphäre. Küchenzeile, Fußbodenheizung oder eine lärmdichte Faltwand sind praktische Details, die dafür sorgen, dass der Raum für die unterschiedlichsten Zwecke eingesetzt werden kann: Singen, Tanzen, oder Theater-AGs für die jungen Bewohner der Michael-Gemeinschaft zum Beispiel, Fortbildungen, Gesprächsrunden, Kinoabende oder im Winter ein Tischtennisturnier.

Die Platznot war denn auch der Grund für den Neubau: In den bisherigen Räumen ging es aufgrund des stetigen Wachstums der Einrichtung zuletzt doch arg gedrängt zu. Größere Veranstaltungen fanden oft im Freien oder bei befreundeten Einrichtungen statt.

Neubau behebt Platznot

Jetzt endlich kann sich die Michael-Gemeinschaft ihrerseits einmal in die Gastgeberrolle begeben, freut sich Chalk und verweist auf die Regionalkonferenz des Kommunalverbandes und der Jugendhilfeeinrichtungen, die vor etwa vier Wochen hier über die Bühne ging.

Wertvoll auch der Raum im unteren Geschoss des neuen Gebäude: Neben zwei Werkstätten für die Hausmeister gibt es hier künftig auch einen Werkraum für die Kinder und Jugendlichen. Platz findet hier schließlich auch eine Pelletsanlage, denn im Zuge der Neuordnung hat die Michael-Gemeinschaft auch die Energiewende vollzogen und die bisherige Ölheizung auf ein holzbetriebenes Nahwärmenetz umgestellt.

Parallel zum Neubau hat die Michael-Gemeinschaft eine Erweiterung des Hautgebäudes in Angriff genommen: Auf der Rückseite schuf man Platz für den Hauswirtschaftsbereich und die Wohngrupppen. Dadurch, so freut sich Chalk, entspanne sich die Raumsituation auch im Hauptgebäude erheblich. Weitere Änderung: Die für die Erweiterung des Gebäudes ausgehobenen Erdmassen wurden genutzt, um den Hang an anderer Stelle aufzuschütten und die Parkplätze zu vergrößern.

Die baulichen Neuerungen spiegeln die allgemeine Entwicklung der Michael-Gemeinschaft wider: Aufgaben und Angebote sind stetig gewachsen – und damit auch die Zahl der unterstützen Familien: Über 100 Kinder und Jugendliche nehmen derzeit die Angebote der Einrichtung wahr; 90 Mitarbeiter (etwa 60 Vollzeitstellen), von Sozial- und Heilpädagogen über Lehrer bis zum Hauswirtschafts- und Hausmeisterteam, kümmern sich um deren Wohl.

Fünf Wohngruppen

Ein Schwerpunkt der Einrichtung ist nach wie vor die Betreuung von Kindern und Jugendlichen, für die eine Kindswohlgefährdung vorliegt. Die Michael-Gemeinschaft ist in dieser Funktion für den ganzen Landkreis zuständig. Für die betroffenen Kinder und Jugendlichen gibt es in Schweigmatt fünf stationäre Wohngruppen mit Platz für 40 junge Menschen im Alter ab drei Jahren bis in die Volljährigkeit hinein. „Manche sind einige Tage hier. Manche werden hier groß“, sagt Chalk.

Neben der vollstationären Betreuung kommt die Michael-Gemeinschaft an unterschiedlichen Standorten zahlreichen weiteren Aufgaben nach. Dazu zählt zum Beispiel die Kaspar-Hauser-Schule in Raitbach als Sonderpädagogische Bildungseinrichtung, die Erstaufnahme junger Flüchtlinge im „Belchenblick“ in Aitern oder die „ambulante Intensivbegleitung“ (AIB) als aufsuchendes Angebot für junge Menschen mit sozialen Schwierigkeiten, die für andere Hilfen schwer erreichbar sind.

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