Kreis Lörrach Mit blauem Auge davongekommen

Gerd Lustig

Corona: Licht und Schatten beim lokalen Handwerk / Ausbildungszahlen sind vergleichsweise konstant

Kreis Lörrach - Die Corona-Pandemie hat fast alle Branchen getroffen – auch das Handwerk im Landkreis Lörrach. Es gibt aber kein einheitliches Bild, wie Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Lörrach (KHS) Martin Ranz und Geschäftsführer Daniel Herkommer im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich machten. Manche Branchen und Gewerke sind bislang besser durch die Krise gekommen, manche schlechter.

„Wir sind bisher ganz gut durch- und unterm Strich mit einem blauen Auge davongekommen“, erklärt Ranz. Mit „wir“ meint er das Handwerk im Landkreis Lörrach als Ganzes, also insgesamt 2567 Handwerksbetriebe, die bei der Kammer Freiburg mit mehr als 15 000 Beschäftigten eingetragen sind.

Ein Stück weit liege die vergleichsweise gute Krisenbewältigung im Handwerk selbst begründet, sagt der Geschäftsführer. „Der Handwerker sei eben offen, flexibel und kann auf Veränderungen ganz gut mit entsprechenden Anpassungen reagieren“, ist er sich sicher.

Und so blickt Herkommer auch optimistisch in die nahe Zukunft, gleichwohl wünschte er sich aus Sicht der Kreishandwerkerschaft, dass dieser schwierige Winter ganz schnell vorbeigehen möge.

Gleichzeitig hofft er, dass der gerade jetzt in der Corona-Krise an den Tag getretene Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung nach und nach verschwindet.

Großes Interesse am Handwerksberuf

Stolz sei man im übrigen bei der KHS auf das auch in der Krise weiterhin hohe Interesse junger Menschen an einer Ausbildung im Handwerk. Die Zahl der neuen Azubis sei zwar im Vergleich zum Vorjahr von 395 auf 347 (Stand Ende Oktober 2020) gesunken. Doch zum einen gab es im vergangenen Jahr eine vergleichsweise hohe Zahl an Azubis. „Und zum anderen konnten wir dieses Jahr nicht wie gewohnt Werbung für unsere Berufe machen, weil Ausbildungsbörsen wie auch Werbe- und Info-Veranstaltungen nicht stattfinden konnten“, erklärt das Duo Ranz und Herkommer. Eine Ausbildung im Handwerk sei nun mal nach wie vor ein Pfund, mit dem man wuchern könne.

Branchen wie Bäcker, Metzger oder auch Frisöre mussten und müssen mit teils erheblichen Einbußen klar- kommen. Da lobt das KHS-Führungsduo dann auch die Politik, die mit der Möglichkeit auf Anmeldung von Kurzarbeit geholfen habe und auch weiterhin hilft. Einige Betriebe im Bereich Metallbau mussten indes Insolvenz anmelden, teils habe auch das Kfz-Handwerk schwer zu kämpfen gehabt – insbesondere die Betriebe, die mit Zulieferern zusammenarbeiteten.

Das hatte sich beim ersten Lockdown im Frühjahr stark ausgewirkt. „Inzwischen hat sich die Lage aber weitestgehend normalisiert, zumal auch jetzt beim Lockdown „Light“ kein Produktionsstillstand herrscht“, merkt Ranz an.

Gut bis sehr gut und teils mit vollen Auftragsbüchern durchgekommen seien Gewerke wie Heizung und Sanitär, Elektro oder auch Maler und Lackierer sowie Schreiner. „Die Branchen konnten weitgehend normal arbeiten und haben sich zudem den Kunden gegenüber flexibel gezeigt“, berichtet Herkommer.

Oftmals gebe es in diesen Bereichen sogar längere Wartezeiten für bestimmte Handwerksarbeiten und Dienstleistungen. Die Menschen hätten derzeit Geld zur Verfügung, zumal Urlaubsreisen kaum möglich, Restaurants, Gaststätten und Hotels geschlossen seien und die Geschäfte mit Auflagen und Einschränkungen leben müssten.

Wer sich was leisten wolle, etwa einen kleinen Luxus zuhause, brauche derzeit Geduld. „Auf eine Heim-Sauna wartet man derzeit schon mal ein halbes Jahr“, berichtet der KHS-Chef und Schreinermeister Ranz von seiner Erfahrung.

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