Seit gestern darf sich das Lörracher Kreiskrankenhaus als singende Gesundheitseinrichtung bezeichnen. Ein entsprechendes Zertifikat wurde im Rahmen einer Singstunde verliehen. Von Saskia Scherer Kreis Lörrach. „Wir freuen uns über jede Klinik“, sagte Wolfgang Bossinger, Ehrenvorsitzender des Vereins „Singende Krankenhäuser“. Anschließend stimmte er das Lied „Singen ist Medizin“ an. „Singen ersetzt zwar keine Medikamente und Experten, aber es liefert Unterstützung zur Selbstheilung“, erklärte Bossinger. So hieß es dann „Come and sing, come and swing“. Es gebe keine Fehler, nur Variationen, ermutigte Bossinger die Gäste – Sänger, Mitarbeiter und Interessierte – schmunzelnd. Armin Müller, Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses, erinnerte an ein großes Fragezeichen, als Initiatorin Bettina Mehlin (Pflegeklinik für Psychiatrie und Psychotherapie) mit dem Anliegen an ihn herantrat. „Aber ich habe mich überzeugen lassen, dass es sinnvoll ist, sich dem Verein anzuschließen“, erklärte Müller. Singen bedeute auch Gemeinschaft und Kommunikation – zwei wichtige Bausteine. „Ich erlebe die Singgruppe als Raum, in dem Patienten freiwillig einen Platz zur Erholung und zum Ausdruck von Gefühlen finden“, sagte Mehlin, die eine Fortbildung zur Singleiterin machte. Man müsse keine Texte oder ein Instrument spielen können, sondern einfach da sein. „Anfangs dachte ich, das hat nichts mit Musik zu tun“, erinnerte sich ein Teilnehmer. Dann aber habe er gemerkt, wie gut ihm das Singen tue. „Ich gehe immer mit erhobenem Kopf aus der Gruppe“, erzählte er. Singen fördere die Selbstwirkungskraft und schaffe Verbundenheit, betonte Bossinger. Es werde ein regelrechter „Glückscocktail“ im Gehirn ausgelöst, beispielsweise durch antidepressive Botenstoffe. „Es ist wunderbar, dass man selbst in der Lage ist, aktiv seinen psychischen Zustand zu ändern.“ Bossinger hatte seine Gitarre mitgebracht und lud die Gäste ein, nach vorne zur Bühne zu kommen und mitzusingen. Der Aufforderung kamen immer mehr Menschen nach und gemeinsam wurden Liedern wie „Hoch wie ein Baum“, „Ich möchte einfach danke sagen“ oder ein Willkommenslied aus Gambia gesungen. 2006 rief Bossinger eine Singgruppe an der Klinik in Göppingen, an der er als Musiktherapeut arbeitet, ins Leben. Die Teilnehmer waren sich schnell einig: „Das muss in jedes Krankenhaus.“ Immer größere Kreise zog die Aktion – bis hin zum singenden Bestattungsinstitut. „Das war eine sehr nachhaltige Entstehung. Auch viele ehemalige Patienten kommen“, freute sich Bossinger.