Kreis Lörrach Mutige Reformen zeitnah angehen

Michael Werndorff
Viel Bürokratie und plötzliche Regeländerungen: IHK-Präsident Thomas Conrady sparte nicht mit Kritik. Foto: Michael Werndorff

Der IHK-Neujahrsempfang stand im Zeichen aktueller Herausforderungen.

Als Festredner hatte die IHK am Dienstagabend den Diplom-Meteorologen, Buchautor und Wettermoderator Sven Plöger eingeladen. Zudem wurde vor den rund 450 Gästen der Stabwechsel an der Spitze der IHK eingeleitet. Verabschiedet wurde der langjährige Hauptgeschäftsführer, Claudius Marx, der den Staffelstab an seine Nachfolgerin Katrin Klodt-Bußmann übergab. Musikalisch begleitet wurde der Abend von dem Schweizer Jazz- und Pop-Musiker Raphael Jost.

Die Zeit drängt

Eine hohe Inflationsrate, Rezession, das Thema Energieversorgung, der Krieg in der Ukraine, der Nahostkonflikt und nicht zuletzt ein sich beschleunigender Klimawandel: IHK-Präsident Thomas Conrady mahnte eindrücklich zum Handeln, denn: „Die Zeit drängt“, zitierte Conrady den Gastredner des Abends, dass es kein Wissens- sondern ein Umsetzungsproblem gebe. Zwar spüre man auf allen Gebieten redliches Bemühen und Schritte in die richtige Richtung, aber der messbare Erfolg lasse auf sich warten.

Eine Ursache: Anders als die gut aufgestellte deutsche Handballmannschaft, die bei der EM mit schnellen, agilen und präzisen Spielzügen begeistere, sei das Zusammenspiel auf dem „Spielfeld Deutschland“ mit seinen vielen Einzelspielern, die zum Teil sehr engagiert unterwegs seien, eher hektisch und erratisch. „Ich sehe aber auch viele Teamplayer, die gerne nach vorne stürmen wollen, die aber mit immensem Ballast festgehalten werden.“

Und dieser Ballast werde nicht weniger, sondern mehr, monierte Conrady die überbordende Bürokratie in Deutschland. Kritik übte er auch an plötzlichen Regeländerungen während der Spielzeit, auf die sich das Team dann schnellstens einzustellen habe – „ein Ding der Unmöglichkeit.“ Zu viel Hektik, zu wenig Verbindlichkeit, brachte es der IHK-Präsident in seiner Kritik an den politischen Rahmenbedingungen auf den Punkt. Zudem kritisierte er einen fehlenden Willen, die Verantwortung für das eigene Handeln zu tragen.

In einer ähnlich schlechten Situation befand sich Deutschland schon einmal, und zwar 1999, als das Land der „kranke Mann Europas“ war. Durch Mut und das Besinnen auf die eigenen Tugenden konnte das Ruder herumgerissen werden. Dies sei auch jetzt wieder möglich – „wenn wir es nur wollen“, sagte Conrady. Für ihn bedeute dies das Anpacken mutiger Reformen beim Bürokratieabbau. Und: Unternehmer müssten lauter und vernehmbarer werden und klare Aussagen zu Themen machen, die alle angingen.

Einsatz für die Demokratie

Überdies kommentierte Conrady die vielerorts stattfindenden Demonstrationen für die Demokratie: „Wenn wir hier als Demokraten – wenn wir als Wirtschaft Flagge zeigen, dann wird das die Wirkung nicht verfehlen – lassen Sie uns konzertiert agieren“, sagte der IHK-Präsident und erntete spontanen Beifall. Schließlich arbeiteten seit Jahrzehnten alle Menschen in unserem Land daran, dass das Modell der Demokratie und der sozialen Marktwirtschaft für Frieden, Freiheit und Wohlstand sorgt. „Und das ist es, was wir tagtäglich in Büros und Werkhallen erleben. Wir dürfen nicht erlauben, dass an diesem Fundament gerüttelt wird.“

Konzertiert agiert werden müsse auch, um gegen den Klimawandel zu kämpfen, forderte Plöger während seines einstündigen Vortrags. Der Experte führte den Gästen drastisch vor Augen, was die fortschreitende Klimaerwärmung bedeutet. Was jetzt unternommen werde, reiche aber bei Weitem nicht aus, um eine Wende herbeizuführen.

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