Kreis Lörrach Nachfolger für die Praxis fehlen oft

Adrian Steineck
Wenn im Landkreis Lörrach ein Arzt aus Altersgründen sein Stethoskop an den Nagel hängt, kann nicht immer sofort ein Nachfolger gefunden werden. Eine Nachwuchsoffensive soll hier Abhilfe schaffen. Foto: Parentingupstream/Pixabay

Medizin: Nachwuchsmangel bei den Allgemeinmedizinern / Rotationsstelle für Ärzte in Weiterbildung

Knapp die Hälfte der Hausärzte im Landkreis Lörrach ist älter als 60 Jahre. Und: Die Suche nach einem Nachfolger wird zunehmend schwieriger. Das ist das Ergebnis einer im Jahr 2017 vom Fachbereich Gesundheit in Auftrag gegebenen Studie zur hausärztlichen Versorgung. Auf Grundlage der Studienergebnisse hat der Landkreis Lörrach eine Nachwuchsoffensive Allgemeinmedizin initiiert, zu der auch die Einrichtung einer Rotationsstelle gehört.

Von Adrian Steineck

Kreis Lörrach. In der Studie haben 32 von 152 Hausärzten angegeben, in den nächsten fünf Jahren ihre Praxis aufgeben zu wollen. Ein Nachfolger war aber lediglich in fünf Fällen in Aussicht (siehe Infokasten). Handlungsbedarf ist also vorhanden, da waren sich die Teilnehmer in einem Video-Pressegespräch des Landkreises einig.

Von Moldawien nach Deutschland

Wie das Werben um Nachwuchs aussehen kann, das schildern Daria und Alex Pavlic. Die Eheleute sind beide Mediziner, bilden sich derzeit in den Bereichen Allgemeinmedizin und Psychoanalyse weiter und haben dafür den Weg von Moldawien in den Landkreis Lörrach auf sich genommen. „Wir haben uns bewusst für die ländliche Region entschieden“, sagt Alex Pavlic beim Pressegespräch. In Moldawien haben die beiden in der gut 530 000 Einwohner großen Hauptstadt Chisinau gelebt und gearbeitet. Bereits im Jahr 2012 sind sie – damals noch als Studenten – für ein einmonatiges Praktikum im Gesundheitszentrum Todtnau aktiv gewesen. „In Moldawien haben wir uns bereits weitergebildet, aber die Ausbildung ist hier in Deutschland nicht anerkannt“, sagt Alex Pavlic.

Daria Pavlic wird in ihrer Weiterbildung zur Allgemeinmedizinerin von Martin Honeck, Leiter des Gesundheitszentrums Todtnau, betreut. Michael Maraun, Chefarzt im Kreiskrankenhaus Schopfheim, arbeitet mit Alex Pavlic zusammen. Beide wanden ihren Schützlingen ein Kränzlein. „Die beiden sind enorm motiviert“, sagt Honeck. Maraun ergänzt: „Es ist natürlich für alle Seiten ein Vorteil, wenn man Planungssicherheit hat und über Jahre hinaus weiß, wie es weitergeht.“

Stelle wird vom Landkreis finanziert

Die Rotationsstelle hat ihren Namen daher, dass angehende Allgemeinmediziner durch verschiedene Fachbereiche rotieren müssen. Sie ist als zusätzliche Arztstelle am Krankenhaus reserviert für die Weiterbildung zum Allgemeinmediziner. Getragen wird sie vom Kreis Lörrach, betreut von der Stabsstelle Gesundheit. Sie liegt außerhalb des eigentlichen Stellenbudgets am Kreiskrankenhaus Schopfheim. Zugleich ist es derzeit so, dass es auch unbesetzte Arztstellen innerhalb des normalen Stellenkontingents gibt. Als die Pavlics zu Beginn des Jahres 2020 die Stelle angetreten haben, war dies noch nicht der Fall. „Das ist ein Leuchtturmprojekt, aber es ist auch klar, dass eine Ersatzstelle nicht ausreichen kann, um den absehbaren Ärztemangel zu decken“, legt Maraun dar.

Schon vor den Eheleuten Pavlic war die Rotationsstelle besetzt. Zwei Stelleninhaber haben sich dann aber anderweitig orientiert, sagte Cornelia Wülbeck, Leiterin des Dezernats für Recht, Ordnung und Gesundheit. Ziel sei es aber, dass die Ärzte nach ihrer Weiterbildung im Landkreis Lörrach bleiben.

Der Ärztemangel ist nicht nur im Kreis Lörrach ein Thema. In Stuttgart etwa werden laut kassenärztlicher Vereinigung Baden-Württemberg 26 Ärzte als Nachfolger gesucht.

Das Durchschnittsalter der Hausärzte im Landkreis Lörrach liegt laut der Studie bei 56,9 Jahren (Baden-Württemberg: 55,8 Jahre). Von den 141 Hausärzten im Kreis sind 61 älter als 60 Jahre. Die Beschäftigung von Ärzten in Weiterbildung betrug im Jahr 2017 im Landkreis Lörrach 8,5 Prozent (Durchschnitt Bund: 19 Prozent).

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