Kreis Lörrach Nachfolger händeringend gesucht

Die Oberbadische
Wenn Handwerksbetriebe schließen, müssen Kunden mit monatelangen Wartezeiten rechnen. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Handwerk: Bernd Raffelhüschen referierte über Folgen für Wirtschaft und Kommunen

In Handwerk und Mittelstand fehlen die Nachfolger. Um dieses für die ganze Region relevante Thema schlagkräftig angehen zu können, organisierten die Handwerkskammer Freiburg, die IHK Südlicher Oberrhein und die IHK Hochrhein-Bodensee dieser Tage das 1. Regionale Nachfolgesymposium im Schloss Reinach.

Regio. Der Freiburger Wirtschaftswissenschaftler Bernd Raffelhüschen referierte über die aktuellen Entwicklungen und deren Auswirkungen auf Wirtschaft und Kommunen. Im Anschluss diskutierten die Teilnehmer in Werkstattgesprächen über die verschiedenen Problemstellungen und Lösungsansätze.

„Die Nachfolgeproblematik betrifft Handwerk und Mittelstand unmittelbar – aber auch auf die gesamte Region haben fehlende Nachfolger Auswirkungen“, machte Johannes Ullrich, Präsident der Handwerkskammer Freiburg in seiner Begrüßungsrede deutlich. „Wenn Betriebe schließen müssen, sind nicht nur die Mitarbeiter sowie deren Familien betroffen, auch die Kunden müssen sich auf Verschlechterungen einstellen.“ Eine lückenhafte Nahversorgung und monatelange Wartezeiten bei Aufträgen seien nur zwei Szenarien, die Wirklichkeit werden könnten.

„Nur etwas mehr als die Hälfte der Unternehmensnachfolger kommen aus der Familie. 47 Prozent sind externe Führungskräfte oder die eigenen Mitarbeiter“, nannte Dieter Salomon, Hauptgeschäftsführer der IHK Südlicher Oberrhein, einige Zahlen. Gerade für diese zweite Gruppe der übergebenden Unternehmer sei es wichtig, sich frühzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen. „Hier bieten sowohl die Handwerkskammern als auch die IHKs ihren Mitgliedern viel Unterstützung an.“

Mittelstand vor einem Generationswechsel

Der deutsche Mittelstand stehe vor einem Generationswechsel, wie man ihn noch nie zuvor erlebt habe. „Doch wer in einem Unternehmen nachfolgt, ist in vielen Fällen nicht geklärt. Leider befassen sich Unternehmer oft zu wenig oder zu spät mit diesem wichtigen Thema. Hinzu kommt, dass der Wettbewerb um gute Führungskräfte deutlich härter geworden ist“, sagt Thomas Conrady, Präsident der IHK Hochrhein-Bodensee. „Ein strukturierter Stabwechsel braucht Zeit. Hier müssen wir noch stärker das Bewusstsein schärfen, denn die Auswirkungen einer Nachfolge sind für alle Beteiligten weitreichend. Das sollte man nicht dem Zufall überlassen.“

Freiburgs Bürgermeister Stefan Breiter sprach die Problematik an, dass die immense Verantwortung der Selbstständigkeit bei Vielen heute nicht mehr mit dem gewünschten Lebensstil vereinbar ist. „Wir müssen ehrlich sein: Wer es sich aussuchen kann, nimmt den leichten Weg.“

Raffelhüschen machte deutlich, dass diese alleine nicht das Problem ist. Vielmehr sind begleitende Umstände und politische Entscheidungen Grund für die Schwierigkeiten.

Auch Selbstständige haben Kinder

So zeige die Bevölkerungspyramide zwar eindeutig die zurückgehende Kinderzahl, für die Familienunternehmen ist das bei der Nachfolgeproblematik aber eigentlich kein Thema. „Die Selbstständigen haben nämlich durchaus Kinder.“

Explizit sprach Raffelhüschen bürokratische Hürden und problematische politische Entscheidungen an. „Dem Handwerk wird oft goldener Boden nachgesagt, aber letztlich werden ihm eher Steine in den Weg gelegt.“ Insbesondere auf dem Arbeitsmarkt schlage die demografische Entwicklung dann für das Handwerk nämlich doch zu. Vor allem die Fokussierung auf die akademische Bildung spiele Handwerkern und Mittelständlern hierbei böse mit.

In den folgenden Werkstattgesprächen konnten die Teilnehmer miteinander diskutieren und ihre Ideen einbringen. Die Gespräche fokussierten jeweils einen Aspekt der Nachfolgeproblematik. Neben genossenschaftlichen Lösungen für den ländlichen Raum, dem Zusammenspiel von Nachfolgestrategie und Arbeitgeberattraktivität und dem Einblick in Nachfolgemanagement und Standortimpulse stand auch das Thema „Nachfolge im Handwerk, Förderung und Finanzierung“ auf dem Programm.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading