Kreis Lörrach Nachhaltig und solidarisch

Regine Ounas-Kräusel
Bei einer SoLaWi helfen die Verbraucher regelmäßig im Betrieb mit. Foto:  

Die SoLaWi-Initiativen „3Land“ und „Möhrenblick“ erproben eine alternative Form der Landwirtschaft.

Der ein Hektar große Acker der SoLaWi „Möhrenblick“ liegt bei Schopfheim-Kürnberg, es gibt Folienhäuser und im Hintergrund ist die Hohe Möhr zu sehen. Hier baut Gärtner Andreas für fast 60 Vereinsmitglieder Biogemüse, Kartoffeln und Kräuter an. Den Acker hat der SoLaWi-Verein von Susanne Greiner gepachtet, die einen Hof mit Mutterkuhhaltung in Umstellung auf Bio betreibt.

Verein trägt finanzielles Risiko

In einer SoLaWi verpflichten sich die Verbraucher – bei „Möhreblick“ die Vereinsmitglieder – Hof oder Gärtnerei immer ein Jahr lang verbindlich zu finanzieren. Bei „Möhreblick“ planen Verbraucher und Gärtner im Winter gemeinsam, welches Gemüse angebaut wird. Dann kalkuliert der Vorstand mit Gärtner und Bäuerin das Jahresbudget. Dazu gehören der Lohn des Gärtners, die Kosten für Saatgut und Pflanzen, die Pacht für den Acker, Entlohnung für die Bäuerin, die für die SoLaWi-Gärtnerei Maschinenarbeiten erledigt, und anderes. Bei einer Bieterrunde nennt dann jedes Vereinsmitglied anonym eine Geldsumme, die es zum Jahresbudget beitragen will. Ein Richtwert - 2023 waren es 93 Euro pro Monat - dient als Orientierung. Im Gegenzug erhalten die Mitglieder als Ernteanteil jede Woche eine Kiste mit frischem Biogemüse, Kartoffeln, Kräutern.

Einkommen des Anbauers sichern

„Wir sichern das Einkommen des Anbauers und teilen mit ihm das Risiko“, umschreibt Anette Maaßen-Boulton vom Kernteam den solidarischen Ansatz. Dadurch könne der Gärtner ohne Preisdruck und ohne finanzielles Risiko bei Ernteausfällen wirtschaften, erklärt die Vereinsvorsitzende Andrea Reynolds. Dies schaffe Spielräume, sagen die Frauen: Sie könnten ihrem Gärtner einen fairen, höheren Lohn zahlen. Außerdem hätten sie schon eine Artenschutzhecke für Insekten gepflanzt. Bei der SoLaWi „3Land“ arbeiten die rund 60 Mitglieder zählende Initiativgruppe und die Demeter-Gemüsegärtnerei Berg aus Binzen zusammen.

Aurelia Delin hatte die SoLaWi im Coronajahr 2020 mitgegründet. Als damals die Spargelernte gefährdet war, weil keine Erntehelfer aus Osteuropa kommen durften, habe sie über krisensichere Landwirtschaft nachgedacht, erzählt sie. Bei der SoLaWi „3Land“ wird noch nicht die gesamte Gärtnerei von der Gemeinschaft getragen.

Fruchtbarkeit des Bodens erhalten

Seit 2022 bietet Inhaber Stefan Berg, der sein Gemüse zum großen Teil per Abo-Kiste verkauft, der Initiativgruppe aber eine SoLaWi-Kiste an. Das Besondere: Auch hier gibt es im Winter eine Bieterrunde, auch hier finanziert die Initiativgruppe die SoLaWi-Kiste verbindlich ein ganzes Jahr.

Die Zukunft seiner Gärtnerei sieht Berg idealerweise so: Der Betrieb gehört einer Gemeinschaft und er arbeitet dort als Pächter. Als Demeter-Gärtner wolle er die Fruchtbarkeit des Bodens für künftige Generationen erhalten, sagt er. Wenn eine Gemeinschaft den Betrieb trägt, sei das die beste Grundlage dafür, ist er überzeugt: Ein einzelner Eigentümer arbeite eher profitorientiert, während eine Gemeinschaft Gewinne wieder in den Betrieb investiere: „SoLaWi ist die einzige zukunftsfähige Wirtschaftsweise.“

Tatsächlich gibt es schon größere Betriebe, die als solidarische Landwirtschaft funktionieren: Die Gartencoop Freiburg versorgt zum Beispiel 300 Vereinsmitglieder mit Biogemüse, die ihrerseits die Gärtnerei finanzieren.

Verbraucher helfen im Betrieb mit

In einer SoLaWi helfen die Abnehmer der Ernte auf dem Hof mit. So packen die Vereinsmitglieder bei „Möhreblick“ jede Woche die Gemüsekisten und fahren sie zu den Abholstellen. Bei den SoLaWis „Möhreblick“ und „3Land“ gibt es jeden Monat freiwillige Helfertage. Aurelia Delin erzählt vom Zwiebelernten bei Sommerhitze. „Ein Erlebnis“, sagt sie und berichtet, wie sie die Arbeit der Gärtner und Erntehelfer bei solchen Aktionen immer mehr zu schätzen lerne. Delin schwärmt außerdem von den Treffen der Initiativgruppe, bei denen man Brot backt, Gemüse fermentiert oder neue Rezepte ausprobiert: „Wir sind pausenlos dabei, Neues zu lernen.“

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