Im Jahr 2020 waren vierzig Prozent der Bevölkerung in fragilen und konfliktbetroffenen Gebieten unter vierzehn Jahre alt – und das bezieht Jugendliche im Alter von vierzehn bis achtzehn Jahren noch nicht einmal mit ein. Kinder machen also einen erheblichen Teil der Bevölkerung in Konflikten aus, die oft Jahrzehnte oder sogar Generationen übergreifen – wie beispielsweise in Afghanistan, im Yemen, Israel-Palästina oder in Myanmar. Kinder und Jugendliche spielen in diesen Konflikten entscheidende Rollen, von sozialen Stabilisatoren über direkte Ziele von Kriegshandlungen zur eigenen Involvierung in gewaltsamen Auseinandersetzungen. Je länger ein Konflikt dauert, desto wichtiger sind Kinder nicht nur als Akteure in der aktuellen Konfliktdynamik, sondern auch für alle zukünftigen Entwicklungen – inklusive der Konfliktlösung. Doch in außen- und sicherheitspolitischen Überlegungen werden sie kaum als aktive Teilnehmer anerkannt. Um die Auswirkungen von Gewalt und Traumata auf Gesellschaften wirksam zu mildern, den Rekrutierungsstrategien bewaffneter Gruppen entgegenzuwirken oder Staaten mittel- und langfristig zu stabilisieren, müssen Kinder und Jugendliche aktiv einbezogen werden.