Die Bundesregierung hat zur Entlastung der Bürger wegen steigender Energiekosten beschlossen, für drei Monate das stark vergünstigtes Ticket für den ÖPNV zum Preis von monatlich neun Euro einzuführen.
Branche überrumpelt
„Damit wurde die ÖV-Branche regelrecht überrumpelt“, zeigt sich Bärnighausen kritisch. „Wir mussten in kurzer Zeit viel Detailarbeit leisten, zahlreiche Aspekte waren nicht geklärt.“ Neben dem großen organisatorischen Aufwand bedeutet das Ticket auch Mindereinnahmen für den RVL, die Bärnighausen mit vier Millionen Euro beziffert, die der Bund erstatten werde.
Die Entlastungsmaßnahme sei ein kurzfristiges Geschenk der Bundesregierung an die Bürger. „Der Aspekt der Nachhaltigkeit wird dabei völlig außen vor gelassen.“ Finanzielle Mittel sollten in dauerhafte Angebote investiert werden, verwies Bärnighausen auf Verbesserungen im Ausbau oder bei den Tarifen. Er hofft aber, dass dem ÖPNV nach Auslaufen der dreimonatigen Aktion neue Nutzer erhalten bleiben werden.
Intensive Vorbereitung
Auch für die SBB Deutschland mit Sitz in Konstanz seien die Vorbereitungen „sehr kurzfristig und intensiv“ gewesen, teilt Marketing-Leiter Daniel König auf Anfrage unserer Zeitung mit. Jetzt hoffe das Unternehmen, dass entsprechende finanzielle Zusagen bald eintreffen. „Wir als SBB GmbH haben dem Land verschiedene Angebote für zusätzliche Kapazitäten beziehungsweise Entlastungen offeriert, jedoch unter den Aspekten der Umsetzbarkeit“, verweist auch er auf die begrenzte Anzahl an Personal und Fahrzeugen. „Hier benötigen wir jedoch schnelle und unbürokratische Entscheidungen, um die entsprechenden Kapazitäten zeitnah bereitzustellen.“
Für Klimaneutralität
FDP-Bundestagsabgeordneter Christoph Hoffmann unterstreicht derweil in einer Mitteilung die Entlastungswirkung für die Bürger: „Der Ansturm auf die Tickets bereits wenige Stunden nach Verkaufsstart zeigt, dass dies eine wichtige und richtige Maßnahme des FDP-Ministeriums ist. Mit diesem Angebot werden viele Bürger entlastet.“
Mit dem Maßnahmenpaket der Ampel-Koalition würden umfangreiche Entlastungen auf den Weg gebracht. Die vergünstigten ÖPNV-Tickets machten deutlich, wie mit einfachen, unbürokratischen Maßnahmen gleich zwei Ziele erreicht werden: ein Beitrag zur Klimaneutralität und die Entlastung der Bürger.
„Auch zahlreiche Verkehrsteilnehmer, die bisher nur selten oder gar nicht den öffentlichen Verkehr nutzten, können sich nun mit dem Zug- und Busverkehr anfreunden. Selbst in ländlichen Regionen, wo für einen Großteil der Menschen das Leben mit höheren Mobilitätskosten verbunden ist, wird ein Umstieg auf den öffentlichen Verkehr festzustellen sein.“
Der FDP-Politiker betont, dass dies nicht automatisch bedeute, dass der Staat mehr Geld gibt. „Aber der Staat nimmt den Menschen weniger Geld weg, das ist der Ansatz der Koalition.“