Kreis Lörrach Patienten reisen über weite Strecken an

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Insgesamt 101 Operationen innerhalb von zwei Wochen führte Tobias Berberich und sein Team im Rahmen eines humanitären Hilfseinsatzes durch. Foto: zVg

Kinderchirurg Tobias Berberich operiert Patienten in Somaliland.

Tobias Berberich, Chefarzt der Abteilung für Kinderchirurgie und Kinderurologie am St. Elisabethen-Krankenhaus in Lörrach, war zu einem humanitären Hilfseinsatz in Somaliland. Im Auftrag des Hammer Forums, einer Hilfsorganisation, die sich seit 1991 um die medizinische Versorgung von Kindern in Krisengebieten kümmert, war der Mediziner in der Muhammed Aden Sheikh Kinderklinik in Hargeysa, der Hauptstadt von Somaliland, wie die Kliniken des Landkreises Lörrach mitteilen.

Anspruchsvolle Eingriffe

Um die Zeit vor Ort so effizient wie möglich zu nutzen, begannen Dr. Tobias Berberich und Dr. Theophylaktos Emmanouilidis, der Einsatzleiter und Vorstandsvorsitzende des Hammerforums, noch am Tag der Ankunft mit der Sprechstunde, der Sichtung der Patienten und des Festlegens des Operationsplans. Die Patienten, die in die Sprechstunde kamen, hatten teilweise sehr anstrengende Anreisewege hinter sich. Die längste Entfernung, die eine Familie aus dem Randgebiet von Somaliland überwunden hatte, betrug 900 Kilometer.

Die Operationstage waren laut Mitteilung eng gefüllt mit teilweise sehr anspruchsvollen Eingriffen die über mehrere Stunden gingen: So wurden zum Beispiel angeborene Fehlbildungen des Magen-Darm-Traktes, bei der der Darm in die Blase mündet, in einer aufwendigen Operation rekonstruiert. Auch viele Verbrennungsfolgen mit schweren Kontrakturen als Folge der Narbenbildung standen auf dem Programm.

Berberich ist der Mitteilung zufolge ausgewiesener Spezialist bei der Behandlung von Patienten mit Hypospadie. Dabei handelt es sich um eine Fehlmündung der Harnröhre. „Besonders auffällig war die große Häufigkeit sehr schwerer Formen der Hypospadie, die der Mediziner eigenen Worten zufolge in Deutschland vielleicht zwei- bis dreimal im Jahr sehe. „Hier hatte ich eigentlich jeden Tag mindestens zwei neue Patienten, bei denen eine aufwendige Rekonstruktion erforderlich war“, beschreibt Berberich die Erfahrungen aus der Sprechstunde in Hargeysa.

Material fehlt

Bei all den Eingriffen, die durchgeführt wurden, stand Improvisationsvermögen ganz oben auf der Liste der erforderlichen Fähigkeiten sowohl der Operateure als auch des Assistenzpersonals: Immer wieder mussten fehlende Katheter, Nahtmaterialien oder spezielle Verbands- und Lagerungsschienen durch umfunktionierte oder selbst hergestellte Materialien ersetzt werden. Am Ende des Tages konnten aber alle Kinder erfolgreich und mit gutem Ergebnis operativ versorgt werden.

450 Patienten behandelt

Nach dem zweiwöchigen Einsatz blickten die Beteiligten auf 450 Patienten in der Sprechstunde und 101 Operationen zurück, wie aus der Mitteilung hervorgeht.

Diese humanitären Einsätze, bei denen die Beteiligten zum Teil auch noch die Materialien und Medikamente mitbringen, seien für die Menschen vor Ort oftmals die einzige Möglichkeit, durch eine Operation ein normales Leben führen zu können, heißt es weiter. Wenn er auf den Einsatz zurückblickt, dann habe Dr. Berberich vor allem die große Geduld und Dankbarkeit der Patienten beeindruckt, die aufgrund des enormen Andrangs in der Sprechstunde oft viele Stunden auf ihre Behandlung warten mussten. Das gesamte Team sei sich beim Rückflug einig gewesen, dass der Einsatz die Strapazen wert gewesen sei. Ein weiterer Einsatz in Somaliland sei schon in Planung.

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