Kreis Lörrach Pflegeheime unter Druck

Michael Werndorff
Fachkräftemangel und Einzelzimmervorgabe setzen Pflegeeinrichtungen in Baden-Württemberg unter Druck. Foto: Archiv

AG Heime: Im Kreis Lörrach fehlen Pflegeplätze. Die Landesheimbauverordnung verschärft die Lage.

Kreis Lörrach - Fachkräftemangel und Einzelzimmervorgabe setzen Pflegeeinrichtungen in Baden-Württemberg unter Druck. Auch im Kreis Lörrach steht das Thema auf der Agenda. Die Sprecher der AG Heime haben gestern bei einem Mediengespräch die Problematik verdeutlicht.

Die Landespolitik hält trotz mancher Widerstände daran fest, dass es in Pflegeheimen vom 1. August an im Wesentlichen nur noch Einzelzimmer geben darf. Die entsprechende Übergangsfrist von zehn Jahren wurde in der Landesheimbauverordnung festgeschrieben, die zum 1. September 2009 in Kraft getreten war. Eine ermessenslenkende Richtlinie bei der Umsetzung wurde aber erst im Jahr 2014 veröffentlicht. „Viele Träger konnten zuvor nicht handeln“, verweist Wolfram Uhl vom Seniorenzentrum Mühlehof in Steinen auf langwierige Planungen selbst bei Neubauvorhaben. So seien Planungen mancher Träger über den Haufen geworfen worden, und noch schwieriger werde es, wenn im Bestand gebaut werde.

Aus für Heime

Der Mühlehof ging im Jahr 2006 in Betrieb und hat eine Übergangszeit bis zum Jahr 2036. „Wir werden das letzte Heim im Landkreis Lörrach sein, das Doppelzimmer haben wird“, sagte Uhl. Dass die Heimbauverordnung im schlimmsten Fall auch das Aus für Pflegeheime bedeuten kann, zeigt sich derzeit am Beispiel des Pflegeheims Wohnpark an der Kander, das vor einer ungewissen Zukunft steht. Wenn der Betreiber seine Doppelzimmer künftig als Einzelzimmer nutzen muss, würde dies den Verlust von 26 Pflegeplätzen bedeuten. „Und das führt zu finanziellen Einbußen“, weiß Alexander Kreet vom Luise-Klaiber-Haus in Kandern.

Zwar könne Uhl das Bedürfnis nach Einzelzimmern aus der Bevölkerung verstehen, dem gegenüber steht aber ein steigender Bedarf an Pflegeplätzen, der schon jetzt nicht gedeckt werden kann. Gleichzeitig seien im Landkreis derzeit 100 Betten nicht belegt, weil es an Fachkräften fehle, erklärte Uhl. Erschwerend sei hier die Nähe zur Schweiz mit höherem Lohnniveau. Für Pflegeheime besteht die Möglichkeit einer befristeten Befreiung von der Einzelzimmerpflicht. „Das ist meist dann der Fall, wenn sich ein Träger bereits auf den Weg gemacht hat, etwas Neues zu bauen“, erklärt Kreet.

Schlecht für die Region

Eine längere Frist ist auch dann möglich wenn die Pflegezimmer größer als 22 Quadratmeter sind. Fest steht: Die Landesheimbauverordnung führe zu einem Pflegeplatzabbau, der laut Uhl aber insgesamt nicht beziffert werden könne. „Für die Region ist das keine gute Sache“, kommentierte er die Entwicklung

Weiteres Thema war der geplante Mindestlohn für Auszubildende. In Sachen Vergütung sei die Altenpflege bereits weit vorne, betonte Marita Steinebrunner vom Altenpflegeheim Todtnau. Angehende Pflegefachkräfte verdienen im ersten Jahr monatlich 1140 Euro. Kritik wurde bei der generalisierten Ausbildung laut, bei der es für junge Menschen mit einem Hauptschulabschluss schwierig wird, befanden die drei Sprecher der AG Heime. Diese wiesen auch auf den hohen Dokumentationsaufwand und die Ungleichbehandlung von Kliniken und Pflegeeinrichtungen bei Prüfungen hin. Die Kontrollen müssten im gesamten Gesundheitswesen gleichermaßen stattfinden, befand Steinebrunner.

Letztlich habe die Pflege in der medialen Öffentlichkeit immer noch ein schlechtes Bild, dabei habe sich insbesondere in den vergangenen fünf Jahren einiges getan, verweisen die Sprecher auf bessere Betreuungs- und Qualitätsschlüssel. Das habe zu einer sukzessiven Entlastung der Mitarbeiter geführt. „Es wurde viel dafür getan, dass Pflegeberufe lohnens- und lebenswert sind“, sagte Uhl.

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