Kreis Lörrach Pflegekonferenz nimmt Fahrt auf

Peter Ade
Mit der Pflegesituation im Landkreis wurde zuletzt in Lörrach auch der Sozialminister des Landes, Manne Lucha (l.), konfrontiert; hier im Gespräch mit Bürgern und dem Grünen-Landtagsabgeordneten Josha Frey (stehend, mit Schirm). Foto: Peter Ade

Gründung: Start mit drei Arbeitsgruppen / Großer Handlungsbedarf in fast allen Bereichen

Kreis Lörrach - Die Kommunale Pflegekonferenz (KPK) nimmt Fahrt auf. In der ersten Plenumssitzung des neuen Gremiums einigten sich Ärzte, Pflegekräfte und Kommunalpolitiker auf die Bildung von drei Arbeitsgruppen, die ab sofort mit unterschiedlichen Schwerpunkten der einschlägigen Problematik im Landkreis befasst sein werden.

Auf der Tagesordnung des Plenums standen die Einführung in die Grundlagen der KPK durch Landrätin Marion Dammann sowie die Präsentation der Zusammensetzung und des Auftrags durch Sozialdezernentin Elke Zimmermann-Fiscella.

Die Mitglieder berieten Fragen der notwendigen Pflege- und Unterstützungsstrukturen und der Schaffung altersgerechter Quartiersprofile – insbesondere unter Einbeziehung neuer Wohn- und Pflegeformen, der kommunalen Beratungsstrukturen für an den Bedarfen orientierte Angebote sowie der Koordinierung von Leistungsangeboten.

Beschleunigter Trend

Im Fokus bleiben fehlende Pflegeheimplätze im Landkreis – sowohl für Kurzzeit- als auch für Langzeitpflege. Prognosen lassen bis zum Jahr 2030 weitere Engpässe befürchten, wie vergangene Woche im Sozialausschuss des Kreistags bekannt wurde (wir berichteten).

Die Zahl der Pflegebedürftigen hat sich in den zurückliegenden 20 Jahren nahezu verdoppelt. Der Trend dürfte sich angesichts der demografischen Entwicklung und des steigenden Anteils Älterer und Hochbetagter weiter beschleunigen. Laut Bundespflegestatistik lebten Ende 2019 insgesamt 9333 pflegebedürftige Personen in den 35 Städten und Gemeinden des Landkreises, der in fünf Planungsräume aufgeteilt ist. Laut einer Hochrechnung des Kommunalverbands für Jugend und Soziales (KVJS) für Baden-Württemberg könnten es im Jahr 2030 bereits 11 190 sein.

Nach aktuellem Stand werden 80 Prozent der Pflegebedürftigen im häuslichen Umfeld betreut – von Angehörigen und Pflegekräften aus Osteuropa sowie von ambulanten Pflegediensten. Es mangelt perspektivisch aber trotzdem an stationären Pflegeplätzen.

Neue Heime notwendig

Im Plenum der neuen Kommunalen Pflegekonferenz berichtete der zuständige Sachgebietsleiter Robert Müller, Altenhilfe- und -pflegespezialist im Landratsamt, dass schon bis 2025 ein Mangel von bis 20 Prozent oder – in Zahlen ausgedrückt – eine Lücke zwischen 245 und 465 Plätzen in der Langzeitpflege bestehen werde. Bei Heimgrößen von etwa 70 Plätzen – wie sie der Kreis derzeit in Schliengen und Hausen realisiert – entspreche allein das zwischen drei und sieben neuen und zusätzlichen Pflegeheimen, für die Flächen und Standorte gebraucht würden.

Noch prekärer die Situation in der Kurzzeitpflege: Laut Müller gibt es derzeit 33 Plätze. Prognostiziert bis 2025, bestehe ein Bedarf von bis zu 120, mithin eine Lücke von bis zu 90 Kurzzeitpflegeplätzen. Einzig bei der Tagespflege gibt es angesichts der 186 zur Verfügung stehenden Plätze eine gewisse Entspannung. Die Pflegekonferenz biete die Möglichkeit, auf der Basis beschränkter Handlungsspielräume der lokalen Akteure zumindest regionale Impulse zu setzen, erklärte Landrätin Marion Dammann.

Müller beleuchtete auch die Personalsituation in der Pflege: Die Einführung der sogenannten „generalistischen Pflegeausbildung“ zum 1. Januar 2020 habe zum einen die Vereinheitlichung der Ausbildung im Bereich der europäischen Union zum Ziel. Eine Fachpflegekraft könne künftig überall in der EU sowohl in Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege arbeiten. Zum anderen sollte der Pflegeberuf auch attraktiver werden.

Bei der Zahl der Schüler, die seit 2020 eine Pflegeausbildung im Landkreis begonnen haben, ist allerdings noch keine Zunahme gegenüber der Zeit vor Einführung der Generalistik erkennbar.

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