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Kreis Lörrach Pflegenotstand spitzt sich weiter zu

OV
Die Zahl pflegebedürftiger Senioren steigt. Foto: pixabay/pixabay

Wie gelingt die Stärkung der pflegenden Angehörigen? Das war das Thema einer Podiumsdiskussion im SAK Lörrach.

Veranstaltet wurde die Podiumsdiskussion im SAK Lörrach von der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft Südbaden und der Senioren Südbaden gemeinsam mit der CDU-Bundestagsabgeordneten Diana Stöcker.

Stefanie Britsche aus Lörrach hat über ihren Alltag als pflegende Angehörige berichtet: Sie pflegt ihren dementen Vater, der Pflegestufe fünf hat. Die 50-Jährige musste dafür ihren Beruf aufgeben. Zuvor hatte sie schon ihren Großvater und Mutter gepflegt und kümmert sich nun auch um die pflegebedürftige Nachbarin. Kurzzeitpflege für ihren Vater könne sie nicht in Anspruch nehmen, weil es zu wenige Plätze gebe, wie sie berichtete. Sie machte deutlich, dass das Pflegegeld erhöht werden und die Angehörigen-Pflege auch in der Rente anerkannt werden müsse.

Rolf Steinegger, Geschäftsführer Caritasverband Hochrhein, hat über das Pilotprojekt der Caritas am Hochrhein „passgenaue Unterstützung durch Zeitvergütung“ berichtet: Mit dem Ziel, die Selbstständigkeit der Pflegebedürftigen so lange wie möglich zu bewahren, werden im Gespräch mit dem Pflegebedürftigen, Angehörigen und dem Pflegedienst insbesondere drei grundlegende Fragen abgestimmt: Was kann selbst erledigt oder durch Angehörige unterstützt werden, und wofür braucht es den professionellen Pflegedienst?

Durch die neue Systematik „Abrechnung nach Zeit“ werde die Umstellung auf personenorientierte Pflege im Sinne eines modernen Pflegekonzeptes besser ermöglicht. Die Abrechnung nach Zeit sei derzeit nur im Bereich der Pflegeversicherung (SGB XI) möglich, wie weiter zu erfahren war.

Dass 2023 zum Scheidejahr werde, befand Axel Schuhen vom Beratungsunternehmen SilverAge. Denn: Viele Babyboomer gingen in den Ruhestand, zu wenig junge Menschen entschieden sich für Pflegeberufe, gleichzeitig müssten mehr ältere Menschen gepflegt werden, sagte der Experte.

Darüber hinaus können sich Angehörige durch die Inflation weniger ambulante Hilfe leisten. Ebenso würden ambulante Dienste Verträge kündigen, weil sie nicht mehr ausreichend Pflegekräfte anstellen können, sagte Schuhen. Stöcker, erklärte: „Die Pflegeproblematik ist eines der wichtigsten gesellschaftspolitischen Themen überhaupt. Das Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz (PUEG) der Ampel-Regierung lässt pflegende Angehörige dabei weiter allein, weil die Anpassungen nicht mal die inflationsbedingten Mehrkosten auffängt. Viele gesundheitspolitische Experten sind sich einig, dass es ein dürftiges Auf-Sicht-Fahren ist“, moniert die CDU-Politikerin.

Bei der Frage, wie man zukünftig mit dem Mangel an Pflegekräften umgehen sollte, stellte Stöcker klar, dass nur ein vielfältiges Maßnahmenbündel helfen würde, wie unter anderem mehr Ausbildung von Menschen mit Migrationshintergrund, ambulante Hilfen, damit Menschen länger daheim bleiben können und die konsequente Unterstützung von pflegenden Angehörigen.

Dazu gehöre auch die Stärkung von Gesundheitskompetenzen und Prävention von Pflegebedürftigkeit. Ebenso ssprach sie sich für ein soziales Pflichtjahr aus: „Von den heute in der Pflege arbeitenden Männern haben damals die allermeisten den Beruf durch den Zivildienst kennengelernt.“

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