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Kreis Lörrach Planer müssen über die Bücher gehen

Michael Werndorff
Noch gibt es viele offene Fragen rund um das geplante Pflegeheim „Haus Entegast“ in Schopfheim-Wiechs. Foto: Michael Werndorff

Nach dem Willen des Kreistags werden die Planungen zum Neubau des Pflegeheims „Haus Entegast“ in Schopfheims-Wiechs weitergeführt.

Menschen mit Suchterkrankungen und Demenz sollen in Wiechs auch in Zukunft ein geschütztes Umfeld haben. Der Kreistag hat sich in seiner jüngsten Sitzung mit 48 Ja-Stimmen, einer Nein-Stimme und drei Enthaltung für die Fortführung der Planungen ausgesprochen.

Allerdings mit einer Prämisse: Und zwar, dass die Planer im Zuge der Vorentwurfs- und Entwurfsplanung eine optimierte Planung des Gesamtprojekts erarbeiten, die eine modulartige Ausführung und somit eine Entscheidung über die letztlich zu bauende Platzzahl ermöglicht. Über diese wird der Kreistag nach vorliegen der Kostenberechnung befinden. Darüber hinaus sollen die Experten aufzeigen, wie bei den Baukosten gespart werden kann.

Die Ausgangslage: Der Ersatzbau ist für die derzeit noch im Haus Dinkelberg lebenden 75 pflegebedürftigen Menschen vorgesehen. Das derzeitige Gebäude entspricht nicht mehr den aktuellen Anforderungen und darf nur noch bis Ende 2025 genutzt werden. Mit einer Verlängerung der Nutzungserlaubnis durch die Heimaufsicht kann laut Verwaltung nur gerechnet werden, wenn der Träger Maßnahmen ergreift, um künftig wieder geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen.

Sollte dies nicht der Fall sein, stünde der Wohnraum ab 2026 nicht mehr zur Verfügung. Der Landkreis wäre dann verpflichtet, für die Bewohner Ersatzwohnraum zu schaffen. Wegen der besonderen Anforderungen für die Pflege und Betreuung der Betroffenen wird es laut Verwaltung unmöglich sein, diesen Wohnraum ohne einen Ersatzbau im Landkreis Lörrach zu realisieren.

Die Planung: Für den Architektenwettbewerb wurden die Anforderungen klar definiert: Wohnen und Tagesstruktur sollen einen räumlichen Abstand aufweisen, drei beschützende und drei offene Bereiche und Trainingsbereiche für psychisch erkrankte sowie abstinent lebende Menschen sind vorgesehen, und der Campus soll Begegnungen ermöglichen.

Der Siegerentwurf sieht drei Gebäudekörper vor. Dies habe den Vorteil, im Falle eines sich wandelnden Bedarfs auf Änderungen zu reagieren beziehungsweise leichter alternative Nutzungsmöglichkeiten gestalten zu können, wie die Verwaltung in der Vergangenheit erklärte.

Zu den Einrichtungen der Inga Service GmbH zählen eine Großküche und das Scan-Zentrum für die Digitalisierung von Dokumenten als Dienstleistung.

Der Antrag der SPD: Mit Blick auf die Folgekosten und den sich abzeichnenden Mangel an Pflegekräften (Stichwort teure Leihkräfte) hat sich die SPD in einen Antrag unter anderem für die Reduzierung der Platzzahl ausgesprochen und angeregt, so viele Bewohner wie möglich ins reguläre Pflegesystem zu überführen.

Die Möglichkeit ist laut Verwaltung ausgereizt. Und eine Reduzierung der Plätze würde bedeuten, dass nicht alle der jetzigen Bewohner im Neubau unterkommen würden. Schon jetzt sei die Versorgungssituation in diesem Bereich schwieriger als bei der Suche nach einem regulären Pflegeplatz. Tobias Spreter, Leiter des Eigenbetriebs Heime, erklärte, dass 75 Plätze eine Mindestgrenze darstellten. Laut Betriebsleitung seien 90 Plätze mittel- und langfristig gesehen eine wirtschaftlich gute Betriebsgröße.

Meinungen: „Wir sind für eine gute Versorgung sowie für die Schaffung guter Arbeitsbedingungen“, erklärte Jörg Lutz (SPD). 90 Heimplätze seien aber überdimensioniert, warnte Lutz vor möglichen negativen Folgen für die ohnehin prekäre Finanzlage des Kreises. Man müsse auf eine kostendeckende Refinanzierung achten. Seiner Meinung nach gebe es ein erhebliches finanzielles Risiko. Für eine Kostenreduzierung wolle man daher alle Register ziehen, erwiderte Spreter.

„Die Kosten flößen uns Respekt ein“, stellte dann auch Christian Renkert (CDU) fest, der sich für die Beschlussvorlage der Verwaltung aussprach. Perspektivisch werde es mehr betreuungsbedürftige Menschen geben. Ein von Beginn an zu klein dimensionierter Bau hätte sicher Nachteile. Den Bedarf, einen Neubau zu errichten, erkannte auch Martin Bühler (FW), der von einem etablierten Standort sprach. Zudem würde mit dem Neubau ein attraktives Arbeitsumfeld mit guten Bedingungen für die Pflegekräfte geschaffen. Aber: Die geschätzten Kosten von 28 Millionen Euro dürften sicher noch steigen, so Bühler weiter, der, wie Klaus Eberhardt (SPD), ein Risiko im Fachkräftemangel verortete. Denn: Ohne genug Pflegepersonal könnten auch nicht alle Plätze belegt werden, was in Schliengen der Fall sei.

Unterstützung fand der SPD-Antrag bei den Grünen: Bern Martin sprach sich für eine modulare Planung aus, eine Begrenzung auf 45 Plätze gehe aber zu weit. Manuel Kracher (FDP) unterstrich ebenfalls, dass man flexibel planen sollte, und Wolfgang Koch (AfD) sprach sich für Mut zum Risiko aus.

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