Kreis Lörrach Poetisch, zart und sprachgewaltig

Gabriele Hauger
Martin Jösel widmet sich Hebels Briefen. Foto: privat

Literatur: Hebel-Briefe an Gustave Fecht auf CD von Jösel

Von Gabriele Hauger

Lörrach. „Das poetisch Schönste unter den Briefen Hebels ist die Korrespondenz mit Gustave Fecht, weil da die Schöpferkraft des Eros Fülle spendend mit am Werke war.“ So urteilt der 1971 verstorbene Basler Germanist und Pädagoge sowie Hebel-Biograf Wilhelm Altwegg über diese Form der Literatur des großen Dichters.

Die Briefe Hebels beeindrucken auch Martin Jösel zutiefst. Darum hat der Literatur-Experte, Lehrer und Rezitator sowie ausgewiesene Hebel-Freund die Korrespondenz herangezogen und für eine neue CD gelesen. Titel: „Leben Sie wohl, süße Jungfer Sauerampfer.“

19 Briefe sind zu hören unter Titeln wie „Kindheitserinnerungen“, „Weil und Konstantinopel“ oder „Peinliche Kutschfahrt“. Im Gegensatz zur Hebel’schen Prosa und zum Schatzkästlein wurden die Briefe so noch nie präsentiert, erklärt Jösel. „Ich habe sie zart bearbeitet, damit sie sich dem heutigen Hörer ohne weitere Erklärungen gut erschließen.“ Allzu Kompliziertes wurde dabei weggelassen, der Satzbau zuweilen leicht geändert, damals übliche französische oder lateinische Ausdrücke modernisiert. Und gelesen werden sie von Jösel mit charmanter Sprachmelodie, die seine Karlsruher Herkunft verrät – wie passend, schrieb Hebel doch aus der Fächerstadt. „Ich finde es wichtig, dass man die Briefe gleich beim ersten Hören gut versteht.“

Die Vorgeschichte für die CD ist rund 50 Jahre alt. Als Gymnasiast ist der gebürtige Karlsruher Martin Jösel Hebel vielfach begegnet. Später bot er literarische Spaziergänge durch Basel zu Hebel an, hat vielfach zu Hebel publiziert und Vorträge über die Briefe sowie deren Sprachmächtigkeit gehalten. Dann ruhte das Thema, um jetzt wieder nach vorn zu drängen.

Gustave Fecht, 1768 geboren, war eine Freundin Hebels, die er im Pfarrhaus in Weil besuchte. Nachdem Hebel nach Karlsruhe gezogen war, wurde er zum Briefeschreiber. In der Korrespondenz mit Gustave vergegenwärtigte er sich seine Situation in Karlsruhe und wollte sie der Frau mitteilen, die er mochte. Er verarbeitete darin seine Situation schriftstellerisch.

Jösel fasziniert die Sprachfähigkeit Hebels, die mit Goethe, Klopstock und Tucholsky vergleichbar sei. „Die Briefe sind als Dialog angelegt, sensibel und genau, Erotik schimmert durch, zart und nicht zu weit gehend“, beschreibt er. CD-Titelgebend ist eine innige Hebel-Verabschiedung: „Leben Sie wohl, süße Jungfer Sauerampfer“.

Herangezogen hat der Hebel-Freund die frühen Briefe (1791-1799). Dazu nochmals ein Zitat von Wilhelm Altwegg: „Herz und Phantasie lassen jedes Ferne unmittelbare Nähe, Weil und Karlsruhe zugleich gegenwärtig werden. Ins erlebte Jetzt leuchtet das unvergessene Einst herein, und von ihm geht der Blick hinaus in ersehnte Zukunft.“   Die CD ist in der Buchhandlung Merkel in Grenzach-Wyhlen und Rheinfelden, Buchhandlung Lindow in Weil, Regio-Buch Schopfheim, Buchhandlung Beidek in Müllheim und Alraune-Floristik in Lörrach erhältlich oder über martin-joesel@t-online.de

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