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Kreis Lörrach Probleme lieber alleine regeln

Denis Bozbag
Familien und junge Menschen im Landkreis Lörrach sind für die Beratung in Krisensituationen immer schwieriger zu erreichen (Archivfoto). Foto: Die Oberbadische

Jugendhilfe: Familienberatung wird immer zeitintensiver / Junge Erwachsene sind oft nicht zugänglich

Kreis Lörrach - Der Haushalt für Jugend & Familie des Landkreises Lörrach entwickelt sich derzeit planmäßig. Sorge bereiten allerdings die stationären Heimunterbringungen und die ambulanten Hilfen für junge Volljährige. Die Aufwendungen dafür dürften im laufenden Jahr deutlich höher liegen, wie Gerhard Rasch, Sachgebietsleiter Soziale Dienste, während der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses bekanntgab.

Im Bereich der Erziehungshilfen werde man mit zusätzlichen Ausgaben in Höhe von rund 1,1 Millionen Euro rechnen müssen. Auch die Eingliederungshilfe für junge Erwachsene werde für dieses Jahr noch um 436 000 Euro höher angesetzt werden. Zudem sei coronabedingt der Aufwand beim Unterhaltsvorschuss für Alleinerziehende um rund 700 000 Euro angestiegen, erklärte Rasch.

Die Arbeit der Sozialarbeiter in der individuellen Familienberatung würde immer zeitintensiver und komplexer. Außerdem finde man oft nur noch schwer Zugang zu den betroffenen Eltern und Jugendlichen, als dies in den Zeiten vor der Digitalisierung der Fall gewesen sei.

„Familien informieren sich viel über Soziale Medien. Diese nehmen Einfluss auf die Haltung gegenüber der Verwaltung“, beklagte der Sachgebietsleiter. Die Eltern hätten eine ablehnende Einstellung. „Man will seine Probleme lieber selber regeln und wehrt sich gegenüber dem Eingriff anderer in die eigenen Lebensverhältnisse.“

Zudem verhielten sich junge Erwachsene aus zerrütteten Familien schon recht autonom und hätten ein trügerisches Selbstbewusstsein, ihre Probleme alleine in den Griff zu bekommen. Daher funktionierten ambulante Angebote nicht mehr als präventive Maßnahmen, und eine Krise ende letztlich mit einer Heimunterbringung.

Auch die Leistungserbringer der Jugendhilfe hätten sich in den vergangenen Jahren zunehmend professionalisiert, um wirtschaftlicher zu werden. Dies bekäme die Verwaltung durch steigende Entgelte zu spüren.

Erschwerend kämen der Fachkräftemangel und die Fluktuation beim Personal der Sozialen Dienste hinzu und verschärften die Kostensituation, die sich durch die Folgen der Pandemie noch verschlechtern könnte.

Margarete Kurfeß (Grüne) nannte diese Entwicklung sehr bedauerlich, mahnte jedoch an, den Planhaushalt nicht zu knapp zu bemessen, damit man bei der Förderung junger Menschen auch die Ergebnisse erziele, die man geplant habe.

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