Kreis Lörrach Qualifizierung bleibt Schwerpunkt

Michael Werndorff
Der Lörracher Jobcenter hat im vergangenen Jahr insgesamt 1457 Menschen in Arbeit vermittelt. Foto: Die Oberbadische (Archiv)

Sozialausschuss: Jobcenter präsentiert Jahresbilanz / Mehr Geld für Coaching und berufliche Fortbildung

Kreis Lörrach  - Insgesamt 1457 Menschen hat das Jobcenter Lörrach im vergangenen Jahr in den Arbeitsmarkt integriert. Dabei hat die Behörde ein wichtiges Ziel erreicht: Die Ausgaben für berufliche Fortbildung konnten um ein Drittel auf mehr als eine Million Euro gesteigert werden. Das geht aus der Jahresbilanz hervor, die jüngst im Sozialausschuss des Kreistags vorgestellt wurde.

Qualifizierung und Aktivierung der Arbeitssuchenden blieben Schwerpunkte des Jobcenters, wie Geschäftsführer Jürgen Kurz erklärte: „Wir wollten die Quote erhöhen, und das haben wir geschafft.“ Mit individuellem Coaching will man die Grundlagen schaffen, dass die Menschen nach der Vermittlung langfristig in Arbeit bleiben, machte der Behördenchef deutlich. Maßnahmen für Menschen unter 25 Jahren beziffern sich auf Ausgaben in Höhe von rund 426 000 Euro, wie der Bilanz zu entnehmen war. Hier ging es um Einstiegsqualifizierung und Sozialarbeit, damit ein Kontakt zwischen Behörde und Betroffenen überhaupt erst aufgebaut werden konnte, erklärte Kurz.

Eine Neuerung sei das Teilhabechancengesetz (THCG): 46 Menschen, die sonst keine Chance auf dem Arbeitsmarkt hätten, profitierten von subventionierten Beschäftigungsverhältnissen.

Das Verhältnis von Deutschen und Ausländern nannte Kurz mit 627 sowie 826 Vermittelten relativ ausgewogen. Auffällig niedrig sei indes die Zahl der vermittelten Frauen (564) gegenüber den Männern (893). Die Kinderbetreuung stelle oft ein Problem dar, meinte Kurz, gleichzeitig kündigte er an, die Quote bei den Frauen erhöhen zu wollen.

Bedarfsgemeinschaften

Angaben wurden auch zur Entwicklung der Bedarfsgemeinschaften, also die Zahl der Haushalte, die Hartz IV-Leistungen beziehen, gemacht: Die Tendenz sei zwar seit Jahren rückläufig, bei Haushalten mit mehreren Kindern sei indes ein Ansteigen zu beobachten. Mehr Frauen (3033) als Männer (2589) bezogen im vergangenen Jahr Leistungen des Jobcenters, wie aus dem Zahlenwerk hervorgeht. Mit 918 Betroffenen bilden die Alleinerziehenden eine große Gruppe. Weiterhin steige die Anzahl ausländischer Leistungsbezieher (2530), während bei Deutschen ein Sinken zu beobachten sei (3337), verwies Kurz auf fehlende Sprachkenntnisse. Das Problem habe man erkannt.

Im vergangenen Jahr habe das Jobcenter laut Kurz rund 1100 Flüchtlinge betreut, 278 seien in Arbeit vermittelt worden – ein Drittel des Bestands, wie auf Nachfrage von CDU-Kreisrätin Christiane Stöcker zu erfahren war.

Langzeitarbeitslose

Was die Langzeitarbeitslosen angeht, erhielten 3595 Menschen Leistungen vom Amt. Von diesen erhielten 556 Frauen mit Einkommen ergänzende Leistungen, bei den Männern waren es 405 Betroffene. Eine große Gruppe waren auch Menschen unter 25 Jahre. Wie Gabriele Weber anmerkte, werde es den Kreis noch lange beschäftigen, diese Personengruppe mit verschiedenen Vermittlungshemmnissen in Ausbildung und Arbeit zu bringen. Hierbei seien Kooperationen der Behörden enorm wichtig.

Sigrid Muser, Leiterin des Bereichs Leistung, gab einen Überblick zu den Kosten der Unterkunft. Unter dem Strich habe sich im Jahresvergleich nicht viel verändert. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 4,4 Millionen Euro, der größte Posten mit 1,9 Millionen entfällt auf Single-Haushalte. Mit Blick auf preisgünstigen Wohnraum sei der Markt ausgereizt, sagte Muser. Sie erklärte auch, dass Familien mit Kindern über ein relativ hohes Einkommen verfügen müssten, um nicht mehr auf Hartz IV angewiesen zu sein.

Ausblick

Für das Jahr 2020 hat sich das Jobcenter mehrere Ziele auf die Fahnen geschrieben: So will man verstärkt auf Qualifizierung setzen und einen ganzheitlichen vernetzten Ansatz verfolgen. Dabei stehe auch die Gesundheitsförderung auf der Agenda. „Wir wollen Gesundheits- und Arbeitsförderung in Einklang bringen“, sagte Kurz. Bei den Frauen will man das Augenmerk auf spezifische Problemstellungen wie Kinderbetreuung und Mobilität lenken und so die Integrationsquote erhöhen. Stärker in den Blick nehmen will man auch Bedarfsgemeinschaften und Menschen mit Flucht und Migrationshintergrund.

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