Kreis Lörrach Rehkitzrettung mit Wärmesensoren

Die Oberbadische

Serie Teil II: Kitze werden vor dem Tod bewahrt / Landwirte und Jäger arbeiten zusammen

Die Jagd macht nur einen kleinen Teil der Arbeit eines Jägers aus. Im zweiten Teil der Serie „Alltag im Jagdrevier“ geht es um die Rehkitzrettung, der sich die Jäger derzeit verstärkt widmen. Die Kitze sollen vor dem Tod durch Mähmaschinen gerettet werden. Mit Suchgeräten wurde eine Matte in Fröhnd-Künaberg abgesucht.

Von Susann Jekle

Kreis Lörrach. Im Gegensatz zu einer Weide ist eine Matte eine Wiese, die gemäht wird. Jungkitze, die dort im hohen Gras liegen, sind in Gefahr, beim Mähen für Grünfutter und Heu schwer verletzt oder getötet zu werden. Damit das nicht passiert, setzen Landwirte und Jäger viel daran, vor dem Mähen sicherzustellen, dass keine Rehkitze im Gras liegen – beziehungsweise, dass die Tiere rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. So sieht es auch das Tierschutzgesetz vor. Eine enge Zusammenarbeit von Landwirten und Jägern ist dafür grundlegend.

Am vergangenen Samstag wurde die Matte des Künaberger Landwirtes Bernhard Stiegeler abgesucht – später hatte er vor, zu mähen. „Wenn ein Reh von der Mähmaschine erfasst wird, leidet jeder: Tier, Landwirt und Jäger“, weiß Stiegeler, dem das glücklicherweise schon länger nicht mehr passiert ist. Aktuell ist jedoch eine Zeit, in der viel Achtung geboten ist. Zwischen Ende April und Anfang Juni werden die Kitze geboren. Die Mütter legen diese versteckt im Gras ab und suchen sie in Abständen von wenigen Stunden zum Säugen auf.

Absuchen erfolgt systematisch

Bei Gefahr drücken sich die Jungkitze instinktiv auf den Boden und bleiben regungslos. Einen Fluchtinstinkt entwickeln die Tiere erst mit mehreren Wochen. Ein im Gras liegendes Jungkitz ist ganz klein, von der Größe her etwa vergleichbar mit einer Katze.

Dieter Strütt von den Badischen Jägern bahnt sich mit dem Infrarotsuchgerät den Weg durch das hohe Gras auf dem Künaberg. Mit einem Gurt um den Hals trägt er das Gerät, das den Spitznamen „Kitzretter“ hat. Etwa auf Hüfthöhe befindet sich eine mehrere Meter lange Teleskopstange mit fünf Wärmesensoren auf jeder Seite und einem Ablesegerät in der Mitte. Bei 38 Grad – der Körperwärme eines Jungkitzes – geben die Sensoren ein Signal. So kann an der jeweiligen Stelle nachgesehen werden, ob ein Jungkitz im Gras liegt.

Diese Aufgabe übernimmt Frank Thoma, der im Gras vorsichtig nach Kitzen schaut. An diesem Tag jedoch ohne Erfolg. „Heute zeigt das Gerät viele Fehlalarme an“, merkt er schnell. Um 11 Uhr morgens gestaltet sich die Suche mit dem Infrarotgerät als schwierig: Bei fast 30 Grad und Sonnenschein schlagen die Wärmesensoren zu schnell an. „Besser ist es, die Matte gleich morgens abzusuchen und direkt danach zu mähen“, erklärt Thoma.

Das Absuchen muss systematisch erfolgen und ist mit dem derzeitigen Gerät oftmals mühsam. Eine geschicktere Option wartet in naher Zukunft: „Es gibt Drohnen mit Wärmbildkamera“, sagt Claudia Senn, Leiterin des Hegerings Oberes Wiesental. Diese Geräte seien mit einem Preis von aktuell rund 15 000 Euro aber zu teuer. „Die Drohnentechnik wird kommen“, ist Senn trotzdem überzeugt. Zum Schutz der Rehe werden viele Maßnahmen ergriffen. So werden sogenannte Fahnen – Holzpfeiler mit einer Tüte darüber – aufgestellt, um die Tiere durch Geräusch, Geruch und Bewegung abzuschrecken, wie Claudia Kamensky von den Badischen Jägern erklärte. Bei der Suchaktion wird kein Rehkitz gefunden, und Bauer Stiegeler kann wenig später guten Gewissens mähen. Wenn jedoch ein Jungkitz im Gras gefunden wird, bringen die Jäger es umgehend in Sicherheit. Außerdem werden die Tiere mit einer Marke im Ohr gekennzeichnet. Die Wildmarkierung in Baden-Württemberg erleichtert Jägern im Revier die Wiedererkennung und Alterszuordnung der Tiere, außerdem werden so bei der Wildforschungsstelle Aulendorf wissenschaftliche Langzeitdaten gesammelt.

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