Kreis Lörrach Richtiger Mensch am richtigen Platz

Die Oberbadische

Interview: Einstellungsuntersuchung und Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung für Auszubildende

Medizinische Einstellungsuntersuchungen kennt man von der Bundeswehr, dem Polizeidienst oder von der Berufsfeuerwehr, aber auch in der freien Wirtschaft gibt es solche Untersuchungen. Welchen Nutzen diese für Arbeitgeber und Bewerber haben, darüber hat sich Alexander Anlicker mit dem Arbeitsmediziner Dr. Kai Barthel unterhalten. Er ist „Head of Health Management“ und Werksarzt beim Spezialchemiekonzern Evonik in Rheinfelden. Insgesamt sind im Konzern 120 Mitarbeiter im Betrieblichen Gesundheitsmanagement beschäftigt

Herr Barthel, was macht ein Arbeitsmediziner?

Zunächst einmal sicherstellen, dass ein Mitarbeiter durch oder während der Arbeit nicht erkrankt. Teil der arbeitsmedizinischen Betrachtung sind auch die körperlichen Voraussetzungen des Mitarbeiters. Bestes Beispiel sind Feuerwehrleute, die bestimmte Voraussetzungen mitbringen müssen. Darüber hinaus kümmert sich der Arbeitsmediziner um größere und kleinere Beschwerden. Zu den Aufgaben gehört auch die Beratung in arbeits-medizinischen Fragen. Dafür müssen wir die Betriebe kennen.

Warum macht ein Unternehmen Einstellungsuntersuchungen?

Das kann ich nur aus Evonik-Sicht beurteilen. Bei uns gibt es Einstellungsuntersuchungen, weil wir dies als Teil unserer Verantwortung gegenüber den Menschen, die hier arbeiten, sehen. Und natürlich geht es auch darum, den richtigen Menschen am richtigen Platz zu haben.

Was erwartet die Bewerber?

Hier müssen wir zwischen Einstellungsuntersuchungen und arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen unterscheiden. Bei der Vorsorgeuntersuchung von jugendlichen Bewerber werden diese auch hinsichtlich der Berufswahl beraten. Es kann medizinische oder jugendschutzrechtliche Gründe geben, warum er oder sie in gewissen Bereichen nicht eingesetzt werden kann. Im Vergleich dazu findet bei der Einstellungsuntersuchung auch ein standardisiertes Drogenscreening statt. Gerade in der chemischen Industrie gibt es ein gewisses Gefährdungspotenzial. Bei uns hat Sicherheit oberste Priorität, weswegen wir bereits vorab bestimmte Verhaltensweisen ausschließen wollen.

Findet auch ein Leistungstest statt?

Nein, da es bei der Arbeitsmedizin eher um Prävention geht. Wir alle verbringen einen großen Teil unserer Lebenszeit am Arbeitsplatz. Arbeit soll auch Spaß machen und vor allem nicht krank machen. Dafür sind wir als Arbeitsmediziner da. Nicht dafür um Leistungen zu testen.

Ein Schlagwort ist das Betriebliche Gesundheitsmanagement, was findet in diesem Zusammenhang bei Evonik statt?

Beim Betrieblichem Gesundheitsmanagement haben wir alle Themen zusammengefasst, die mit Gesundheit und Work-Life-Balance zu tun haben. Evonik hat sich diesbezüglich vor fünf Jahren dazu entschieden, einen ganzheitlichen Ansatz zu wählen. Dazu gehören die Themen Betriebsärztlicher Dienst, Sozial- und Mitarbeiterberatung, Betriebliches Eingliederungsmanagement, Beruf und Familie sowie psychische Gefährdungsbeurteilung. Hier haben wir uns nicht nur organisatorisch neu ausgerichtet, sondern auch eine Vielzahl konkreter Fördermaßnahmen entwickelt.

Was bietet Evonik den Mitarbeitern an?

Das was man typischerweise unter Prävention versteht. Es gibt Bewegungs- und Ernährungsangbote, aber auch Angebote im Bereich „Beruf und Familie“. Wir kooperieren mit einer Kindertagesstätte und unterstützen die Eltern finanziell. Darüber hinaus organisieren wir mit dem Familienzentrum Rheinfelden ein Kinderferienprogramm für die Mitarbeiterkinder.

Wir beschäftigen uns aktuell aber auch mit der Frage, was macht beispielsweise Corona mit den Mitarbeitern. Hier spielt unsere Sozial- und Mitarbeiterberatung eine wichtige Rolle für die Gesundheit der Belegschaft auch auf emotionaler Ebene. Angebote zu den Themen Achtsamkeit und Resilienz sowie zur Suchtberatung sind da nur drei Beispiele.

Was die Prävention von Infektionen betrifft, so machen wir zudem seit Jahren Impfaktionen, beispielsweise Grippeschutzimpfungen oder Impfungen gegen FSME. Das wird sehr gerne in Anspruch genommen, sparen sich die Mitarbeiter doch dadurch auch den Weg zum Hausarzt.

Was verspricht sich das Unternehmen vom Betrieblichen Gesundheitsmanagement?

Vorrangig geht es darum, die Gesundheit unserer Belegschaft zu erhalten. Deswegen haben wir die Konzerninitiative „Well@Work“ ins Leben gerufen und Gesundheits- und Präventionsmaßnahmen entwickelt. Wir wollen, dass es den Mitarbeitern gut geht. Das ist sowohl unter menschlichen als auch unter wirtschaftlichen Aspekten wichtig für uns. Wir sehen uns da auch in der Verpflichtung.

Sie sind seit 25 Jahren bei Evonik, warum haben sie sich für eine Stelle als Werksarzt entschieden?

Für mich ist es ein abwechslungsreiches Arbeitsgebiet. Was Evonik für mich auszeichnet, ist die Möglichkeit sich zu entwickeln und kreativ zu sein. Ich kann hier als Arzt maßgeblich zum Gesundheitserhalt der Mitarbeiter beitragen. Die Aufgaben des Betrieblichen Gesundheitsmanagements sind im Übrigen kein Pflichtprogramm, sondern reine Kür. Auch das ist für mich etwas Besonderes.

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