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Kreis Lörrach Schäden in Millionenhöhe

Die Oberbadische
Nach dem Holzeinschlag steht die Wiederbewaldung an. Foto: Michael Werndorff Foto: Die Oberbadische

Kreistag: Klimabedingte Waldschäden mit großem Ausmaß /Kosten belaufen sich auf 27 Millionen Euro

Trockenheit, hohe Temperaturen und ein starker Borkenkäferbefall: Die klimabedingten Waldschäden im Landkreis Lörrach nehmen bedrohliche Ausmaße an. Das ging aus einem Vortrag von Michael Kaufmann, Dezernent für den ländlichen Raum, hervor, der auf Antrag der Grünen-Fraktion im Kreistag über den Zustand des Waldes referierte.

Von Michael Werndorff

Kreis Lörrach. Seit vergangenem Jahr beobachten Experten und Waldbesitzer eine extreme Entwicklung. Zunächst hinterließ Sturmtief Burglind im heimischen Kreis 85 000 Festmeter Sturmholz (BW: drei Millionen FM). „Das war bestes Brutmaterial für Borkenkäfer.“ Dann blühten die meisten Baumarten sehr stark, was sie schwächte – Hitze und Trockenheit schädigten die Bäume weiter und begünstigten dann die Massenvermehrung von Schädlingen. „Es ist eine äußerst besorgniserregende Situation eingetreten, die es so bisher noch nie gab“, so Kaufmann.

In diesem Jahr habe sich die Situation weiter zugespitzt. Zahlreiche Bäume seien abgestorben, und der zunächst günstige Witterungsverlauf im Frühjahr konnte die weitere Massenvermehrung der Borkenkäfer nicht stoppen. Besondere Schadensschwerpunkte sind der Gemeindewald im oberen Wiesental, im kleinen sind überwiegend Privatwaldbesitzer betroffen. So wird allein in diesem Jahr mit einer Schadholzmenge von rund 147 000 Festmeter gerechnet, was 64 Prozent der regulären Einschlagsmenge sind. Neben Fichten sind nun auch viele Tannen, Buchen sowie andere Laubbaumarten betroffen.

Der finanzielle Gesamtschaden belaufe sich für die Jahre 2018 und 2019 auf rund 27 Millionen Euro, verwies der Dezernent auf Erlöseinbußen, Mehraufwand und Kulturkosten. Insgesamt seien 426 Hektar betroffen, auf 213 Hektar muss eine Wiederbepflanzung erfolgen.

Langfristig sichern

Kaufmann erklärte, dass der Wald vielfältige Funktionen habe, die es langfristig zu sichern gelte. Er ist nicht nur Lebensraum für Flora und Fauna sowie Rohstoffversorger. Er ist auch Erholungsraum, Tourismusfaktor und darüber hinaus Einkommensquelle von Gemeinden und Privatbesitzern. Vor allem trägt der Wald aber dazu bei, Treibhausgase zu binden.

Als Sofortmaßnahme gehe es darum, das Käferholz so schnell es geht aus dem Wald zu entnehmen, allerdings mangele es an Kapazitäten, was auch bei Absatz- und Transport der Fall sei.

Langfristig müsse der Wald klimastabil umgebaut werden, betonte Kaufmann. Bisher vertraute Baumarten wie Fichte, Kiefern und Lärchen würden zurückgehen und dafür an hohe Temperaturen und geringe Niederschläge angepasste Baumarten zunehmen.

Neben trockenheitstoleranten heimischen Arten wie der Eiche würden vermehrt auch eingenbürgerte wie die Douglasie, aber auch eine ganze Reihe weiterer „Alternativbaumarten im Klimawandel“, deren Klimaeignung von der forstlichen Forschung aktuell geprüft werden, eine zunehmende Rolle spielen müssen, meinte Kaufmann. Unabdingbar für den Erfolg der Wiederbewaldung und den Schutz den Jungpflanzen sei eine an die örtliche Situation angepasste Bejagung der Wildbestände. Den Jagdpächtern komme hierbei eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe zu.

Dass die Waldschäden Kommunen im Kreis Lörrach stark treffen, war im September bei einer Waldbegehung zu erfahren (wir berichteten). Franz Wagner, stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Todtnau, thematisierte die finanziellen Folgen für den Haushalt. Viele Gemeinden profitierten nämlich von der Holzvermarktung. Laut Wagner lägen die Verluste durch Trockenheit und Schädlingsbefall dieses Jahr bei einer Größenordnung von bis zu 700 000 Euro. Fest steht: Aufgrund hoher Kostensteigerungen und finanzieller Einbußen könne der Waldumbau nur gelingen, wenn massive staatliche Finanzhilfen geleistet würden.

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