Kreis Lörrach Hoffmann: "Politik auf Augenhöhe"

Michael Werndorff
Ziehen in den Landtag ein: Josha Frey (Grüne) und Jonas Hoffmann (SPD). Felix Düster (rechts) hoffte bis zuletzt, für die Liberalen ein Mandat zu erhalten. Foto: Kristoff Meller

Interview: Jonas Hoffmann zieht für die SPD in den Landtag ein / Freude über Zweitmandat

Mit Jonas Hoffmann hat ein zweiter Kandidat aus dem Wahlkreis Lörrach das Ticket nach Stuttgart gelöst, und zwar im Zweitmandat. Der IT-Spezialist tritt in die Fußstapfen des langjährigen SPD-Abgeordneten und ehemaligen Justizministers Rainer Stickelberger. Michael Werndorff sprach mit Hoffmann, der sich nun auf seine Arbeit im Landtag vorbereitet.

Frage: Herr Hoffmann, war die Überraschung groß, das gesteckte Ziel zu erreichen? Vor kurzem sprachen Sie noch von einer 50-50-Chance.

Überrascht hat mich das Ergebnis nicht. Die feste Hoffnung war immer da, in den Landtag einziehen zu können. Denn gerade gegen Ende des Wahlkampfs haben wir gemerkt, dass wir bei den Menschen damit auf große Resonanz stoßen. Gleichwohl gab es im Verlauf des Wahlabends Momente der Ungewissheit.

Frage: Nach der verlorenen Bundestagswahl 2017 muss die Freude um das errungene Mandat umso größer sein.

Durchaus. Ich bin erst 2016 in die Partei und in das politische Geschäft eingestiegen. Seither war ich viel in den sozialen Medien aktiv und immer in Kontakt mit den Menschen. So hatte ich eine größere Online-Reichweite als Mitbewerber, die diese im Wahlkampf erst aufbauen mussten.

Frage: Ihre Partei hat bei der Landtagswahl 2016 erdrutschartige Verluste eingefahren, Sie konnten den Abwärtstrend im Wahlkreis 58 kaum aufhalten. Womit erklären Sie die weitere Talfahrt?

Lassen Sie uns zunächst auf den Landestrend schauen. Dort konnte sich die SPD immerhin stabilisieren, und das nach schwierigen Jahren für meine Partei. Ich verstehe dies als Trendwende. Was das Wahlkreisergebnis angeht: Hier lag Rainer Stickelberger in der Vergangenheit vier Prozent über dem Landeswert, und das ist vor allem seinem persönlichen Wirken als Justizminister zuzuschreiben. Dass ich das nicht halten kann, war mir bewusst. Immerhin liegt mein Ergebnis über dem Landeswert – das ist zugleich Privileg und Auftrag.

Frage: Zur persönlichen Bilanz: Demnach ist ihr Motto „Mehr Empathie wagen“ bei den Wählern angekommen.

Ja! Ich habe in den vergangenen drei Jahren einen anderen Stil vorgelebt und versucht, die Menschen über ihr Herz zu erreichen. Ich will nämlich auf Augenhöhe Politik machen. Arroganz kann man sich in der Politik überhaupt nicht erlauben. Und wenn man mich fragt, was mein wichtigster Wert ist: Es ist Authentizität! Und die möchte ich auch nicht ablegen, wenn ich Vollzeitpolitiker bin. Dass das im politischen Geschäft nicht einfach werden wird, dessen bin ich mir bewusst.

Frage: Mit Blick auf Regierungs- Koalitionen: Für Grün-Rot reicht es nicht, möglich wären eine Wiederauflage von Grün-Schwarz oder eine Ampel-Koalition.

Mit Grün-Rot hätten wir die sozialen und ökologischen Themen sowie die Bildungsfragen am besten gestalten können. Für eine Ampel-Koalition sind wir grundsätzlich offen. Ob wir zusammenfinden, wird sich in den nun anstehenden Verhandlungen zeigen. Hier baue ich auf die Kraft der Argumente. Bei den Kitagebühren gibt es einen Konflikt, den ich aber für überbrückbar halte.

Frage: Die CDU hat ein desaströses Ergebnis eingefahren. Welche Fehler hat der Mitbewerber gemacht?

Kurzum: Die Christdemokraten haben keine überzeugenden Konzepte für die Zukunft. Konkret: Auf die wichtigen Fragen des 21. Jahrhunderts, wie Umwelt und Bildung in all ihren Facetten, findet die CDU nicht die richtigen Antworten. Gerade das Thema Umwelt brennt vielen Menschen unter den Nägeln, auch hier wurde die CDU nochmals deutlich abgestraft. Wir haben Konzepte, nur müssen diese noch nach außen getragen werden.

Frage: Was sind jetzt die nächsten Schritte für Sie?

Erst einmal treffe ich mich heute in Lörrach mit Genossen, um die Plakate wieder abzuhängen (lacht). Dann geht es darum, den Wahlkampf nachzubereiten, außerdem will ich versuchen, einen Nachfolger für meinen Arbeitsplatz zu finden. Und die Vorbereitung auf die Landtagsarbeit steht natürlich auch noch an.

Übrigens: Ich bin in Lörrach fest verwurzelt und werde meine Zelte hier nicht abbrechen.

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