Kreis Lörrach Tropische Hitze und Dürreperioden

Michael Werndorff
Die extreme Witterung der Trockenjahre 2018 bis 2020 hat den Wald im Landkreis Lörrach stark getroffen. Foto: Michael Werndorff

Der Kreistag hat das Konzept zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels beschlossen. Mit zahlreichen Maßnahmen will die Verwaltung die teils extremen klimatischen Veränderungen abfedern.

Rekordsommer, lang anhaltende Trockenperioden, Starkregenereignisse und Jahrhundertfluten: Extreme Wetterlagen werden immer häufiger. Der menschgemachte Klimawandel wird in Fachkreisen seit Jahrzehnten diskutiert und zeigt seine Auswirkungen für die breite Bevölkerung auch im Landkreis Lörrach. Der Kreistag hat dieser Tage mit großer Mehrheit ein Konzept zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels verabschiedet, das der Kreisverwaltung als Handlungsleitfaden dienen soll.

Auftrag an die Verwaltung

So wurde die Verwaltung damit beauftragt, gemeinsam mit den kreisangehörigen Städten und Gemeinden weiter an der Umsetzung zu arbeiten und bei Bedarf den Kreisgremien entsprechende Maßnahmen vorzuschlagen.

Die klimatischen Veränderungen betreffen fast alle Bereiche der Gesellschaft sowie der Umwelt und Natur, heißt es im Konzept. Der Landkreis und die kreisangehörigen Städte und Gemeinden haben im Jahr 2021 das Konzept mit Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels erarbeitet.

Erstellt wurde das Werk durch die Energieagentur Südwest, die hierfür zunächst die regionale und überregionale Temperaturzunahmen, Niederschlagsveränderungen, Hitze- beziehungsweise Trockenperioden und Starkregenereignisse erhoben hat. Entstanden ist ein Katalog von zwölf Handlungsfeldern, die insgesamt 48 Maßnahmen beschreiben. Diese sollen Hilfestellung bei der Anpassung an den Klimawandel geben.

Klimaneutral bis 2040

Der Landkreis Lörrach sei sich seiner Verantwortung bewusst und setze sich mit kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen im Rahmen seines energiepolitischen Engagements auseinander, um die eigenen langfristigen Klimaschutzziele, bis 2040 eine klimaneutrale Region zu werden, zu erreichen, heißt es im Konzept. Die Anpassung an den Klimawandel sei – im Gegensatz zum Klimaschutz – ein noch sehr junges Themenfeld. Und: Das Klima sei ein komplexes System. Eine Vorhersage, welche genauen Folgen weitere Emissionen von Treibhausgasen in die Atmosphäre haben, sei schwer. Insbesondere das Überschreiten sogenannter Kipp-Punkte im Klimasystem könne dem Konzept zufolge irreversible Folgen haben und weitere Reaktionen des Klimasystems hervorrufen.

„Sicher ist jedoch, dass, je stärker der Klimawandel ausfällt, desto teurer werden auch die Maßnahmen zur Anpassung an seine Folgen. Maßnahmen, die gleichzeitig Klimaschutz und Anpassung bieten, sollten prioritär behandelt werden“, schreibt die Verwaltung. Das Konzept umfasst Bereiche wie Stadt- und Raumplanung, Gesundheit und Bevölkerungsschutz, Bauwesen, Wasserhaushalt, Energiewirtschaft und Tourismus sowie Bevölkerungsschutz und Gesundheit. In diesem Handlungsfeld wird unter anderem der Zunahme von Zecken und Stechmücken (Stichwort Tigermücke) Rechnung getragen: Veränderte klimatische Bedingungen würden Populationsdichte und Verbreitungsgebiete solcher Vektoren sowie die Einwanderung von giftigen Arten oder Allergenen begünstigen. Daher sollen mittelfristig Gesundheitsrisiken minimiert werden – dieser Punkt befindet sich bereits in der Umsetzung.

Risiko streuen

In Umsetzung befindet sich auch der Ausbau der Erneuerbaren Energien, was auch im Integrierten Klimaschutzkonzept beschrieben wird. Diese Maßnahmen seien im Sinne einer Risikostreuung ebenfalls für die Anpassung an den Klimawandel relevant. Auch geht es mit der Sicherung der Notstromversorgung voran.

In besonderem Maße abhängig von Wetter, Klima und Witterung ist die Landwirtschaft. Veränderungen von Temperatur und Niederschlägen ziehen starke Auswirkungen nach sich. So profitieren wärmeliebende Obst-, Gemüse- und Weinsorten aufgrund der erhöhten mittleren Temperaturen sowie der verlängerten Vegetationsperiode. Ebenso weiteten sich die Anbaugebiete für Soja, Sorghum und Mais aus, erklären die Experten. Bei Getreide verkürzt sich jedoch die Kornfüllungsphase, was wiederum ertragsmindernd wirke. Daher spiele die landwirtschaftliche Beratung zur Anpassung an die Klimafolgen eine wichtige Rolle.

Wald stark betroffen

Vom Klimawandel betroffen ist auch der Wald: So würden durch die schnelle Klimaveränderung einheimische Baumarten ihre seit Jahrtausenden bewährte Anpassungskapazität verlieren, heißt es in dem Konzept. Die extreme Witterung der Trockenjahre 2018 bis 2020 hat den Wald im Landkreis Lörrach stark getroffen. Es wird als „schwerwiegendste Waldschadenssituation seit Beginn der geregelten nachhaltigen Waldbewirtschaftung, das heißt also seit mehr als 200 Jahren“ beschrieben. Der Waldumbau ist eine Antwort auf den Klimawandel – so sollen klimatolerante Arten wie Douglasie und Eiche die Verletzlichkeit des Waldes senken.

Nicht minder wichtig ist der Erosionsschutz. So führen Starkregenereignisse drastisch vor Augen, welche Folgen der Klimawandel für die Böden haben kann. Im Rahmen des mittlerweile abgeschlossenen Projekts „EroL“ hat der Landkreis interaktive Karten zu Überflutungstiefe und -geschwindigkeit sowie Karten zu Pfaden geschaffen, auf denen sich Schlamm und Geröll ihren Weg bahnen.

Gemeindescharfe Handlungskonzepte mit konkreten Maßnahmenvorschlägen liegen vor. Von den Bürgermeistern wurde auch wiederholt das Projekt als Positivbeispiel für interkommunale Koordination und die Rolle des Landkreises genannt.

Der Umweltausschuss und der Kreistag hatten sich bereits im Sommer 2021 mit dem Konzept befasst. In der Zwischenzeit hat sich aber herausgestellt, dass Fördermittel für konkrete Umsetzungsmaßnahmen teilweise von einer förmlichen Verabschiedung des Konzepts abhängen, weshalb der Kreistag das Konzept förmlich verabschiedete.

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