Kreis Lörrach Papier-Rezept wird durch das E-Rezept abgelöst – Wie läuft es?

Valentin Radonici
Mit der Einführung des E-Rezeptes erwarten Ärzte als Erleichterung kürzere Wartezeiten bei der Abholung von Rezepten. Foto: pixabay

Die Einführung des E-Rezeptes erfolgt derzeit auch im Landkreis Lörrach.

Seit Jahresbeginn wird bundesweit das rosafarbene Papier-Rezept (Muster 16) durch das E-Rezept abgelöst. Der Plan ist dem Bundesministerium für Gesundheit zufolge, so den Praxisalltag zu erleichtern, das Medikamentenmanagement zu verbessern und auch den Apotheken den Arbeitsalltag zu vereinfachen. Doch wie funktioniert die Umsetzung in der Realität?

E-Akte als Datenproblem

Ein Thema ist die Datensicherheit vom Arzt zur App und von der App zur Apotheke. Kai Sonntag, Leiter der Stabstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, versichert im Gespräch mit unserer Zeitung: „Die Datenübertragung erfolgt natürlich über gesicherte Leitungen, die den höchsten Sicherheitsstandards genügen müssen.“ Verantwortlich für die technische Organisation sind die Gematik GmbH und die Systemhäuser der Praxisverwaltungssysteme. Sie stellen die Technik zur Verfügung und sind zuständig für die Server und damit für die Sicherung der Patientendaten.

Martin Honeck, Facharzt für Allgemeinmedizin am Gesundheitszentrum Todtnau, sieht beim Thema Datenschutz die Meinung der Gematik und des Gesundheitsministeriums auf der einen Seite und die der Datenschützer auf der anderen.

Erst dieser Tage sei der Chaos Communications Congress zu Ende gegangen, bei dem unter anderem darüber berichtet wurde, dass mehrere Krankenkassen denselben Schlüssel in der Kommunikation (Zertifikat) ausgestellt bekommen hätten, sodass ein Mitlesen fremder Kommunikationsdaten möglich gewesen wäre.

Kein Smartphone nötig

Der Fehler sei abgestellt, zeige aber doch, dass man mit der Digitalisierung sehr aufmerksam umgehen müsse. Der besondere Umgang betreffe insbesondere die besonders schützenswerten Gesundheitsdaten. „Das E-Rezept sehe ich hier weniger problematisch an als die 2024/25 kommende Pflicht der Ärzte, die elektronische Patientenakte aller ihrer Patienten zu befüllen. Hier wird mit Recht ein gläserner Patient befürchtet.“ Die gesammelten Krankengeschichten aller deutscher gesetzlich Versicherter wären für Hacker, auch staatliche, ein wirklich lohnenswertes Ziel.

Nicht jeder Patient besitzt ein Smartphone. Honeck verdeutlicht, dass dies beim E-Rezept kein Problem sei. Ein Smartphone brauche man nicht. Die einfachste Möglichkeit sei die Einlösung mittels der Krankenversichertenkarte in der Apotheke. Bei Menschen in Seniorenheimen, Pflegebedürftigen zu Hause, die von der Apotheke beliefert würden, die nicht einfach mit ihrer Versichertenkarte in die Apotheke gehen könnten, werde diese Information in der Praxis im System hinterlegt. In diesen Fällen werde mit dem elektronischen Versand des E-Rezepts ein Barcode ausgedruckt, mit dem man das Rezept dann in der Apotheke auch ohne Versichertenkarte abholen kann. Im Prinzip gebe es in diesen Fällen keine Änderung zu vorher.

Eine Übergangsfrist für die Praxen bei der Umsetzung gibt es Honeck zufolge nicht. Die Umsetzung erfolge besser als vermutet: „Es funktioniert besser als befürchtet. Da das „rosa Rezept in der Hand“ fehlt, gibt es hier und da die Situation, dass bestellte Rezepte noch nicht versendet sind, der Patient aber in der Annahme, das sei schon geschehen, in der Apotheke steht. Aber auch das ist ein Lernprozess.“ Vorher habe man die unzähligen bestellten Rezepte auch zweimal am Tag unterschrieben und diese hätten erst am Folgetag abgeholt werden können. Mit dem elektronischen Signieren sei dies nicht anders.

Rezepte sind verschlüsselt

Honeck beschreibt, dass der Patient kein Rezept auf sein Smartphone erhalte. Die Rezepte seien verschlüsselt auf Servern der Telematik-Infrastruktur gespeichert. Nur mit einer Berechtigung könne man eine Apotheke dazu ermächtigen, das Rezept abzurufen. Dies gehe per App, per Versichertenkarte oder per ausgedrucktem Barcode.

Die Mitarbeiter im Gesundheitszentrum sind laut Honeck mit der Technik inzwischen vertraut. Man habe zwar weniger Zeit zum „Üben“ als andere Praxen gehabt, da es noch bis drei Wochen vor Jahresende immer noch technische Probleme gegeben habe, aber nun laufe eigentlich alles rund.

Die Einführung des elektronischen Rezeptes sieht Honeck als Erleichterung. Die Patienten würden sich einen Weg ersparen. Auch sei es, möglich das Rezept im Urlaub innerhalb Deutschlands zu bestellen und dort einzulösen.

Kürzere Schlange erwartet

Die einzige Erleichterung für die Praxis sei dass die Schlange an Patienten, die Rezepte abholen will, zumindest kürzer werde (nicht alles könne per E-Rezept verordnet werden). Auch eine Hilfe sei, dass die Rezeptausstellung rein technisch nur in Fällen möglich sei, wenn bereits die Versichertenkarte eingelesen worden wäre. Das bedeute, dass die Praxen weniger telefonieren müssten, um die Patienten an die Vorlage ihrer Versichertenkarte zu erinnern.

Positiver Schritt für alle

Bei den Apotheken im Landkreis Lörrach ist man schon seit zwei Jahren für die Einführung ausgerüstet. Walter Taeschner, Inhaber der Brunnen-Apotheke in Grenzach-Wyhlen und der Frosch-Apotheke in Lörrach, erklärt, dass im November und Dezember Zeit zum Üben gewesen sei und der Ablauf gut funktioniere.

Die Einführung sieht er als positiven Schritt: „Der Ablauf geht langsam, aber gut. Wenn sich Praxen, Apotheken und Patienten daran gewöhnt haben, ist das E-Rezept eine Erleichterung für alle Seiten.“

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