Kreis Lörrach Unbürokratisch und niederschwellig helfen

Die Oberbadische
Jubiläum des Sozialpsychiatrischen Dienstes mit (v.l.) SPD-MdL Rainer Stickelberger, Julia Brucker und Jörg Breiholz vom SpDi, Buchautor Klaus Gauger sowie der früheren Staatssekretärin und SPD-MdB Marion Caspers-Merk Foto: Peter Ade Foto: Die Oberbadische

Jubiläum: 30 Jahre Sozialpsychiatrischer Dienst / Intensive Kooperation mit Fachstellen und Landratsamt

Kreis Lörrach (pad). Bescheiden und doch auch stolz auf das Erreichte feierte der Sozialpsychiatrische Dienst (SpDi) sein 30-jähriges Bestehen. 2017 nahmen fast 900 Menschen die Angebote des Dienstes wahr.

Im Gemeindehaus der Christuskirche Lörrach feierten etwa hundert Gäste das Jubiläum, unter ihnen SPD-Landtagsabgeordneter Rainer Stickelberger und die frühere Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Marion Caspers-Merk (SPD).

Jörg Breiholz, Leiter des Diakonie-Fachbereichs Seelische Gesundheit, beschrieb die 30 Jahre des SpDi im Landkreis als kontinuierliche, wenn auch mühsame Aufbauzeit. In Politik und Gesellschaft hätten immer wieder „dicke Bretter“ gebohrt werden müssen.

„Nie war er so wertvoll wie heute“, lobte Rainer Faller, Psychiatrie-Koordinator beim Landkreis, den SpDi. Er wirke unbürokratisch, niederschwellig, aufsuchend, beratend und vermittelnd und vereine damit „alle guten Dinge, die sich ein Betroffener nur wünschen kann“.

Dennoch wird die Einrichtung laut Faller von der Politik nicht so hoch gewürdigt wie sie es eigentlich verdient hätte. Erst mit dem 2015 in Kraft getretenen Psychisch-Kranken-Hilfegesetz habe der SpDi auch in Baden-Württemberg eine rechtliche Basis bekommen.

Faller erwähnte, dass die Sozialausgaben des Landkreises bei rund 186 Millionen Euro liegen. Die Eingliederungshilfe profitiere mit etwa 40 Millionen Euro. Davon beanspruchten seelisch behinderte Menschen jedoch gerade einmal zehn Prozent.

Dessen ungeachtet bedankte sich Faller beim Kreistag, dass er dem kommunalen Zuschuss zum Betrieb des SpDi im Jahr 2016 von 81 000 auf nunmehr 162 000 Euro zugestimmt habe. So könne dessen Grundversorgung mit 4,5 Personalstellen „einigermaßen“ abgesichert werden.

Es müsse bedacht werden, so Faller, dass frühe Hilfen zur Vermeidung späterer hoher Folgekosten beitragen. Deshalb seine Empfehlung: Alle Rehabilitationsträger sollten sich zusammensetzen und mit Geldern „aus einem Topf“ wirtschaften.

„Vielleicht schaffen wir es im Landkreis Lörrach, ein regionales, sektorenübergreifendes Budget für psychisch kranke Menschen zu bilden.“ Sämtliche Akteure der medizinischen, beruflichen und sozialen Rehabilitation müssten sich das Ziel setzen, schnell, kompetent und effektiv zu helfen.

Bereits ein Jahr vor dem SpDi wurde 1987 die Selbsthilfegruppe von Angehörigen psychisch kranker Menschen ins Leben gerufen. Sprecherin Ursel Doering bestätigte dem Dienst wertvolle Arbeit in der ambulanten Betreuung chronisch psychisch Kranker im Landkreis.

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