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Kreis Lörrach Unterbringen und integrieren

Michael Werndorff
Der Landkreis Lörrach hat vergangenes Jahr insgesamt 1803 Asylsuchende aufgenommen. Foto: Beatrice Ehrlich

Die Kreis-Verwaltung muss ihre Unterbringungsplanung immer wieder neu anpassen.

Die Unterbringung und Integration von Asylsuchenden ist eine Herkulesaufgabe für den Landkreis Lörrach. Allein im vergangenen Jahr musste die Kreis-Verwaltung 1803 Menschen aufnehmen und versorgen. Zuletzt sanken die Zugangszahlen im Dezember. So musste der Kreis nur 30 Personen Schutz bieten, das waren 170 Asylsuchende weniger als erwartet.

Prognose nicht möglich

Prognosen für die Zuweisungen in den kommenden Monaten sind laut Angaben des Landes derzeit jedoch nicht seriös möglich. Somit muss der Landkreis mit einer Lage planen, die sich sehr dynamisch entwickelt und die nicht vorhersehbar ist. Für den Kreis bedeutet dies, dass er seine aktuelle Unterbringungsplanung an die geänderte Lage kurzfristig anpasst, wie von der Verwaltung zu erfahren ist.

Geplant ist, die Unterkunft in der Gemeindehalle in Wieslet aufgrund der vergleichsweise geringen Kapazität von 40 Plätzen vorerst zurückzustellen. Weiterhin sollen in der bereits geplanten Unterkunft in Eimeldingen mit 60 Plätzen, anders als bisher vorgesehen, vorerst keine erwachsenen Geflüchteten untergebracht werden, sondern unbegleitete minderjährige Geflüchtete (UMA). Dies ermöglicht im Gegenzug voraussichtlich ab Februar die Rückgabe der Kreissporthalle Rheinfelden mit ebenfalls 60 Plätzen an die Gewerbeschule und damit die Rückkehr zur bisherigen Nutzung der Halle für Schulsport und Vereine.

Eine weitere Unterbringung für bis zu 30 Minderjährige wird zeitnah in Lörrach eingerichtet werden. Hierzu wird der Landkreis nochmals informieren, wie er im Dezember mitteilte. Im Januar soll dann der Zeller Gemeinderat entscheiden, ob das Fessmann-Gebäude als Alternative oder die bisherige Variante „Spanimatt“ realisiert werden soll.

Seit Sommer hatten sich die Zuweisungen von Geflüchteten und Zugänge von UMA in den Landkreis stark erhöht. Die Verwaltung musste die Unterbringungsmöglichkeiten daher in kurzer Zeit erhöhen. So stieg der Bedarf um monatlich jeweils rund 100 zusätzliche Plätze an. Auch die Plätze für UMA mussten angesichts von zum Teil weit mehr als 200 vorläufigen Inobhutnahmen pro Monat erweitert werden. Es gab schon Wochenenden, an denen bis zu 84 UMA ankamen, wie Tilman Rieder, stellvertretender Leiter des Sozialdezernats, beim Jahrespressegespräch des Landratsamts, berichtete. Der Landkreis ist laut Rieder zu einem „Fokuslandkreis“ geworden. Die Zahlen sind eindrücklich: Diese stiegen im landesweiten Vergleich vor allem aufgrund der Grenzsituation im Landkreis Lörrach stark an. Ende Oktober zählte die Verwaltung bereits mehr als 1300 UMA, die durch das Landratsamt vorläufig in Obhut genommen wurden. Im vergangenen Jahr waren es dagegen insgesamt nur 521 geflüchtete Minderjährige. Insgesamt befanden sich 2023 insgesamt 1738 UMA in Obhut.

Aufwärtstrend stoppt

Im Monat Dezember hat der Aufwärtstrend bei den Flüchtlingszahlen vorerst gestoppt. Dadurch hat der Kreis Vorlaufzeit für den weiteren Ausbau von Unterkünften gewonnen. Im neuen Jahr sollen dem aktuellen Plan zufolge die Anzahl der Plätze von derzeit rund 1800 auf zunächst rund 2100 ausgebaut werden.

Neue GU in Wyhlen

In der Wyhlener Solvay entsteht eine Gemeinschaftsunterkunft, der Kreis hat dafür die Hallen 1 bis 3 auf dem ehemaligen Firmengelände Wetzel angemietet. Vorgesehen sind bis zu 130 Plätze in den Hallen 1 und 2. Die Halle 3 soll später vorbereitet werden und weitere 70 Plätze bieten. Der Mietvertrag läuft zunächst bis Ende November 2025 mit Option auf Verlängerung. Eine Infoveranstaltung findet am Dienstag, 9. Januar, 19.30 Uhr, im Haus der Begegnung statt.

Letzter Höhepunkt 2015

Der letzte europaweite Flüchtlingskrise erreichte ihren Höhepunkt im Herbst 2015, damals erfolgte die Erstregistrierung von rund 890 000 Schutzsuchenden beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Dem Landkreis stehen lediglich Gesamtstatistiken seit März 2016 zur Verfügung, teilte Kreissprecher Thorsten Wrobel zuletzt auf Anfrage unserer Zeitung mit. „Zum damaligen Zeitpunkt hatten wir 19 Gemeinschaftsunterkünfte mit einer Kapazität von knapp 2500 Plätzen. Im März 2016 waren davon 2341 belegt. Im Januar 2016 hatten wir einen Zugang von 120 Personen.“ Derzeit verfügt der Landkreis über 14 Unterkünfte mit aktuell 264 freien Plätzen.

Verschiedene Länder

Die Menschen kommen aus verschiedensten Ländern. Die meisten Asylsuchenden stammen aus Afghanistan, Syrien der Türkei und der Ukraine. Aber es sind auch einige Inder, Georgier, Serben und Nordafrikaner darunter.

Gefragt nach der weiteren Entwicklung erklärt Wrobel, dass das Regierungspräsidium schon seit mehreren Jahren keine Tendenzen zu den Flüchtlingszahlen mehr abgibt. Es sei daher auch seitens der Verwaltung nicht möglich, eine Aussage diesbezüglich zu treffen. „Wenn man jedoch die letzten Monate betrachtet, ist die Tendenz jedenfalls steigend. Die Zugangszahlen der Asylbewerber befinden sich im Allgemeinen auf einem höheren Niveau als im Vorjahreszeitraum“, sagte er im September auf Anfrage unserer Zeitung. „Im Juli sind in den Erstaufnahmezentren in Baden-Württemberg mehr als 1000 Geflüchtete mehr als im Juli des Vorjahres angekommen“, weiß Wrobel.

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