^ Kreis Lörrach: Unternehmen sind für den Brexit gut aufgestellt - Kreis Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Kreis Lörrach Unternehmen sind für den Brexit gut aufgestellt

Michael Werndorff
Immer wieder wurde der Termin verschoben. Heute ist es soweit: Großbritannien tritt aus der EU aus. Foto: Die Oberbadische

Interview: Großbritannien tritt heute aus der Europäischen Union aus / Zoll und Logistik sind größte Herausforderungen

Kreis Lörrach - Großbritannien verlässt heute die Europäische Union. Vorerst bleibt der Austritt ohne Folgen für Unternehmen. Spannend dürften indes die Verhandlungen in der Übergangsphase werden, die bis Ende des Jahres dauern soll. Unser Redakteur Michael Werndorff hat mit Uwe Böhm, Geschäftsführer International der Industrie- und Handelskammer Hochrhein Bodensee, über den Stand der Dinge gesprochen.

Herr Böhm, ist das die Ruhe vor dem Sturm?

Nein, das war im vergangenen Jahr ein Thema. Die Lage hat sich mittlerweile beruhigt, da die Unternehmen schon zweimal den Notfall geübt haben. Die meisten Firmen sind auf den Austritt Großbritanniens aus der EU soweit möglich vorbereitet.

Und wie profitieren diese von der Übergangsphase?

Die Informationen aus Großbritannien, wie der Austritt im Detail umgesetzt wird, werden immer konkreter, außerdem nutzt der Zeitgewinn den Unternehmen, sich auf die Umsetzung einzustellen.

Welche Themen kommen jetzt auf die Agenda?

Nun, es ändert sich nichts daran, dass Großbritannien ein logistisches Nadelöhr wird. Egal, wie man es hindreht, die Exportware muss dann in einem Zollverfahren die EU-Außengrenze passieren. Solange die EU noch keine Lösung hat, dieses Verfahren an der Grenze komplett elektronisch abzubilden, wird es wohl zu Wartezeiten kommen. Vor Ort will man deshalb Flächen für Lastwagen vorhalten.

Der Teufel steckt nicht selten im Detail.

Ja, dort werden sich die Probleme zeigen. Zum Beispiel im Zulassungsverfahren von Maschinen. Die Harmonisierung, von der Unternehmen innerhalb der EU profitieren, wird entfallen. Weiter geht es zum Beispiel um Fragen, wie und welche Chemikalien eingeführt werden dürfen und welche Kennzeichnungspflichten dann in Großbritannien bestehen. Einheitliche EU-Bestimmungen werden nicht mehr gelten.

Sind die Unternehmen im Kammergebiet der IHK hierfür gut aufgestellt?

Ein Großteil der Unternehmen hat sich Gedanken gemacht – so weit es geht, sind sie vorbereitet. Was keiner vorhersagen kann, sind die Folgen für die Logistik. Wie lange die Abfertigung an der Grenze sein wird, lässt sich jetzt noch nicht abschätzen. Und: Bei der Zollabfertigung sind jedenfalls auch die Behörden Frankreichs und die Behörden an den Grenzen gefordert.

Welche Bedeutung hat der Handel mit Großbritannien für die heimischen Unternehmen?

In Sachen Außenhandel rangiert die Region auf Platz 6 und ist nicht zu vernachlässigen. Generell ist der Außenhandel für unsere Region sehr wichtig. Die Exportquote bei den produzierenden Unternehmen beträgt mehr als 50 Prozent.

Welche Branchen sind hier besonders betroffen?

Vor allem die Kfz-Zulieferindustrie, weil in Großbritannien immer noch viele Autos gebaut werden. Aber auch Chemie, Lebensmittel und Medizintechnik.

In der Vergangenheit war die Sorge groß, dass es mit dem Brexit auch zu einem Arbeitsplatzabbau kommen könnte.

Das ist aus aktueller Sicht weniger der Fall. Die größte Herausforderung sind die Bereiche Zoll und Logistik. Klar ist, dass sich unsere Unternehmen an die neuen Bedingungen anpassen müssen und werden. Darin sind sie geübt.

Umfrage

Bundeswehr

Braucht Deutschland wieder die allgemeine Wehrpflicht?

Ergebnis anzeigen
loading