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Kreis Lörrach Vertrauen vor Angst setzen

Adrian Steineck
Bezogen Stellung zur Europawahl (von links): Dominique Fuchs (katholische Kirchengemeinde Mühlhausen), Jean-Mathieu Thallinger (evangelische Kirchengemeinde Mulhouse), Dekan Gerd Möller vom Katholischen Dekanat Wiesental und Dekanin Bärbel Schäfer vom Evangelischen Kirchenbezirk Markgräflerland. Foto: Adrian Steineck

Europawahl: Kirchenvertreter beziehen Stellung. Verschiedenheiten nicht ignorieren.

Kreis Lörrach - Auf der Mitte der Dreiländerbrücke zwischen Weil am Rhein und Hüningen, hatten Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche aus Deutschland und Frankreich am Samstag zum Gespräch gebeten. Anlass war die kommenden Sonntag anstehende Europawahl, zu der die Kirchenvertreter Stellung bezogen.

„Wir wissen, dass Europa nicht perfekt ist“, sagte Jean-Mathieu Thallinger von der evangelischen Kirchengemeinde Mulhouse. „Aber das Modell der europäischen Union bietet die größte Sicherheit.“ Dominique Fuchs von der katholischen Gemeinde Mühlhausen ergänzte, dass die Dreiländerbrücke als Symbol für die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich gewählt wurde und durchaus auch symbolischen Bezug zu Europa habe: So wie die 248 Meter lange Bogenbrücke stets „im Schwung“ bleiben müsse, so gelte es auch für die Europäische Union, im übertragenen Sinn „im Schwung“ zu bleiben.

In der Region hat die Zusammenarbeit der Kirchengemeinden über Länder- und Konfessionsgrenzen hinweg eine 20-jährige Tradition, wie Bärbel Schäfer erläuterte. Schäfer ist Dekanin des Evangelischen Kirchenbezirks Markgräflerland und zugleich Präsidentin des im Jahr 1999 gegründeten Verbands der Kirchen am Rheinknie (Kirk), der im vergangenen Jahr den fünften internationalen Kirchentag in Mühlhausen organisiert hat. Ob der in dieser Form noch einmal stattfinde, werde derzeit zwar diskutiert, meinte Schäfer. „Aber es wird weiterhin trinationale Angebote geben.“ Dazu gehört unter anderem das trinationale ökumenische Abendgebet am Samstag vor dem ersten Advent in der Elisabethenkirche in Basel.

Dekan Gerd Möller vom Katholischen Dekanat Wiesental, der gemeinsam mit Bärbel Schäfer die Seite der deutschen Kirche vertrat, erinnerte daran, dass durch das Elsass in mehreren Kriegen eine hart umkämpfte Frontlinie verlief. Die Kirchen beider Konfessionen müssten im Bewusstsein der Geschichte neue Wege gehen und etwas tun für den Erhalt des Friedens.

Mit Blick auf die Europawahl meinte Möller, dass der Erhalt des Friedens nur möglich sei, wenn vom Nationalismus und von Seiten der Kirchen vom Konfessionalismus abgerückt werde. Jean-Mathieu Thallinger legte dar, dass er und Möller sich vor 70 Jahren wohl kaum kennengelernt hätten: „Er ist Deutscher und katholisch, ich bin Franzose und evangelisch.“ Diese Verschiedenheiten dürften nicht ignoriert werden, aber: „Im Kern von Europa steht der Mensch“, zeigte sich Thallinger überzeugt. Es gelte, „Vertrauen vor Angst“ zu setzen. Schäfer machte sich dafür stark, wählen zu gehen und sich vorab über die Parteien und ihre Programme kundig zu machen.

Das Treffen fand im Zuge eines Anfang Mai verabschiedeten Wahlaufrufs des Vorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kardinal Rainer Marx, und des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, statt.

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