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Kreis Lörrach Völlige Sicherheit gibt es nicht

Die Oberbadische

Studium Generale: Uwe Kissmann klärt auf Einladung der DHBW über Internetkriminalität auf

Wer einen Kometenschweif bisher nicht mit dem Thema Internetsicherheit in Verbindung bringen konnte, der musste nach dem Vortrag von Uwe Kissmann umdenken. Der Experte für Cyberkriminalität war am Donnerstag auf Einladung der DHBW Lörrach ins Sparkassenforum gekommen, um über ein häufig noch immer unterschätztes Problem zu informieren.

Von Adrian Steineck

Kreis Lörrach. Die Zahlen sind deutlich: Wer ein Smartphone besitzt, trägt bereits 32 Sensoren mit sich herum, die etwa den Standort ihres Trägers erfassen. Laut einer Forbs-Studie werde es bis zum Jahr 2020 insgesamt 212 Milliarden Sensoren weltweit geben – vom elektronischen Autoschlüssel bis zum Kühlschrank, der automatisch erfasst, welche Vorräte gerade zur Neige gehen. „Die Cyberkriminalität war im vergangenen Jahr das am höchsten bewertete Geschäftsrisiko“, zitierte Uwe Kissmann eine Studie der Allianz-Versicherung. Deren Bedeutung aber relativierte er gleich wieder: „Ich gebe nicht viel auf Studien, es gibt einfach so viele von ihnen.“

Diese Szene war bezeichnend für den gesamten, knapp zweistündigen Abend: Kissmann klärte die gut 150 Besucher im voll besetzten Sparkassenforum auf, aber er hütete sich davor, den Zeigefinger zu heben oder Ängste zu schüren. Immer wieder blitzte sein spitzbübischer Humor auf. So sei es erst 15 Jahre her, dass anstelle hochgezüchteter Smartphones simple Mobiltelefone genutzt wurden, die so groß waren, „dass man sich damit problemlos in Selbstverteidigung üben konnte“. Kissmann verstand es, das naturgemäß techniklastige Thema anschaulich zu vermitteln.

Das Hauptproblem sei, dass die Technologie sich schneller entwickle als unsere Fähigkeit, als Gesellschaft den dadurch entstehenden Risiken zu begegnen. Wichtige Entscheidungsträger wie Politik, Staat, Polizei, Eltern, Schule und Konsumenten würden der Entwicklung um Jahre hinterherlaufen. Internetkriminaltität sei ein Milliardengeschäft: „Das geschieht hier, heute und jetzt.“

Die Angriffskette von Hackern läuft immer gleich ab: Auf Erkunden folgen Analyse, Angriff und im Erfolgsfall das Einnisten, um Daten sammeln zu können und so die Kontrolle über ein Unternehmen zu erlangen.

Kissmann selbst ist mit seinen Mitarbeitern schon im Auftrag von Firmenleitern, welche die Sicherheit ihres Unternehmens auf die Probe stellen wollten, nach diesem Schema vorgegangen. „Wir können Angreifer nicht abhalten, wir können es ihnen nur so schwer wie möglich machen“, weiß er. Denn dann lohne es sich für die Internetkriminellen irgendwann wirtschaftlich nicht mehr, ein Unternehmen anzugreifen. Dies könne etwa durch die Zusammenarbeit mit Experten gelingen. „Panik ist fehl am Platz, aber ignorieren darf man das Thema nicht.“

Auch als privater Nutzer solle man sich bewusst sein, dass man mit jeder Nutzung des Internets einen Kometenschweif von Daten hinter sich her ziehe. „Es kann sein, dass ihre Kinder in zehn Jahren von einer Versicherung abgelehnt werden, weil Ihre Smartwatch ermittelt, dass Sie ungesund leben“, entwarf der Referent ein mögliches Szenario. Bei aller Freude an Apps, welche uns das tägliche Leben erleichtern, solle laut Kissmann eines niemals aus den Augen verloren werden: der gesunde Menschenverstand.

Weitere Informationen: Der nächste Vortrag im Rahmen des Studium Generale findet am Dienstag, 20. Februar, ab 20 Uhr im Sparkassenforum in Lörrach, Haagener Straße 2, statt. Maria Dietz referiert über das Thema „Digitalisierung als Chance – besonders für Frauen!“ Der Eintritt ist frei, um Anmeldung wird gebeten. Nähere Informationen finden Interessierte im Internet unter www.dhbw-loerrach.de/termine.

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