Kreis Lörrach Vom falschen Müll befreien

Alisa Eßlinger
In den Biomüll kommen nur kompostierbare Abfallreste. Foto: zVg/Arno Burgi

Biotonne: Detektionssysteme im Test / „Monster“-Werbung startet im Sommer

Kreis Lörrach -  Immer wieder wandern Kunststoffe oder andere Störstoffe in die Biomülltonne. Dem will der Landkreis nun entgegenwirken. In der jüngsten Kreis-Umweltausschusssitzung wurden nun die Ergebnisse des Pilottests mit Detektionssystemen vorgestellt. Außerdem soll eine „monstermäßige“ Informationskampagne im Sommer starten.

Es ist nicht alles Bio, was in die Biomülltonne geworfen wird. Besonders Kunststoffe herauszufiltern sei technisch nicht möglich, teilte Betriebsleiterin Eigenbetrieb Abfallwirtschaft, Silke Bienroth, dem Kreis-Umweltausschuss mit. Dieser sei zu klein und daher kaum vom regulären Bioabfall zu trennen. Die Folge: Nach der Aufbereitung gelangt der verunreinigte Kompost in den Boden der Garten- und Landwirtschaft.

Nach Angaben der Verwertungsanlagen weist der gesammelte Biomüll eine durchschnittliche Qualität auf, sprich: Rund fünf bis zehn Masseprozent an Störstoffen. Mit einem Aufkommen von rund 66 Kilogramm Pro-Kopf erfülle der Landkreis die Vorgaben von 60 Kilogramm Pro-Kopf des Abfallwirtschaftsplans Baden-Württemberg.

Angestrebt werden ein ambitionierter Zielwert von 18 500 Tonnen pro Jahr sowie eine Anschlussquote von 80 Prozent Haushalte.

Bereits in der Sitzung im Oktober 2020 hatte der Kreistag beschlossen, ein Detektionssystem einzusetzen, um Störstoffe aus dem Müll festzustellen. Bei einem Pilotversuch wurden die verschiedenen Systeme einander gegenübergestellt.

Plastik bleibt unauffindbar

Zwei Detektionssysteme wurden bei dem Pilotversuch eingesetzt: Zum einen das Detektionssystem Maier & Fabris, das nur Metalle vor der Leerung der Mülltonne erkennt, und zum anderen eine Sichtkontrolle mit oder ohne Metallerkennung, welche alle Stoffe vor der Leerung erkennt, solange diese oberflächlich sichtbar sind. Letzteres sei laut Beschlussvorlage das teuerste System. Hinzu komme Anforderungen, dass eine personelle Hilfe ergänzend eingestellt werden müsse, erklärte Bienroth

Im März fanden an acht Abfuhrtagen die Testungen statt. Zuerst wurden die Sichtkontrolle durch den Nutzungskontrolleur des EAL vorgenommen. Die Störstoffe im Biomüll wurden anhand eines Handheld-Geräts digital und mit Foto dokumentiert und in eine Software eingespeichert. Anschließend fand dann die Abfuhr statt. Dafür wurde ein Fahrzeug vom Landkreis Waldshut ausgeliehen, das mit einem Detektionssystem von Maier&Fabris ausgestattet ist. Die Tonnen wurden ebenfalls dokumentiert und die Daten anschließend an den EAL übermittelt.

Das Ergebnis zeigt: Nur etwa die Hälfte aller Gefäße mit Fremdstoffen werden von einem Detektionssystem erkannt, und maximal zehn Prozent werden von beiden Methoden erfasst.

Die Abfallwirtschaft wird das Ergebnis berücksichtigen und zu dem Maier&Fabris-Detektionssystem noch ein Stichproben-Sichtkontrollen unterstützend verwenden, teilte Bienroth mit.

Monster als Werbung

Neben der technischen Unterstützung konnte noch eine bildhafte Bewerbung ermöglicht werden. Ziel ist es, das öffentliche Interesse zu wecken. Nach Anfrage gingen zwei Angebote regionaler Designbüros ein. Das Büro „spiel-sinn.design“ wurde schlussendlich beauftragt.

Entstanden sind fünf typische Bioabfälle und fünf häufig vorkommende Störstoffe, die „monsterhaft“ umgesetzt worden sind. Diese „Monster“-Abfälle sollen in einer Informationskampagne im Sommer landkreisweit starten. Um das Interesse der Kindergärten und Schulklassen zu wecken, ist außerdem ein Malwettbewerb geplant. „Die Figuren sollen wiedererkannt und in der Bevölkerung etabliert und nach Bedarf auch erweitert werden“, sagte Bienroth.

Kreis Lörrach . Im Zusammenhang mit den Planungen einer regionalen Bioabfallverwertung gemeinsam mit dem Landkreis Waldshut sollen die Verwertungsaufträge der beiden Landkreise koordiniert werden. So können die Bioabfälle von beiden gemeinsam ausgeschrieben werden.

Im März hatte der Kreistag das geplante Vorgehen bereits bestätigt. Die europaweite Ausschreibung ist für den Zeitraum 1. Januar 2024 bis zum 31. Dezember 2026 mit einer zweimaligen Verlängerungsoption um je ein Jahr ausgeschrieben worden. In der jüngsten Kreis-Umweltausschusssitzung wurde der Vergabe an die Firma Reterra Freiburg zugestimmt.

Die Bieter boten einen Preisnachlass an, wenn der Biomüll eine bessere Qualität mithilfe von Kontrollmaßnahmen wie Detektoren oder Sichtkontrollen aufweist. Das Verwertungskonzept sieht eine vollständige Verwertung der Bioabfälle in der Vergärungsanlage der Firma in Freiburg vor. Lediglich bei Betriebsstörungen wird der Müll zu den anderen Remondis-Anlagen transportiert.

Der Behandlungspreis pro Tonne liegt bei mehr als 96 Euro brutto. Ein Preisnachlass wird bei geeigneten Kontrollen der Bioabfallqualität gewährt. Da der Landkreis Lörrach bereits den Beschluss gefasst hatte, ab 2024 eine Bioabfallkontrolle einzuführen, wurde als wertungsrelevanter Angebotspreis der reduzierte Einheitspreis mit einem Faktor von 0,5 angewandt. Die wertungsrelevante Angebotssumme bezogen auf eine Bioabfallmenge von 16 000 Tonnen pro Jahre beträgt danach pro Jahr mehr als 1,5 Millionen Euro brutto.

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