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Kreis Lörrach Vom kranken Haus zur Vorzeigeklinik

Peter Ade
Seit fast 50 Jahren existiert das Kreiskrankenhaus Rheinfelden auf der Nollinger Höhe. Nach erheblichen Startschwierigkeiten hat sich das Haus mit seinen Fachabteilungen zu einer Vorzeige-Klinik mit allerbestem Ruf entwickelt. Foto: Peter Ade/Peter Ade

Mutige Männer schrieben Erfolgsgeschichte: Seit fünf Jahrzehnten hat Rheinfelden ein „eigenes“ Krankenhaus auf der Nollinger Höhe.

Vor bald 50 Jahren öffnete am Vogelsang in Rheinfelden das Kreiskrankenhaus mit Schwesternwohnheim seine Pforten. Damit ging ein Herzenswunsch der Bevölkerung in Erfüllung. Die stationäre medizinische und pflegerische Versorgung der Menschen war ab sofort in zentraler Lage annähernd optimal sichergestellt.

Doch die ersten Monate des neuen Hauses zogen alles andere als harmonisch ins Land. Am Bau der Klinik hatten zwei Männer entscheidenden Anteil: Der frühere Rheinfelder Oberbürgermeister Herbert King (1920-2001) und der Lörracher Landrat Otto Leible (1927-2004) waren von Anfang an leidenschaftliche Kämpfer für ein Krankenhaus, das bald nach seiner Eröffnung einen weithin hervorragenden Ruf erlangte.

Die politisch Engagierten jener Zeit wissen nach wie vor genau, dass dem „grünen Licht“ zum Baubeginn heftige Debatten auf nahezu allen politischen Ebenen vorausgingen. Erhebliche Widerstände gab es vor allem aus dem alten Landkreis Säckingen, zu dem Rheinfelden bis Anfang der 1970-er Jahre gehörte.

Der Durchbruch

Der entscheidende Durchbruch kam im Zuge der Kreisreform mit der Zuordnung der Industriestadt zum Landkreis Lörrach. Landrat Leible setzte sich damals an die Spitze der Befürworter und räumte in unzähligen Gesprächen und Verhandlungen – unter anderem mit dem Sozialministerium Baden-Württemberg - Bedenken und Vorurteile aus dem Weg. In Rheinfelden hatte bereits in den 1960-er Jahren der auf Initiative von Herbert King ins Leben gerufene Krankenhaus-Förderverein an Fahrt gewonnen. Hunderte Bürger wurden Mitglied und standen zusammen mit Gemeinderat und Verwaltungsspitze wie eine Eins hinter der Forderung nach einer leistungsstarken Klinik. Ohne die Bürgerinitiative wäre das „eigene“ Krankenhaus am Vogelsang wohl noch viele Jahre eine Vision geblieben. Nach Überwindung aller politischen und bürokratischen Hürden verlief der Start auf der Nollinger Höhe freilich alles andere als glücklich. Bauliche Mängel, vor allem im Bereich der Statik, machten teure Nachbesserungen notwendig.

Mysteriöse Todesfälle

Weitaus tragischer waren wenige Wochen nach der Eröffnung mehrere mysteriöse Todesfälle auf der Intensivstation, die bundesweit für Aufsehen sorgten und spektakuläre Gerichtsverfahren nach sich zogen. Ein Krankenpfleger geriet ins Fadenkreuz der Ermittler: Weihnachten 1975 wurde er an seinem Arbeitsplatz festgenommen. Es folgten zwei langwierige, spektakuläre Prozesse in Freiburg. Der mutmaßliche Täter wählte schließlich den Freitod.

Bester Ruf: Orthopädie

Ungeachtet aller Rückschläge in der Anfangsphase – der Vogelsang gedieh prächtig. Chirurgie und Innere Medizin entwickelten sich unter Leitung der Chefärzte Dr. Rolf Boos und Dr. Klaus Walter zu Fachabteilungen mit bestem Ruf. Die etwas später eröffnete Orthopädie unter Professor Dr. Hans-Rudolf Henche verhalf dem Haus zu höchstem Renommee. Henches wissenschaftlicher Einsatz – vor allem auf dem Gebiet der Arthroskopie – war bahnbrechend und machte das Kreiskrankenhaus zu einer Top-Adresse für Patienten aus aller Welt, darunter deutsche und internationale Spitzensportler.

Im Zuge der Gesundheitsreform kam aber auch das Rheinfelder Krankenhaus in den 1990-er Jahren auf den Prüfstand. Das Schlagwort der Klinik-Konzentration bis hin zur Schließung einzelner Abteilungen und der Bündelung medizinischer Dienstleistungen an zentralen Orten schwebte lange Jahre wie ein Damoklesschwert über dem Vogelsang.

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