Kreis Lörrach Impfpflicht führt zu Verwerfungen

Alexander Anlicker

Pflegekräfte unterzeichnen Positionspapier / Hoffmann (FDP) diskutiert mit Betroffenen

Der FDP-Bundestagsabgeordnete Christoph Hoffmann ist ins Bamlacher Marienheim gekommen, um mit Mitarbeitern das Thema einrichtungsbezogene Impfpflicht zu diskutieren.

Von Alexander Anlicker

Kreis Lörrach - Mehr als 90 Prozent der Mitarbeiter des St.-Josefshauses an den Standorten Rheinfelden-Herten, Weil am Rhein, Bad Bellingen-Bamlach und Müllheim haben sich gegen Corona impfen lassen, berichteten Vorstand Thilo Spychalski und Philipp Wiesniewski.  Zugleich haben 55 Mitarbeiter ein Positionspapier zur einrichtungsbezogenen Impfpflicht unterzeichnet.

Betroffen von der Impfpflicht sind Mitarbeiter in Einrichtungen des Gesundheits- und Pflegebereichs.

Delta-Variante hat hohe Letalität

Die Mitarbeiter wollten von Hoffmann wissen, warum er im Bundestag für die einrichtungsbezogene Impfpflicht gestimmt hat. „Wir müssen unterscheiden in den Zeitpunkt vor oder nach Omikron“, erklärte Hoffmann und verwies auf die hohe Letalität der Delta-Variante. „Mir ging es um den Schutz der vulnerablen Gruppen in Heimen und von bettlägerigen Menschen“, sagte er.

Ihm sei von Anfang an klar gewesen, dass er einer allgemeinen Impfpflicht nicht zustimmen werde, sagte der FDP-Abgeordnete und verwies auf die Eigenverantwortung jedes Einzelnen. „Wir hatten damals keine Daten als Grundlage und mussten uns auf die sichere Seite schlagen“, erklärte er.

Omikron hat die Szenerie komplett verändert

Mit Omikron habe sich die Szenerie aber komplett verändert. „Fachleute sagen: Die Impfung hilft nicht gegen Omikron“, so der Abgeordnete.

Hoffmann plädierte auch dafür, die Testzentren zu schließen, die jeden Monat eine Milliarde Euro kosteten. Zudem verwies der FDP-Mann auf vereinzelte Scharlatane unter den Betreibern. Und er nannte das Beispiel Spanien. Dort bleibe zuhause, wer krank ist.

Eine Maskenpflicht im ÖPNV während des Winters sei seiner Meinung nach sinnvoll. Die normale Grippe sei durch solche Hygienemaßnahmen auch ausgeblieben.

Impfpflicht  hat zu Verwerfungen geführt

Eine Mitarbeiterin des Marienheims berichtete, dass die Impfpflicht zu Verwerfungen geführt habe. Ungeimpfte Mitarbeiter wollten kündigen und beispielsweise in die Schweiz abwandern. 

Warum hat man nicht einfach die Bewohner geimpft, wollte sie wissen. Außerdem fragte sie, warum man die einrichtungsbezogene Impfpflicht nicht einfach zurücknehmen kann? „Wir sind davon ausgegangen, dass vulnerable Fälle durchgeimpft sind“, erklärte Hoffmann.

Es stehe durchaus auf der Agenda, das Thema einrichtungsbezogene Impfpflicht zu eruieren, auch vor der Erkenntnis, dass die Impfung gegen Omikron nicht helfe.

Es habe eine große Debatte um eine allgemeine Impfpflicht gegeben. „Ich war einer derjenigen, die die Impfpflicht verhindert haben“, sagte Hoffmann.

Personaldecke schon vor Corona knapp

„Ich bin nicht im Gesundheitsausschuss“, sagte Hoffmann, versprach aber, die Informationen aus dem Gespräch an seine zuständigen Fraktionskollegen weiterzugeben.

Eine Mitarbeiterin aus Weil am Rhein lenkte den Fokus auf die Arbeitsbelastung. „Schon jetzt ist im Team die große Sorge da, nicht nur bei Ungeimpften, sondern auch bei den Geimpften. Wer fängt das auf, wenn fünf Leute gehen“, wollte sie wissen.

Rückendeckung erhielten die Mitarbeiterinnen von Einrichtungsleiter Wisniewski und Vorstand Spychalski. Die Personaldecke war schon vor der Corona-Pandemie knapp. Da sei der Verlust von 18 Kollegen nicht aufzufangen.

Letztlich ist nicht die Impfpflicht das Problem sondern der bereits vor der Pandemie herrschende Fachkräftemangel, lautete das Fazit am Ende der Diskussionsrunde.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading