Als Wahlbeobachter war ich zusammen mit 17 weiteren Kollegen des KGRE beauftragt, die Wahlen in den Kantonen in BIH zu beobachten. Ich selbst war in Zentralbosnien am Wahltag von 6.30 bis 22 Uhr unterwegs.
Am Freitag und Samstag vor der Wahl wurden wir für diesen Zweck vom Büro für demokratische Institutionen und Menschenrechte der OSCE und der zentralen Wahlkommission BIH unter anderem über das Wahlsystem und die korrekten Abläufe informiert. Am Wahltag selber fuhren wir dann in Zweierteams zu verschiedenen Wahllokalen, stets begleitet von einem Übersetzer und einem Fahrer.
Dabei geht es im wesentlich darum, zu prüfen, ob der Ablauf der Wahl den Regeln entsprechend verläuft, sprich, genug und auch die offiziellen Wahlzettel vorhanden sind, die Wahlurnen verschlossen sind, die Voraussetzungen für eine geheime Wahl eingehalten werden und so weiter.
Frage: Hatten Sie das Gefühl willkommen zu sein, oder gab es auch Anfeindungen?
Ich habe mit meiner ungarischen Kollegin Cecilia Friderics insgesamt 17 Wahllokale unangekündigt besucht und davon jeweils ein standardisiertes Protokoll angefertigt. Die örtlichen Wahlkommissionen in dem überwiegend ländlichen Gebiet Zentralbosniens waren stets freundlich und gut vorbereitet auf die Wahlen.
Frage: Welche Beobachtungen haben Sie am Wahltag gemacht?
Wir hatten insgesamt wenig Beanstandungen. Allerdings gab es gelegentlich zerbrochene Siegel an Wahlurnen und Handys befanden sich auf den Tischen der lokalen Wahlkommissionen, obwohl dies bei diesen Wahlen verboten war.
Da ich schon 2018 bei einer Wahlbeobachtung in BIH dabei war, konnte ich feststellen, dass der Vorschlag vom Europarat nun umgesetzt wurde, den Namen der Wähler nicht mehr laut im Wahllokal zu verlesen, wenn sie ihre Stimme abgeben. Es stand auch vor jedem Wahllokal ein Polizist, um die freie Wahl sicherzustellen.
Frage: Gab es besondere Erlebnisse, die Sie gerne mit den Lesern teilen möchten?
Wenn Menschen in den Wahllokalen erkannten, dass ich deutsch sprach, wurde ich immer wieder auf meine Herkunft angesprochen. Dann machten sie stets deutlich, dass sie selbst gut Deutsch konnten aufgrund von Aufenthalten in Deutschland während des Kriegs in ihrem Land in den 1990er-Jahren.
Die schöne Landschaft und die Gastfreundschaft machten auf jeden Fall Lust, wieder einmal in dieses Land zurückzukehren. Allerdings steht auf nationaler Ebene noch viel Versöhnungsarbeit der politischen Ebenen und der verschiedenen Ethnien an, um das gesamte Land in eine stabile Demokratie und gute Regierungsarbeit zu bringen.