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Kreis Lörrach Waldschäden nehmen dramatisches Ausmaß an

Die Oberbadische
Schäden durch Sturm und Borkenkäferbefall: Dem Wald im Kreis Lörrach geht es nicht gut. Foto: Michael Werndorff Foto: Die Oberbadische

Klima: Gemeinden erleiden finanzielle Einbußen / Wald muss „umgebaut“ werden

Von Michael Werndorff

Kreis Lörrach. Die Waldschäden im Kreis Lörrach haben mittlerweile dramatische Ausmaße angenommen. „Das war lang absehbar, und die Politik hat zu lange nicht gehandelt“, monierte der heimische FDP-Bundestagsabgeordnete Christoph Hoffmann im Rahmen eines Vor-Ort-Termins mit Politikern und Experten in Geschwend.

Franz Wagner, stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Todtnau, thematisierte die finanziellen Folgen für den Haushalt. Viele Gemeinden profitierten nämlich von der Holzvermarktung. Laut Wagner lägen die Verluste durch Hitze, Trockenheit und Schädlingsbefall dieses Jahr bei einer Größenordnung von bis zu 700 000 Euro. Wie es für Todtnau im nächsten Jahr aussehen wird, sei derzeit noch nicht absehbar. Ebenso gebe es bei der Schadensregulierung noch Fragezeichen. Wagner sprach von 25 000 Festmetern (FM) Schadholz bei einem Einschlag von insgesamt 32 000 FM.

Die Schäden beträfen überwiegend die Fichte, erklärte Bernhard Schirmer, Leiter des Forstbezirks Kandern. Im vergangenen Jahr sei es so heiß gewesen wie noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, und das Sturmtief Burglind hinterließ bestens geeignetes Brutmaterial für Borkenkäfer, machte der Experte deutlich.

„Hitze und Trockenheit begünstigen zusätzlich eine Massenvermehrung der Insekten.“ Der zunächst günstige Witterungsverlauf Anfang diesen Jahres konnte die weitere Massenvermehrung der Borkenkäfer nicht stoppen. Neben Fichten seien auch viele Tannen und Buchen sowie andere Laubbaumarten betroffen.

Bestände sterben teilweise flächig ab

Derzeit befinden sich Schadensschwerpunkte im oberen Wiesental (Gemeindewald) und im kleinen Wiesental, wo hauptsächlich Privatwaldbesitzer betroffen sind, war weiter zu erfahren. Insgesamt beträgt die Schadholz-Aufarbeitung im Landkreis Lörrach 60 000 Festmeter Käfer- und Dürrholz. „Das ist schon jetzt mehr als im gesamten vergangenen Jahr“, sagte Schirmer.

Er machte darauf aufmerksam, dass man im Kampf gegen den Käferbefall schnell vorgehen müsse, die Kapazitäten bei den verarbeitenden Holzbetrieben aber begrenzt seien. „Wir kommen teilweise nicht hinterher und müssen deshalb Schwerpunkte setzen.“ Oftmals könne man aber nur machtlos zuschauen, wie sich der Borkenkäfer ausbreite.

Und das gehe insbesondere in der Kernzone des Biosphärengebiets rasant, weil dort der Wald sich selbst überlassen werde, deutete Schirmer auf den „Sengalenkopf“. Es sei eine Illusion, den Käferbefall in den Randgebieten zu bekämpfen und so die weitere Ausbreitung zu verhindern.

Schirmer machte auch auf zunehmende Kahlflächen aufmerksam. Hier müsse so schnell wie möglich aufgeforstet werden, forderten Hoffmann.

Konsequente Bejagung ist unerlässlich

Auch sei eine konsequente Bejagung unerlässlich. „Hier geht es um alles“, sagte der FDP-Politiker. Langfristig müsse der Wald klimastabil umgebaut werden, erklärte Schirmer. Es werde zwangsläufig einen Wechsel bei den Baumarten geben: Weniger Fichten und Buchen, dafür mehr Tannen, Douglasien Eichen sowie auch bisher nicht hier vorkommende Baumarten. „Die Natur alleine kann das Problem jedenfalls nicht lösen“, ist sich Hoffmann sicher. Dazu sei die Entwicklung zu rasant.

Klar sei auch, dass die notwendigen Maßnahmen vermehrt zu Konflikten mit Freizeit- und Erholungsaktivitäten im Wald führen werden.

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