^ Kreis Lörrach: Warum ich Jäger bin? - Kreis Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Kreis Lörrach Warum ich Jäger bin?

Die Oberbadische

Jäger sein: ja klar. Wieso sollte ich das begründen oder verteidigen"

Fünfter Teil unserer Serie Badische Jäger Lörrach feiern ihr 60-jähriges Bestehen: Warum ich Jäger bin?

Sechs Jägerinnen und Jäger stellen sich vor und schildern ihre Beweggründe zu jagen.

Guy Wennmacher, Professor für Mechatronik, 50 Jahre: „Jäger sein: ja klar. Wieso sollte ich das begründen oder verteidigen" Aufgewachsen in einer jagdneutralen Familie hat mich die Passion als Student ereilt. 1987 legte ich mein grünes Abitur in Aachen ab. Seitdem habe ich wohnortnah immer eine Möglichkeit gefunden, die Jagd auszuüben. Durch mein nicht nachlassendes Interesse an der Umwelt entstanden über die Jahre genaue Kenntnisse in Geographie und Geologie, über Pilze, Pflanzen und Tiere. Ein beeindruckendes Erlebnis ist es, frühmorgens miterleben zu können, wie die Natur aus der Nacht erwacht, die Sonne sich über dem Wald und den Bergen des Südschwarzwaldes erhebt und Nebelfetzen sich auflösen, die Vogelwelt erklingt und ein neuer Tag ganz langsam und unaufgeregt beginnt. Zeit zum Nachdenken und Entspannung wechseln sich ab mit Momenten der Anspannung und des Jagdfiebers. Als Jäger habe ich den Auftrag, die Fauna zu schützen. Aber ich darf und soll sie auch nutzen. Als überzeugter Nicht-Vegetarier kenne ich den Werdegang meines Sonntagsbratens, bringe den Tod und fördere zugleich neues Leben – nur eben nicht in kleinen Raten, wie es der alltägliche Erwerb einer Schinkenwurst oder von Lederschuhen verursacht. Meine jugendlichen Kinder begleiten mich gerne zur Jagd, meine Partnerin hat gerade ihren Jagdschein bestanden und sammelt jetzt ihre Jagderfahrungen."

Jeannette Wassmer, Industriekauffrau, 64 Jahre: „Ich komme aus einer Förster- und Jägerfamilie. Schon mein Urgroßvater hat gejagt und so bin ich mit der Jagd aufgewachsen. Der Umgang mit der Natur und die Jagd sind für mich selbstverständlich.Zum Jagdschein kam ich erst mit 40 Jahren. Vorher ließ sich das zeitintensive Jagen mit meiner Familie und den drei Kindern nicht gut vereinbaren. Jagdhunde haben wir schon damals ausgebildet. Mit meinem Mann teile ich die Passion für die Jagd, und wir haben seit vielen Jahren gemeinsam ein Revier im Zeller Bergland gepachtet. Ich übernehme gerne Verantwortung und möchte auch entscheiden, wie und was ich jage. Ich jage sehr traditionell und mir ist ein gesunder Wildbestand sehr wichtig. Zudem gibt uns die Jagd ein sehr gesundes Lebensmittel.Seit meiner Kindheit verbringe ich sehr viel Zeit in der Natur und habe daher viel Erfahrung gesammelt. Leider wirken sich klimatische und menschliche Einflüsse sehr negativ auf die Tierwelt aus. Das Rehwild wird durch intensive Bewirtschaftung und starke Freizeitnutzung von Wald und Flur zurückgedrängt. Wildschweine dagegen vermehren sich und bereiten uns Jägern durch massive Schäden Kosten, Arbeit und Ärger. Bei aller Leidenschaft ein negativer Aspekt in meinem Jägerleben. Durch mein jagdliches Wirken und Arbeiten bin ich auch sehr in den Naturschutz eingebunden." 

Martin Wissler, Hotelier Berghotel Wiedener Eck, 55 Jahre: „Wir waren schon immer ein „wildes Haus“. Seit Generationen sind wir Jäger und Jagdpächter der Gemeindejagd Wieden. Meine beiden Söhne haben auch den Jagdschein und setzen die Tradition fort. Ich selbst bin mit der Jagd, mit Jagdhunden und Jagdgästen aufgewachsen.  Für mich ist Jagen mehr als ein Hobby, es ist eine Passion. Ich jage, weil es mir Freude macht Draußen zu sein und Verantwortung für die Natur und das Wild zu übernehmen. Man erlebt seine Heimat viel intensiver. Aber auch das Beute machen ist ein wichtiger Aspekt. Dabei lege ich größten Wert auf einen respektvollen Umgang mit dem Wild, vor und nach dem Schuss. Die Jagd ist eine öffentliche Angelegenheit und wir Jäger müssen uns nicht verstecken. In unserem Haus wird Jagd gelebt. Die meisten unserer Gäste sind interessiert und wissen das zu schätzen. Natürlich kann man über die Jagd auch kontrovers diskutieren. Ignorante Klischeeliebhaber nehme ich gerne mit ins Revier, um ihnen vor Ort unsere Arbeit in der Natur und die Wichtigkeit unseres Handelns zu erklären. Oft wissen die Leute einfach nicht Bescheid und sind dankbar für jede Aufklärung. Die von uns angebotenen Wildgerichte haben so manchen Kritiker umgestimmt. Das Beste, was der Jagd heute passieren kann, ist dass ihre Akzeptanz in der Bevölkerung wieder steigt."

Fritz Meier, Rentner, 67 Jahre: „Mit 50 Jahren habe ich den Jagdschein gemacht und mir damit einen Jugendtraum erfüllt. Als Junge wollte ich nämlich Förster werden. Ich war schon immer sehr naturverbunden, obwohl ich in Frankfurt aufgewachsen bin. Aber wir hatten einen großen Garten. Diese Naturverbundenheit habe ich von meinem Vater. </p><p>Seit acht Jahren bin ich nun Jagdaufseher in einem 1200 Hektar großen Revier. Ich genieße es, jeden Tag rauszugehen. Das ist Entspannung pur. Beim Ansitzen kann ich vollkommen abschalten, aber gleichzeitig sind alle meine Sinne angespannt und ich fühle mich im Einklang mit der Natur. Jeder hat ja seine eigene Auffassung von Jagd. Für mich bedeutet es ein Stück Selbstverwirklichung, ich gehe darin auf und identifiziere mich damit. Deshalb trete ich auch immer als Jäger auf. Ein besonderes Anliegen ist mir die Öffentlichkeitsarbeit. Die Leute haben oft keine Ahnung und ich möchte ihnen vermitteln, dass Jagd nicht nur Töten ist, sondern sehr viel mit Natur erleben und Natur schützen zu tun hat. Früher habe ich jedes Jahr eine Hubertuswoche für Nicht-Jäger veranstaltet. Wir haben Reviergänge gemacht, Futterstellen gebaut und Nistkästen aufgehängt. Heute unterstütze ich den Kreisverein bei seinen öffentlichen Auftritten und führe Schulklassen durch unser Revier. Kinder sind noch so begeisterungsfähig."

Sabine Thoma, Fleischerin, 35 Jahre: „Ich bin Jungjägerin und habe dieses Jahr meinen Jagdschein gemacht. Zusammen mit meinem Lebensgefährten besuchte ich die Jagdschule, weil ich Interesse an der Natur und an unseren Wildtieren habe und mehr darüber erfahren wollte. Außerdem essen wir gerne Wild. Als Fleischerin habe ich da einen Vorteil, denn ich weiß, wie man das Wildbret verarbeiten muss. Für mich spielen Qualität und Herkunft von Lebensmitteln eine wichtige Rolle. Ich würde nie abgepacktes Fleisch kaufen. Wir leben mit vier Generationen in einem landwirtschaftlichen Familienbetrieb und sind soweit wie möglich Selbstversorger. Das ist für mich eine ganz neue Dimension, da ich selbst keinen landwirtschaftlichen Hintergrund habe. Sofern es die Zeit und unser kleiner Sohn zulassen, helfe ich im Stall und im Garten oder gehe auf die Jagd. Für seine und die nächsten Generationen müssen wir die Natur erhalten. Deshalb müssen wir auch vernünftig und nachhaltig wirtschaften und jagen. Wir sind ja keine Vollernter und entnehmen nur das Wild, was sinnvoll ist und was wir brauchen. Wer Schießen will, kann auf den Schießstand gehen. Wenn ich ein Tier erlege, muss es schnell gehen. Ich möchte einen sauberen Schuss antragen, denn das Leid eines Tieres muss vermieden werden. Seit ich den Jagdschein habe, nehme ich die Natur viel intensiver wahr."

Philip Dahm, Önologe, 35 Jahre: Zur Jagd bin ich schon als Junge gekommen. Die Jäger im Ort haben mich immer zur Niederwildjagd mitgenommen. Das war sehr spannend für mich. Meine ersten Karriereschritte habe ich als Treiber gemacht. Den Jagdschein habe ich aber erst vor sechs Jahren direkt nach dem Studium gemacht. Da ich aus einer Gärtnerfamilie stamme, war ich schon als Kind viel draußen in der Natur. Die Verbundenheit mit der Natur treibt mich auch heute an. Wenn ich früh morgens ansitze und die Natur langsam erwacht, dann spüre ich diese Naturverbundenheit. Das ist für mich ein echter Ausgleich zum Alltag. Aber auch die Gemeinschaft mit den anderen Jägern in unserem Revier bedeutet mir sehr viel. </p><p>Aus meinem Beruf als Kellermeister ergibt sich auch ein professionelles Interesse am Thema Wildbret. Wein und Wildgehören einfach zusammen. Was mich stört, ist das weit verbreitete klischeehafte Denken über Jäger. Wir werden leider häufig nur auf das Jagen mit der Waffe reduziert. Die Jagd beinhaltet aber viel mehr, wie zum Beispiel die Hege und Pflege von Wild und Natur. Ich möchte, dass die Jagd zukunftsfähig bleibt und wieder positiver besetzt ist. Dazu will ich beitragen.

Am Samstag erscheint der letzte Teil unserer Serie, ein Interview mit Kreisjägermeister  Dietrich Brombacher

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