Kreis Lörrach Was Frauen für ihren Schutz brauchen

Maja Tolsdorf
Für jede Frau sollte es die Möglichkeit geben, Zuflucht zu finden, meint Carolin Throm vom Autonomen Frauenhaus Lörrach. Foto: pixabay

Das Frauenhaus hat nun zwei Häuser und blickt dank Um- und Ausbau nach Ende der Corona-Pandemie erneut auf ein bewegtes Jahr 2023 zurück. Doch auch künftig werden die Mitarbeiterinnen noch nicht zur Ruhe kommen.

Das Frauenhaus kann seit vergangenen Sommer nun 24 Plätze in zwei Häusern anbieten. Nach dem Um- und Ausbau sowie nach dem Ende der Corona-Pandemie würden sich Geschäftsführerin Antje Lauber und Carolin Throm nun wünschen, dass wieder Normalität einkehrt, wie sie beim Pressegespräch zum Jahresbericht 2023 erklären. Doch die aktuelle Lage lässt ihnen kaum Zeit zum Verschnaufen, denn es fehlt an Personal, um die Kapazitäten des Frauenhauses voll ausschöpfen zu können. Deshalb werden derzeit dringend zwei Sozialpädagoginnen oder Sozialarbeiterinnen gesucht. „Der Ausbau war die eine Sache, doch das Team war bisher noch nicht in der Lage, komplett zu sein“, sagt Lauber. Zudem arbeiteten die Mitarbeiterinnen mit dem Mangel, um misshandelten Frauen Schutz bieten zu können. So auch mit dem an bezahlbarem Wohnraum, wenn es darum geht, Frauen mit und ohne Kinder im Anschluss an ihren Aufenthalt im Frauenhaus eine Wohnung zu suchen. Dennoch sagt Antje Lauber: „Grundsätzlich sind wir stolz auf das, was wir erreicht haben. Die Steine, die uns im Weg waren, haben wir beiseite geräumt.“

Platzzahl erhöht

So konnten nach Umbau und Erweiterung im Sommer 2023 die beiden Frauenhäuser in Betrieb gehen. Die Platzzahl erhöhte sich damit von 14 auf 24. Doch auch dies reiche nicht aus, denn die Istanbuler Konvention fordert entsprechend der Einwohnerzahl 59 Plätze. Insgesamt 68 Frauen und 69 Kinder haben im vergangenen Jahr Zuflucht im Autonomen Frauenhaus gefunden. Rund 35 Prozent kamen dabei aus dem Landkreis Lörrach, etwa 31 Prozent aus einem anderen Bundesland. Bei den Kindern kamen circa 45 Prozent aus einem anderen Bundesland und rund 23 Prozent aus dem Landkreis Lörrach. Insgesamt haben im vergangenen Jahr 137 Frauen und Kinder im Frauenhaus Schutz gefunden, was einer Auslastung von 74,91 Prozent entspricht.

Eine 100-prozentige Aufnahme sei bis zum 30. Juni nicht möglich gewesen, denn dies hätte 14 Frauen mit Kindern entsprochen und die hatten im neu erworbenen Haus keinen Platz. Das alte Haus war bis Ende Juni noch Baustelle und auch das neue habe man ab dem 1. Juli wegen Baumängeln zunächst nur eingeschränkt belegen können, wie das Autonome Frauenhaus und sein Trägerverein „Frauen helfen Frauen“ in der Jahresbilanz schreiben. Denn bis zum 30. Juni konnte nur zwölf Frauen und Kindern in sehr beengten Verhältnissen Platz im neu erworbenen Haus angeboten werden. Wegen Baumängeln sei auch das barrierefreie Apartment erst zum Jahresende belegbar gewesen.

Neue Möglichkeiten

Doch die Erweiterung brächte auch neue Möglichkeiten. So könnten nun auch Frauen mit älteren Jungen über 13 Jahren aufgenommen werden. Zudem sollen nun auch Kinder gezielter betreut werden, die Gewalt in der Familie erlebt haben. Denn meist ist es der Freund, der seine Partnerin misshandelt (rund 40 Prozent), gefolgt vom Ehemann (rund 35 Prozent).

Eine weitere Hürde, die das Frauenhaus vor Herausforderungen stellt, ist die Finanzierung. Denn die Tagessätze pro schutzbedürftiger Frau müssten mit dem Landkreis immer wieder neu verhandelt werden, sofern die Frau auch unabhängig von ihrem Ehemann leistungsberechtigt ist. Ansonsten muss der Trägerverein des Frauenhauses für deren Schutz aufkommen, was dank Spenden auch gelinge, sagt Carolin Throm. Sie fordert: „Es muss für jede Frau die Möglichkeit geben, Schutz zu bekommen.“ Deshalb wünschte sie, Frauenhäuser würden „bedarfsgerecht und unabhängig von der Belegung finanziert werden“.

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